Glasfaser im Neubaugebiet, Kupfer für alle anderen
Im September 2020 hat die Telekom für 345.000 Haushalte die Internetgeschwindigkeit erhöht, sodass nun 24,5 Millionen Haushalte einen Tarif mit bis zu 250 MBit/s bei den Bonnern buchen könnten. Weitere 8,7 Millionen Haushalte erhalten von der Telekom immerhin 100 MBit/s. Bei diesen Haushalten reicht die Glasfaser nur bis zum Verteiler an der Straßenecke (FTTC). Die letzten Meter werden über Kupferdraht zurückgelegt. Die Zahl der Haushalte, bei denen die Telekom die Glasfaser bis ans Gebäude verlegt hat (FTTB/H) beläuft sich auf 1,9 Millionen. Im September 2020 kamen 45.000 FTTB/H-Haushalte hinzu.
Unter anderem in Ilmenau sind die Telekom-Mitarbeiter unterwegs (und werden in diesen Tagen wohl auf den Handschlag verzichten), um Kunden für den Glasfaseranschluss zu gewinnen
Deutsche Telekom
Ilmenau erhält Glasfaser
Mit FTTB/H baut die Telekom vornehmlich in Neubaugebieten ihre Netze auf. So geschehen in den vergangenen Wochen zum Beispiel in Berlin (Neubau in der Fasanenstraße 64), Krumbach, Kochel, Weißdorf oder Flossenbürg. In der ersten Jahreshälfte 2021 will die Telekom hier mit dem Ausbau fertig sein. Selten sind es in Neubaugebieten aber mehr als 100 Häuser, die neu angeschlossen werden. Die großen Sprünge werden hier also nicht gemacht. Außerdem wechseln nach Angaben von Frederic Ufer, Justiziar des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), nur wenige zu einem Glasfasertarif der Telekom. „In Neubaugebieten herrscht Wettbewerb“, nannte Ufer auf dem Breitbandkongress des Fachverbands für Rundfunk und Breitbandkommunikation (FRK) einen Grund dafür.
Unter anderem in Ilmenau sind die Telekom-Mitarbeiter unterwegs (und werden in diesen Tagen wohl auf den Handschlag verzichten), um Kunden für den Glasfaseranschluss zu gewinnen
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Ausbauprojekte wie in Ilmenau, Cleebronn oder Waldbröl sind bei der Telekom eher die Ausnahme. In der Goethe- und Universitätsstadt Ilmenau bauen die Bonner den Stadtkern sowie in den Wohngebieten Am Stollen und Pörlitzer Höhe ein Glasfasernetz für 9500 Haushalte, die ab Frühjahr 2021 mit bis zu 1 GBit/s im Internet surfen sollen. In Ilmenau sind die Bonner aber nicht allein, denn auch die BBV Thüringen baut hier ein Glasfasernetz. Noch vor Weihnachten, also eher als bei der Telekom, sollen die ersten Kunden aufs neue Netz. Im baden-württembergischen Cleebronn errichtet die Telekom für 1000 Haushalte 25 Verteiler und verlegt 54 Kilometer Glasfaser. In Waldbröl sind es sogar 120 Kilometer Glasfaser, damit 775 Haushalte ab Frühjahr 2021 bis zu 1 GBit/s an Internetgeschwindigkeit erhalten.
Gigabit trotz Kupfer im Keller
Die Telekom-Konkurrenz aus Düsseldorf beschränkt sich in Sachen Glasfaserausbau auf Gewerbe- und Industriegebiete. In den vergangenen Wochen startete Vodafone zahlreiche Vorvermarktungsphasen, so etwa in Gröbenzell, Bebra, Pfaffenhofen, Winterberg, Heiligenhaus oder Vreden. Bei einem positiven Verlauf der Vorvermarktungen, die noch bis in den Dezember hinein laufen, will Vodafone mit dem Aufbau eines FTTB-Netzes im entsprechenden Gewerbegebiet in den kommenden zwölf Monaten beginnen.
Vodafone rüstet das Kabelnetz mit DOCSIS 3.1 auf und baut in Industrie- und Gewerbegebieten FTTB-Netze
Vodafone
Für Privathaushalte rüsten die Düsseldorfer ihr Kabelnetz auf. Zwar reicht auch hier die Glasfaser nicht bis an die Gebäude, aber der Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 liefert Kabelkunden Surf-Geschwindigkeiten bis 1 GBit/s. Neuerdings profitieren davon weitere knapp 98.000 Haushalte, darunter 26.000 in Alzey, 12.000 in Halle (Saale) sowie 14.000 in Hassloch oder 6800 Kabelhaushalte in Leinefelde.
Auch die Tele Columbus AG ertüchtigt ihr Kabelnetz. Mitte Oktober 2020 erweiterte sie ihre Versorgungsverträge für 13.000 Wohneinheiten des Bauvereins Elbgemeinden in Hamburg. In den Gebäuden der Elbgemeinden reicht die Glasfaser bis in den Keller (FTTB). Die einzelnen Wohnungen sind über Ethernet angeschlossen. Tele Columbus wird nun die Kapazitätsreserven erhöhen, um den Mietern bis zu 1 GBit/s anbieten zu können. Neubauvorhaben des Bauvereins sollen künftig mit FTTH gebaut werden. Hierbei reicht die Glasfaser bis in die Wohnungen.
Bis zu 10 GBit/s für Unternehmen
In Grobleben will man mit Kupfer, sei es über Kabel- oder Telekomnetze, nichts mehr zu tun haben. Dort startete am 1. Oktober 2020 eine weitere Bauphase des größten zusammenhängenden FTTH-Ausbauprojekts in Sachsen-Anhalt. Die bislang unterversorgten Orte erstrecken sich über 4700 Quadratkilometer. Das Projekt ist zudem das umfangreichste geförderte ländliche Breitbandprojekt Deutschlands. Der Netzbetreiber DNS:NET schließt in Grobleben im Auftrag des Zweckverbands Breitband Altmark weitere 610 Haushalte an.
Die Bagger stehen bereit. In Grobleben erfolgte der nächste Spatenstich für Sachsen-Anhalts größtes zusammenhängendes FTTH-Ausbauprojekt.
DNS:NET
Gestartet wird im Ausbaugebiet 1, zu dem auch Grobleben zählt, mit 500 MBit/s. Dass die Glasfaser weitaus mehr Kapazitäten, auch mehr als 1 GBit/s, zur Verfügung hat, stellt envia TEL unter Beweis. Das sächsische Telekommunikationsunternehmen baut insbesondere in Gewerbe- und Industriegebieten Mitteldeutschlands Glasfasernetze, zum Beispiel in Burgstädt, wo ab dem Frühjahr 2021 die ansässigen Unternehmen bis zu 10 GBit/s buchen können. Seit einigen Tagen verlegt envia TEL zudem eine Glasfaserleitung von Dittmansdorf nach Taucha. Voraussichtlich wird die in zwei Bauabschnitten aufgeteilte Baumaßnahme bis zum Herbst 2021 abgeschlossen sein. Dann stehen auch hier den Unternehmen Geschwindigkeiten bis 10 GBit/s zur Verfügung. Damit dürfte klar sein, welchem Übertragungsmedium die Zukunft gehört.