Schneller

Breitband: Immer mehr Unternehmen bauen Glasfasernetze

In den Ausbau von FTTB/H-Netzen kommt Bewe­gung. Nicht nur, dass auch inzwi­schen die Deut­sche Telekom die Glas­faser für sich entdeckt hat. Immer mehr Unter­nehmen steigen in den Netzbau ein. Mit ihnen kommen Milli­arden­summen in den Markt.
Von Marc Hankmann

Nach Angaben des Bundes­ver­bands Breit­band­kom­muni­kation (BREKO) fließen in den kommenden fünf Jahren rund 43 Milli­arden Euro in den Glas­faser­ausbau. Auch TK-Experte Prof. Dr. Torsten Gerpott geht von Inves­titionen zwischen 40 und 45 Milli­arden Euro aus. „Das reicht, um Deutsch­land flächen­deckend zu verglasen“, sagte Gerpott bei der Vorstel­lung der dies­jäh­rigen Gigabit-Studie des Verbands der Anbieter für Tele­kom­muni­kations- und Mehr­wert­dienste (VATM).

sehr viele orange Kabel entspringen einem Steckfeld und werden am unteren Rand des Bilds gebündelt Immer mehr Unternehmen streben in den Glasfaserausbau. Auch die Telekom drückt auf die Tube: U. a. baut sie im Märkischen Kreis bis Mitte 2023 FTTH-Anschlüsse für 44650 Haushalte.
Foto: Odebralski/Märkischer Kreis
Für dieses Ziel tritt auch die EnBW-Tochter Plusnet an, die im April 2021 ankün­digte, bundes­weit in den Glas­faser­ausbau einsteigen zu wollen. Inzwi­schen liegen Koope­rati­ons­ver­ein­barungen mit acht Kommunen in Hessen, Nord­rhein-West­falen und Rhein­land-Pfalz vor, über die 1200 Glas­faser­anschlüsse reali­siert werden sollen. So erhalten im pfäl­zischen Landau, im nord­hes­sischen Allen­dorf (Eder) und in Bergisch Glad­bach insge­samt 450 Unter­nehmen symme­tri­sche Über­tra­gungs­raten von bis zu 10 GBit/s.

Mehr Glas­faser für Bayern

Ein alter Hase im Breit­band­ausbau ist hingegen die Deut­sche Glas­faser. Sie will in Bayern bis 2025 550.000 FTTH-Anschlüsse reali­sieren und hat dafür eine Verein­barung mit Albert Füra­cker, Baye­rischer Staats­minister der Finanzen und für Heimat, unter­zeichnet. Die Regie­rung des Frei­staats, die mit Förder­gel­dern nicht gerade sparsam umgeht, sagte im Gegenzug zu, den vorrangig eigen­wirt­schaft­lichen Ausbau und die Anwen­dung moderner Verle­gever­fahren durch das Unter­nehmen zu unter­stützen. Derzeit versorgt die Deut­sche Glas­faser 100.000 baye­rische Haus­halte in 85 Kommunen. auf den Umrissen der Stadt München sind blaue, grüne und orange Quartiere eingezeichnet, die den Status quo sowie die Ausbauvorhaben des Glasfaserausbaus für 2022 und 2023 darstellen In den kommenden beiden Jahren wollen M-net und die Stadtwerke München weitere Haushalte in der bayerischen Hauptstadt mit Glasfaser versorgen.
Grafik: M-net
Derweil setzt die Münchener Stadt­wer­ketochter M-net ihre Ausbau­akti­vitäten in der Haupt­stadt des Frei­staats fort. In den kommenden beiden Jahren will sie zusammen mit den Stadt­werken rund 20.000 zusätz­liche Wohn- und Gewer­beein­heiten in München mit FTTH-Anschlüssen versorgen. Derzeit zählt das Glas­faser­netz von M-net in der Metro­pole rund 630.000 Haus­halte. Neben den bestehenden Erwei­terungs­gebieten laufen schon die Vorbe­rei­tungen für die nächsten Ausbau­schritte“, erklärt Stadt­werke-Chef Florian Bieber­bach.

