Frequenzauktion

Frequenzauktion: Beteiligte sind "froh, dass es vorbei ist"

In Mainz überreichte die BNetzA feierlich die Zuteilungsurkunden für die ersteigerten Frequenzblöcke. Im beschaulichen Mainz ging es im Jahr 2015 wesentlich ruhiger zu als bei der spektakulären UMTS-Auktion von 2000. Mobilfunk-Insider Henning Gajek fängt die Atmosphäre und Stimmung in Mainz ein.
Aus Mainz berichtet

Der damalige Chef von Mannesmann Mobilfunk, Jürgen von Kuczkowski wurde wie ein Popstar von Kameras und Mikrofonen umringt, als er einräumte, dass das nicht gerade günstig war, aber man werde attraktive Dienste bringen. Der damalige Vorsitzende der Viag Interkom (heute o2), Maximilian Ardelt schimpfte hingegen in die Mikrofone und Notiz­blöcke der Reporter, dass es doch ein Wahnsinn sei, soviel Geld (rund 8 Milliarden Euro) für ein Blatt Papier (die Lizenz) auszugeben. Später stellte sich heraus, dass die unvorstellbare Summe von 20 Milliarden Euro als Limit bei Viag Interkom für die Auktion intern verabredet war.

BNetzA muss jetzt die ersteigerten Frequenzblöcke konkret zuteilen. BNetzA muss jetzt die ersteigerten Frequenzblöcke konkret zuteilen.
Bild: dpa
Rene Obermann damals noch Chef von T-Mobile (heute Telekom Mobilfunk) gab zu bedenken, dass sich die Ausgaben langfristig rechnen würden. Nur E-Plus-Technik-Chef Horst Lennertz betrat - von Journalisten kaum bemerkt - das Gebäude, wo ihm der damalige Chef der Regulierungsbehörde (heute Bundesnetzagentur) sein "Beleid" aussprach. Wenige Stunden vor Schluss war nämlich aus dem damaligen Bieterkonsortium "Auditorium S.A.", zu dem KPN/E-Plus gehörte, der Partner "Three/Drei" des Multimilliardärs Lee Ka Shing ausgestiegen. Vermutlich, ohne einen Cent an den Lizenzkosten zu bezahlen. Die verbliebene niederländische KPN hatte an den 8 Milliarden schwer zu tragen.

Gerhard Schmid, damals Chef der Mobilcom Multimedia zeigt seine Urkunde wie ein Abitur­zeugnis hoch "Seht her, ich hab sie", aber sein Partner die französische Telecom, die damals die Deutsche Telekom "ärgern" wollte, bekam recht schnell kalte Füße und zog sich zurück, nachdem Bundeskanzler Schröder die Franzosen noch davon überzeugt hatte, den gigantischen Schuldenberg von rund 7 Milliarden Euro zu übernehmen.

Auch die "Group 3G", die aus der damals noch eigenständigen Finish Telecom "Sonera" und der spanischen Telefónica bestand, bekam eine Lizenz, die sie kurze Zeit unter dem Namen "Quam" in Deutschland nutzen sollte, bevor der Betrieb eingestellt wurde. Die teure Lizenz bescherte der Finish Telecom "Sonera" und dem Staat Finnland eine dicke Finanzkrise. Das Unternehmen schrammte nur knapp an der Katastrophe vorbei, weil die schwedische Telia mit ihr fusionierte.

Ein Fernsehteam - kaum Zuschauer

Heute - 15 Jahre später - war von alle dem wenig zu sehen. Ein Fernsehteam des Südwestrundfunks war vor Ort - für den Bericht in der Landesschau und ein kurzes Bild in der Tagesschau.

Erneut ist Telefónica unter den Bietern und bekamen die Lizenz zum günstigsten Preis von knapp 1,2 Milliarden Euro. Die Deutsche Telekom bezahlt knapp 1,8 Milliarden und Vodafone (damals Mannesmann) musste etwas über 2 Milliarden Euro auf den Tisch blättern. Die damalige E-Plus ist heute Bestandteil der Telefónica - wer hätte das vor 15 Jahren schon gedacht? Vermutlich wurde damals durch die teure Auktion und den Ausstieg von "Drei" der Grundstein der späteren Fusion von o2 und E-Plus gelegt.

Wie geht es weiter?

Junghans Stopp-Uhr: Ein baugleiches Modell kam schon 2000 zum Einsatz, um die Dauer der einzelnen Runden festzulegen. Junghans Stopp-Uhr: Ein baugleiches Modell kam schon 2000 zum Einsatz, um die Dauer der einzelnen Runden festzulegen.
Bild: dpa
Als Fleißaufgabe für die Bundesnetzagentur müssen nun die "abstrakten" Frequenz­zuteilungen in konkrete Frequenzen (in MHz) umgerechnet und den drei Unternehmen explizit zugeteilt werden. Dort, wo bestimmte Frequenzen schon genutzt werden, müssen exakte Absprachen getroffen werden, wann und wie welche Frequenz geräumt oder umgeschaltet wird. Experten rechnen damit, dass dies ab dem Jahre 2017 der Fall sein wird.

In der Mainzer Außenstelle der BNetzA kehrt nun für rund 5 Jahre Ruhe ein, bevor im Jahre 2020 die sündhaft teuren UMTS-Frequenzen bei 2 GHz neu versteigert werden, sofern eine Frequenz­knappheit besteht, wie ein Regulierungs­experte eines beteiligten Netzbetreibers im Hintergrund­gespräch gegenüber teltarif.de verriet. Er ist sich sicher, dass sich die Zahl der Basis­stationen nicht mehr wesentlich verändern wird, weil damit eine flächendeckende Versorgung möglich sei. Wie hoch der künftige Frequenzbedarf sei, müsse man dann sehen.

Prognosen sind immer schwierig. Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass von den damals sechs nur noch drei ("echte") Netzbetreiber übrig bleiben werden? Wer hätte vermutet, dass 384 kBit/s schon bald nur noch Schmunzeln hervorrufen würden? Wie mag es 2020 aussehen? Gibt es dann vielleicht nur noch zwei Netzbetreiber oder kommen doch ganz neue oder altbekannte oder bisher nicht bei uns aktive Player Spieler dazu?

Stop-Uhr "Made in Germany"

Die große Junghans-Stop-Uhr der diesjährigen Versteigerung ist übrigens das gleiche Modell wie im Jahre 2000, doch die Original-Uhr der 2000er-Versteigerung wurde damals für 30 000 DM für "einen guten Zweck" versteigert. Den Organisatoren der BNetzA gelang es aber, ein gebrauchtes Exemplar dieser Uhr zu besorgen. Ob und gegebenenfalls wann diese erneut versteigert wird, ist nicht bekannt.

Mehr zum Thema Frequenzen