Breitband: Immer mehr Unternehmen bauen Glasfasernetze
Nach Angaben des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) fließen in den kommenden fünf Jahren rund 43 Milliarden Euro in den Glasfaserausbau. Auch TK-Experte Prof. Dr. Torsten Gerpott geht von Investitionen zwischen 40 und 45 Milliarden Euro aus. „Das reicht, um Deutschland flächendeckend zu verglasen“, sagte Gerpott bei der Vorstellung der diesjährigen Gigabit-Studie des Verbands der Anbieter für Telekommunikations- und Mehrwertdienste (VATM).
Immer mehr Unternehmen streben in den Glasfaserausbau. Auch die Telekom drückt auf die Tube: U. a. baut sie im Märkischen Kreis bis Mitte 2023 FTTH-Anschlüsse für 44650 Haushalte.
Foto: Odebralski/Märkischer Kreis
Für dieses Ziel tritt auch die EnBW-Tochter Plusnet an, die im April 2021 ankündigte, bundesweit in den Glasfaserausbau einsteigen zu wollen. Inzwischen liegen Kooperationsvereinbarungen mit acht Kommunen in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vor, über die 1200 Glasfaseranschlüsse realisiert werden sollen. So erhalten im pfälzischen Landau, im nordhessischen Allendorf (Eder) und in Bergisch Gladbach insgesamt 450 Unternehmen symmetrische Übertragungsraten von bis zu 10 GBit/s.
Mehr Glasfaser für Bayern
Ein alter Hase im Breitbandausbau ist hingegen die Deutsche Glasfaser. Sie will in Bayern bis 2025 550.000 FTTH-Anschlüsse realisieren und hat dafür eine Vereinbarung mit Albert Füracker, Bayerischer Staatsminister der Finanzen und für Heimat, unterzeichnet. Die Regierung des Freistaats, die mit Fördergeldern nicht gerade sparsam umgeht, sagte im Gegenzug zu, den vorrangig eigenwirtschaftlichen Ausbau und die Anwendung moderner Verlegeverfahren durch das Unternehmen zu unterstützen. Derzeit versorgt die Deutsche Glasfaser 100.000 bayerische Haushalte in 85 Kommunen.
In den kommenden beiden Jahren wollen M-net und die Stadtwerke München weitere Haushalte in der bayerischen Hauptstadt mit Glasfaser versorgen.
Grafik: M-net
Derweil setzt die Münchener Stadtwerketochter M-net ihre Ausbauaktivitäten in der Hauptstadt des Freistaats fort. In den kommenden beiden Jahren will sie zusammen mit den Stadtwerken rund 20.000 zusätzliche Wohn- und Gewerbeeinheiten in München mit FTTH-Anschlüssen versorgen. Derzeit zählt das Glasfasernetz von M-net in der Metropole rund 630.000 Haushalte. Neben den bestehenden Erweiterungsgebieten laufen schon die Vorbereitungen für die nächsten Ausbauschritte“, erklärt Stadtwerke-Chef Florian Bieberbach.
Telekom erhöht Ausbautempo
Auch die Telekom drückt aufs Tempo. In diesem Jahr hat sie nach eigenen Angaben 1,2 Millionen FTTH-Anschlüsse gebaut und damit ihre Ausbauleistung im Vergleich zu 2020 verdoppelt. Ab 2024 sollen pro Jahr durchschnittlich 2,5 Millionen FTTH-Anschlüsse hinzukommen. Bis 2024 will die Telekom insgesamt zehn Millionen Haushalte mit Glasfaser anbinden. Dafür wollen die Bonner rund sechs Milliarden Euro investieren.
100 Millionen Euro von dieser Summe fließen nach Würzburg, wo die Telekom bis 2026 100.000 Haushalte an ihr Glasfasernetz anschließen will. Bis Ende 2022 sollen 20.000 Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten. Im Märkischen Kreis baut die Telekom bis Mitte 2023 FTTH-Anschlüsse für 44.650 Haushalte. 3550 Anschlüsse sind bereits buchbar. Im Saalekreis baut die Telekom für 7000 Haushalte Glasfaseranschlüsse und im Rhein-Lahn-Kreis schließt sie bis Ende 2023 alle 46 Schulen und sechs Kliniken ans Glasfasernetz an. Über die Glasfaser Nordwest, dem Gemeinschaftsunternehmen mit EWE, baut die Telekom zudem FTTH-Netze in Detmold und im niedersächsischen Bösel. Insgesamt entstehen 5300 Anschlüsse.
Ausbau der Kabelnetze und im Osten
Natürlich schläft auch die Konkurrenz nicht. Vodafone rüstet sein Kabelnetz auf und erhöht den Glasfaseranteil im Netz. Davon profitieren insgesamt knapp 20.000 Kabelhaushalte, unter anderem in Bremen und Berlin. Auch der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus, bekannt unter der Marke PŸUR ertüchtigt sein Netz. Der Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 bringt 69.000 Haushalten Gigabit-Speed fürs Surfen im Internet. Darüber hinaus hat Tele Columbus den Glasfaserausbau in Delitzsch (3500 Haushalte) abgeschlossen. Im benachbarten Köthen steht der Netzbetreiber kurz vor dem Ende der Netzmodernisierung. Von den neuen Glasfaserstrecken profitieren 5900 Haushalte.
Bürgermeister Michael Kieslich (l.) und Netkom-Geschäftsführer Hendrik Westendorff unterzeichnen die Ausbauvereinbarung für Eisenberg. Bis 2024 soll ein Glasfasernetz für rund 5000 Haushalte entstehen.
Foto: TEAG Thüringer Energie AG
Ebenfalls im Osten ist die Netkom unterwegs. In der ostthüringische Kreisstadt Eisenberg wird das Tochterunternehmen der TEAG Thüringer Energie AG bis 2024 ein Glasfasernetz für rund 5000 Haushalte errichten. Dafür investiert Netkom ca. neun Millionen Euro. Etwa eine Autostunde von Eisenberg entfernt liegt östlich von Leipzig der Ort Machern. Hier will envaiTEL für 3500 Haushalte bis Ende 2022 ein Glasfasernetz bauen. Voraussetzung ist jedoch, dass sich in der Vorvermarktung 35 Prozent der Macherner Haushalte für einen Vertrag mit enviaTEL entscheiden. Ab dem 1. Januar 2022 läuft die Vorvermarktung an. Ob das Tempo im Breitbandausbau weiter erhöht werden kann, liegt letztendlich also auch an den Bürgern selbst.