Telekom erhöht Ausbau­tempo

Auch die Telekom drückt aufs Tempo. In diesem Jahr hat sie nach eigenen Angaben 1,2 Millionen FTTH-Anschlüsse gebaut und damit ihre Ausbau­leis­tung im Vergleich zu 2020 verdop­pelt. Ab 2024 sollen pro Jahr durch­schnitt­lich 2,5 Millionen FTTH-Anschlüsse hinzu­kommen. Bis 2024 will die Telekom insge­samt zehn Millionen Haus­halte mit Glas­faser anbinden. Dafür wollen die Bonner rund sechs Milli­arden Euro inves­tieren.

100 Millionen Euro von dieser Summe fließen nach Würz­burg, wo die Telekom bis 2026 100.000 Haus­halte an ihr Glas­faser­netz anschließen will. Bis Ende 2022 sollen 20.000 Haus­halte einen Glas­faser­anschluss erhalten. Im Märki­schen Kreis baut die Telekom bis Mitte 2023 FTTH-Anschlüsse für 44.650 Haus­halte. 3550 Anschlüsse sind bereits buchbar. Im Saale­kreis baut die Telekom für 7000 Haus­halte Glas­faser­anschlüsse und im Rhein-Lahn-Kreis schließt sie bis Ende 2023 alle 46 Schulen und sechs Kliniken ans Glas­faser­netz an. Über die Glas­faser Nord­west, dem Gemein­schafts­unter­nehmen mit EWE, baut die Telekom zudem FTTH-Netze in Detmold und im nieder­säch­sischen Bösel. Insge­samt entstehen 5300 Anschlüsse.

Ausbau der Kabel­netze und im Osten

Natür­lich schläft auch die Konkur­renz nicht. Voda­fone rüstet sein Kabel­netz auf und erhöht den Glas­faser­anteil im Netz. Davon profi­tieren insge­samt knapp 20.000 Kabel­haus­halte, unter anderem in Bremen und Berlin. Auch der Kabel­netz­betreiber Tele Columbus, bekannt unter der Marke PŸUR ertüch­tigt sein Netz. Der Über­tra­gungs­stan­dard DOCSIS 3.1 bringt 69.000 Haus­halten Gigabit-Speed fürs Surfen im Internet. Darüber hinaus hat Tele Columbus den Glas­faser­ausbau in Delitzsch (3500 Haus­halte) abge­schlossen. Im benach­barten Köthen steht der Netz­betreiber kurz vor dem Ende der Netz­moder­nisie­rung. Von den neuen Glas­faser­stre­cken profi­tieren 5900 Haus­halte. zwei Männer mit weißen Hemden und schwarzen Sakkos sitzen jeweils an einem eleganten Holztisch, auf denen Papiere zur Unterzeichnung liegen Bürgermeister Michael Kieslich (l.) und Netkom-Geschäftsführer Hendrik Westendorff unterzeichnen die Ausbauvereinbarung für Eisenberg. Bis 2024 soll ein Glasfasernetz für rund 5000 Haushalte entstehen.
Foto: TEAG Thüringer Energie AG
Eben­falls im Osten ist die Netkom unter­wegs. In der ostthü­rin­gische Kreis­stadt Eisen­berg wird das Toch­ter­unter­nehmen der TEAG Thüringer Energie AG bis 2024 ein Glas­faser­netz für rund 5000 Haus­halte errichten. Dafür inves­tiert Netkom ca. neun Millionen Euro. Etwa eine Auto­stunde von Eisen­berg entfernt liegt östlich von Leipzig der Ort Machern. Hier will envaiTEL für 3500 Haus­halte bis Ende 2022 ein Glas­faser­netz bauen. Voraus­set­zung ist jedoch, dass sich in der Vorver­mark­tung 35 Prozent der Macherner Haus­halte für einen Vertrag mit enviaTEL entscheiden. Ab dem 1. Januar 2022 läuft die Vorver­mark­tung an. Ob das Tempo im Breit­band­ausbau weiter erhöht werden kann, liegt letzt­end­lich also auch an den Bürgern selbst.

Mehr zum Thema Glasfaser