Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Keine Sommerpause für Netzbetreiber

Quasi unbe­ein­druckt von hohen Tempe­raturen und der Urlaubs­zeit geht der Breit­band­ausbau in Deutsch­land auch in diesen Wochen weiter. Neben den Bran­chen­größen stechen auch viele klei­nere Netz­betreiber den Spaten in die Erde, um Glas­faser zu verlegen.
Von Marc Hankmann

Neben zahl­rei­chen klei­neren Projekten baut die Deut­sche Telekom derzeit in Ludwigs­hafen ein FTTH-Netz für 27.000 Haus­halte. Im Stadt­teil Oggers­heim laufen die Arbeiten für 8200 Anschlüsse. In Rosen­heim wollen die Bonner 15.000 Haus­halte mit Glas­faser versorgen. Die Bauar­beiten werden bis Ende 2023 andauern. Im kommenden Jahr wird die Telekom zudem für 19.500 Haus­halte in Strau­bing und für 13.000 Haus­halte in Vater­stetten ein FTTH-Netz errichten. In Vater­stetten dürfte der Ausbau bis 2025 dauern. Ein Jahr zuvor sollen in Winnenden 13.000 Haus­halte über Telekom-Glas­faser im Internet surfen können.

In Vaterstetten erhalten 13000 Haushalte einen FTTH-Anschluss von der Telekom. Dafür unterzeichneten Monika Adelsberger (Telekom: Leiterin Produktion Technische Infrastruktur), Bernhard Multerer (Telekom: Regionalmanager), Alexandra Haunz (Telekom: Key Account Managerin) und Vaterstettens Erster Bürgermeister Leonhard Spitzauer (v. l. n. r.) eine Kooperationsvereinbarung. In Vaterstetten erhalten 13000 Haushalte einen FTTH-Anschluss von der Telekom. Dafür unterzeichneten Monika Adelsberger (Telekom: Leiterin Produktion Technische Infrastruktur), Bernhard Multerer (Telekom: Regionalmanager), Alexandra Haunz (Telekom: Key Account Managerin) und Vaterstettens Erster Bürgermeister Leonhard Spitzauer (v. l. n. r.) eine Kooperationsvereinbarung.
Foto: Deutsche Telekom
Darüber hinaus ist die Telekom gemeinsam mit dem Ener­gie­ver­sorger EWE im Joint Venture Glas­faser Nord­west unter­wegs. Im Juli 2022 kündigte das Unter­nehmen für Neu Wulms­dorf (5600 Anschlüsse) und Jork (3500 Anschlüsse) neue Ausbau­pro­jekte an. Darüber hinaus erwei­tert Glas­faser Nord­west seine FTTH-Netze in Brake um weitere 4800 und in Bramsche um 200 Anschlüsse. Und im west­fäli­schen Emsdetten wird die TKRZ Stadt­werke GmbH das Netz der Glas­faser Nord­west mit rund 9600 Anschlüssen nutzen. Beide Unter­nehmen haben dazu eine Open-Access-Verein­barung abge­schlossen, nachdem die TKRZ in der Vergan­gen­heit kriti­sierte, dass sie keinen Zugang zum Netz erhalte, während die Telekom und EWE zum Teil über Toch­ter­unter­nehmen bereits Anschlüsse vermark­teten. Sogar von einer Kartell­beschwerde war damals die Rede.

Deut­sche Glas­faser in der Gigabit-Region Stutt­gart aktiv

Eines der größten Telekom-Projekte ist die Gigabit-Region Stutt­gart. Hier sind die Bonner aber nicht allein aktiv. Die Deut­sche Glas­faser startet unlängst die Tief­bau­arbeiten für das Glas­faser­netz in Rohrau in der Gemeinde Gärtringen im Land­kreis Böblingen, der ebenso zur Gigabit-Region gehört wie der Land­kreis Ludwigs­burg. Hier baut die Deut­sche Glas­faser ein FTTH-Netz in Groß­bot­twar für über 4000 Haus­halte. „Unser Ziel für die Region Stutt­gart ist der Anschluss von über 200.000 Haus­halten an das Glas­faser­netz“, erklärt Marius Dall­mann, Geschäfts­leiter Expan­sion bei der Deut­schen Glas­faser.

