Breitbandausbau: NRW auf dem Weg zum Glasfaserland
Der Erfolg des Breitbandausbaus zwischen Rhein und Weser in den vergangenen drei Jahren ist nicht wegzudiskutieren: Verfügten 2018 nur neun Prozent der Haushalte in NRW über einen gigabitfähigen Anschluss, sind es im vergangenen Jahr schon 66 Prozent gewesen. Das hängt auch damit zusammen, dass sich die Landesregierung in Düsseldorf 2018 dazu entschloss, die eigene Förderung auf die Glasfaser zu fokussieren.
Bei reinen Glasfaseranschlüssen sieht es hingegen nicht ganz so gut aus. Mit 16 Prozent der Haushalte, die einen FTTB/H-Anschluss besitzen, liegt NRW aber immerhin über den Bundesdurchschnitt von 13,9 Prozent (Stand Mitte 2020). Auf dem Siegertreppchen stehen allerdings Schleswig-Holstein (30,8 Prozent), Bayern (17,1 Prozent) und Sachsen (16,4 Prozent) – Hamburg als Stadtstaat mit über 80 Prozent FTTB/H-Versorgung einmal ausgenommen.
Digitale Genehmigungsverfahren sind „Meilenstein“
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (M.) wird vom BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers (l.) und BREKO-Landessprecher Stephan Zimmermann als Digitalpolitiker ausgezeichnet
Bild: MH Media
Bis Ende des Jahres will NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart den Anteil der FTTB/H-Haushalte aber auf 40 Prozent erhöhen. Sein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Schulen, die allesamt bis Ende 2022 einen gigabitfähigen Anschluss bekommen sollen. Derzeit liegt die Quote bei 42 Prozent. „Ein Großteil der Schulen befindet sich in der Planung“, sagte Pinkwart auf dem Glasfaserforum.
Um diese Ziele zu erreichen, unterstrich der Minister, wie wichtig eine enge Kooperation zwischen Netzbetreibern und Kommunen ist. „Behörden beklagen oft unvollständige Anträge“, sagte Pinkwart. Als Meilenstein für die Beschleunigung des Ausbaus bezeichnete der FPD-Politiker die Digitalisierung der Genehmigungsverfahren.
Darüber hinaus nahm er auch die Wirtschaft ins Gebet. „Insbesondere der Mittelstand muss das Potenzial der Glasfaser erkennen“, erklärte der Wirtschaftsminister auf dem Online-Forum.
Investition von ein bis zwei Milliarden Euro angekündigt
Was in Sachen Glasfaserausbau in ländlichen Regionen erreicht wurde, muss nach Ansicht von BREKO-Landessprecher Stephan Zimmermann nun in den NRW-Städten fortgeführt werden
Bild: Deutsche Glasfaser/Senden
Der Erfolg des Glasfaserausbaus in Nordrhein-Westfalen hängt auch mit den 40 Netzbetreibern zusammen, die größtenteils im Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) organisiert sind. Nach Angaben des BREKO-Landessprechers NRW Stephan Zimmermann haben die Verbandsmitglieder in der Vergangenheit eine Milliarde Euro in die Netze zwischen Rhein und Weser investiert. „In den nächsten Jahren werden es noch einmal ein bis zwei Milliarden Euro sein“, kündigte Zimmermann auf dem Glasfaserforum an.
BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers nutzte die Gelegenheit auf dem Forum, um Andreas Pinkwart für sein Engagement in Sachen Glasfaserausbau als Digitalpolitiker auszuzeichnen. Albers würdigte die Initiativen des Wirtschaftsministeriums.
So wurden 2018 rund 50 Breitbandkoordinatoren eingeführt. Auch der Gigabit-Gipfel NRW geht auf Pinkwarts Betreiben zurück. „Er kümmert sich mit seinem Team vor allem um die sozio-ökonomischen Treiber des Glasfaserausbaus und wirbt für alternative Verlegemethoden“, ergänzte Albers.
Ko-Finanzierung zur Graue-Flecken-Förderung
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart beim Spleißen einer Glasfaser in einer Schule. Bis Ende 2022 sollen alle Schulen in NRW einen Gigabitanschluss erhalten
Bid: MWIDE NRW/E. Lichtenscheidt
Pinkwart ist der erste Politiker, der diese Auszeichnung des BREKO erhält. Natürlich verbindet der Verband damit ganz unverblümt, dass die Bemühungen weiter fortgeführt werden. Immerhin konnte der Wirtschaftsminister bereits zusagen, dass es auch zur Graue-Flecken-Förderung des Bundes eine Ko-Finanzierung des Landes NRW geben wird. Eine entsprechende Richtlinie ist derzeit in Planung.
„Was wir im ländlichen Raum erreicht haben, müssen wir in den Städten fortführen“, forderte Landessprecher Zimmermann zusätzlich. „Das wird sicherlich nicht einfach werden.“ Auch deshalb geht das Wirtschaftsministerium auf die Tiefbauämter der Städte in NRW zu, um den Weg für den weiteren Glasfaserausbau in Nordrhein-Westfalen zu ebnen.