In Sontheim geht das geförderte Glasfasernetz an den Start In Sontheim geht das geförderte Glasfasernetz an den Start.
Foto: Leonet
In Bayern koope­riert die Deut­sche Glas­faser mit der Münchener Stadt­wer­ketochter M-net. Demnächst rollen in Wehringen und in Bobinger Vororten die Bagger an. Derzeit finden Haus­bege­hungen statt. Etwa eine drei­viertel Auto­stunde südlich liegt Sont­heim. Hier hat das Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen Leonet ein Glas­faser­netz in Betrieb genommen. Es handelt sich um das erste Ausbau­pro­jekt, dass im Rahmen der baye­rischen Giga­bit­richt­linie umge­setzt worden ist. „Nach nur andert­halb Jahren Bauzeit sind alle Sont­heimer Haus­halte direkt mit Glas­faser erschlossen“, sagt Bayerns Finanz- und Heimat­minister Albert Füra­cker. „Ich freue mich, dass der Frei­staat die Gemeinde auf dem Weg zu Gigabit mit über 1,12 Millionen Euro unter­stützen konnte“.

Berlin will 550 Schulen mit Glas­faser versorgen

Daneben gibt es etliche weitere Netz­betreiber, die Glas­faser in die Erde bringen oder es zumin­dest ankün­digen. So plant die Deut­sche GigaNetz FTTH-Netze in Künzelsau, Ingel­fingen, Bad Camberg, Rotten­burg an der Laaber, Bad Wimpfen und Bad Fried­richs­hall. In Rappenau erfolgte Mitte Juli 2022 der Spaten­stich für den Glas­faser­ausbau und in Biberach sowie Kirch­hausen star­tete die Deut­sche GigaNetz die Vorver­mark­tung. Glei­ches tat der Netz­betreiber goetel in Allen­dorf (Lumda), Stau­fen­berg, Rabenau und Wanfried. Erfolg­reich abschließen konnte Goetel die Vorver­mark­tung in Kirch­heim, Fritzlar, Eimen und Gellie­hausen, einem Orts­teil der Gemeinde Glei­chen. Dagegen begann das Unter­nehmen mit dem Glas­faser­ausbau in Anders­hausen. In Großen­rode, einem Stadt­teil Morin­gens, erfolgte der Spaten­stich. In Wilhelms­hausen und Knick­hagen in der Gemeinde Fuldatal schloss goetel den Glas­faser­ausbau ab, und die Stadt Lenne ist bereits ans Netz gegangen.

Der Netz­betreiber envia TEL hat in Glauchau die Indus­trie- und Gewer­bege­biete Nord­west, Nordost, Nieder­lung­witz und Rein­holds­hain mit Glas­faser erschlossen und im Mai 2022 in Betrieb genommen. Auch Neukie­ritzsch wird von envia TEL ein FTTH-Netz erhalten. Dafür hat die Kommune die notwen­dige Vorver­mark­tungs­quote von 45 Prozent erreicht. Die Bauar­beiten werden voraus­sicht­lich im Früh­jahr 2023 starten. Auch der Netz­betreiber htp hat in Oelber, Pattensen, Ditterke und Leveste die Vorver­mark­tungs­quote erreicht. Das mag auch daran liegen, dass ein Haus­anschluss nach dem Ende der Vermark­tungs­aktion rund 3000 Euro kosten kann. In Ditterke und Leveste beginnt im Oktober 2022 der Tiefbau. In Pattensen will htp die Arbeiten bis Herbst 2023 beenden und dann die Anschlüsse akti­vieren.

Staatssekretär Tino Schopf (links) und Sören Trebst, Vorsitzender der Geschäftsführung von 1&1 Versatel, mit der Absichtserklärung für den Bau von 20000 Glasfaseranschlüssen Staatssekretär Tino Schopf (links) und Sören Trebst, Vorsitzender der Geschäftsführung von 1&1 Versatel, mit der Absichtserklärung für den Bau von 20000 Glasfaseranschlüssen
Foto: 1&1 Versatel
Beson­ders begehrt beim Glas­faser­ausbau ist Berlin und die Speck­gürtel rund um die Bundes­haupt­stadt. Nun steigt hier auch 1&1 Versatel mit ein. Das Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen will bis 2030 rund 20.000 Anschlüsse bauen – vornehm­lich in Gewer­bege­bieten und für sozio­öko­nomi­sche Einrich­tungen wie Kran­ken­häuser oder Behörden. Bis Ende 2024 sollen dadurch 550 Berliner Schulen einen Glas­faser­anschluss erhalten.

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