Breitbandausbau

FTTB/H-Anschluss: hohe Dynamik im Glasfaserausbau

Die Netz­betreiber, darunter auch die Deut­sche Telekom, inves­tieren viel in den Bau von Glas­faser­netzen. Nach Angaben BREKO hat sich die Ausbau­dynamik im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdop­pelt. Darüber hinaus wird aber auch das Kabel­netz weiter ausge­baut.
Von Marc Hankmann

„Wir haben in kurzer Zeit fast zehn Kilo­meter Glas­faser­kabel im ‚Sylter Sand‘ verbud­delt“, erklärt Gerhard Mack, Tech­nik­chef von Voda­fone. „Vor allem durch die mehr­fache Anbin­dung ans Fest­land sorgen wir in unseren Gigabit-Netzen für mehr Stabi­lität und noch mehr Leis­tung.“ Rund 6000 Haus­halte in den Kurorten Kampen, Wenning­stedt-Braderup und Wester­land sowie in Tinnum und Keitum profi­tieren von der verbes­serten Netz­anbin­dung.

Durch die neuen Glas­faser­stre­cken im Kabel­netz sind zusätz­liche Netz­abschnitte und neue Glas­faser-Knoten entstanden. Die Anzahl der Haus­halte, die pro Cluster - so bezeichnet man die Netz­abschnitte - die ans Netz ange­bunden sind, sinkt dadurch. Oder anders gesagt: Weniger Haus­halte müssen sich die zur Verfü­gung stehende Band­breite teilen.

Die Band­brei­ten­reserve für alle Kunden steigt in einigen Ausbau­gebieten sogar ums Fünf­fache. Dies ist vor allem in Stoß­zeiten von Vorteil, wenn gleich­zeitig gestreamt, online gespielt oder viel per Video tele­foniert wird.

Glas­faser für Sylter und Düssel­dorfer Unter­nehmen

Bagger an Baustelle auf einem Bürgersteig 1&1 Versatel lässt in Langen und demnächst in Garbsen und Langenhagen vor den Toren Hannovers die Bagger anrollen
Foto: 1&1 Versatel
Auch die Sylter Unter­nehmen profi­tieren von Voda­fones Netz­ausbau. So wurde die Band­breite der zentralen Verbin­dung von der Insel aufs Fest­land von 10 auf 20 GBit/s verdop­pelt. Darüber hinaus hat Voda­fone den zentralen Tech­nik­standort auf Sylt an eine weitere Glas­faser­strecke ange­bunden, um die Ausfall­sicher­heit des Netzes zu erhöhen. Das grund­legende Phänomen, dass sich mehrere Haus­halte bzw. Unter­nehmen in einem Cluster die verfüg­bare Band­breite teilen müssen, bleibt natür­lich.

Das ist bei einem Glas­faser­anschluss bis ans oder ins Haus (FTTB/H) nicht der Fall. Die 4000 Unter­nehmen, die 1&1 Versatel in Düssel­dorf anschließen will, erhalten die Band­breite, die im Vertrag steht. Für die Erschlie­ßung von zehn Gewer­bege­bieten und acht Büro­stand­orten hat der Netz­betreiber mit der Stadt einen Koope­rati­ons­ver­trag abge­schlossen.

In Langen vor den Toren Hanno­vers lässt 1&1 Versatel bereits die Bagger anrollen. Die Tief­bau­arbeiten für den Glas­faser­ausbau haben begonnen. Demnächst will der Netz­betreiber auch Gewer­bege­biete in Garbsen und Langen­hagen erschließen.

Leip­ziger Schulen erhalten FTTB-Anschlüsse

Ein weiterer Kabel­netz­betreiber hat mit dem Breit­band­ausbau in Leipzig begonnen. Die zur Tele Columbus AG gehö­renden HL komm baut aber kein Kabel-, sondern ein Glas­faser­netz. HL komm will bis Mitte 2022 in Leipzig 2800 Anschlüsse reali­sieren. Sachsen fördert den Bau dieses FTTB-Netzes mit knapp 9,2 Millionen Euro. Zusammen mit der Netz Leipzig GmbH, einem Unter­nehmen der Leip­ziger Gruppe, wird HL komm auch rund 150 Schulen ans Glas­faser­netz anschließen.

In Langweid am Lech stellt M-net den PoP (Point of Presence) auf, von dem aus die Glasfaserleitungen zu 1200 Anschlüssen verlaufen In Langweid am Lech stellt M-net den PoP (Point of Presence) auf, von dem aus die Glasfaserleitungen zu 1200 Anschlüssen verlaufen
Foto: M-net
Der Nach­teil beim Glas­faser­ausbau: Meis­tens müssen Straßen und Bürger­steige aufge­rissen werden, um die Glas­faser in die Erde zu bringen. Der Ausbau der Kabel­netze kommt weit­gehend ohne Tiefbau aus. In Lang­weid am Lech wollen M-net und Deut­sche Glas­faser die Eingriffe in die Verkehrs­infra­struktur so gering wie möglich halten.

Für 1200 FTTH-Anschlüsse wollen sie mini­mal­inva­sive Baume­thoden anwenden. Lang­weid am Lech ist das erste von über zwei Dutzend ähnli­chen Ausbau­vor­haben in Baye­risch-Schwaben und Gebieten west­lich München, in denen M-net bis Ende 2022 mehrere 10000 FTTH-Anschlüsse errichten will.

Die Deut­sche Glas­faser ist dagegen im Westen der Repu­blik aktiv. Im Kreis Olpe im Sauer­land wird der Netz­betreiber 2500 Haus­halte in unter­ver­sorgten Gebieten anschließen. Die ersten 17 Kilo­meter Glas­faser wurden bereits verlegt. In Saer­beck ist die Planungs­phase abge­schlossen und in Lammen war die Vorver­mark­tung erfolg­reich, sodass die Deut­sche Glas­faser die Planungen für das dortige FTTH-Netz in Angriff nehmen kann.

Glas­faser total in Ludwigs­burg-Korn­west­heim

In Blan­ken­hain erhalten 750 Haus­halte, 128 Unter­nehmen, drei Schulen sowie ein Kran­ken­haus einen Glas­faser­anschluss der Thüringer Netkom GmbH. Bis 2023 wollen die Weimarer dafür 65 Kilo­meter Glas­faser­kabel verlegen. Dafür inves­tiert der Netz­betreiber über 7,8 Millionen Euro.

Dagegen wird der Glas­faser­ausbau in den Regionen Lenzen, Karstädt und Perle­berg im Land­kreis Prig­nitz von Bund und Land geför­dert. Bis 2023 wird dort die WEMACOM Breit­band GmbH 1400 Anschlüsse bauen. Nicht nur für Menschen spannend: In Blankenhain baut die Netkom Glasfaseranschlüsse für 750 Haushalte,  128 Unternehmen, drei Schulen und ein Krankenhaus. Nicht nur für Menschen spannend: In Blankenhain baut die Netkom Glasfaseranschlüsse für 750 Haushalte,
128 Unternehmen, drei Schulen und ein Krankenhaus.
Foto: TEAG Thüringer Energie AG
Zusammen mit der Telekom wollen die Stadt­werke Ludwigs­burg-Korn­west­heim (SWLB) bis 2024 knapp die Hälfte der Haus­halte im Stadt­gebiet, die noch keinen Glas­faser­anschluss haben, mit FTTH versorgen. Es geht um insge­samt rund 56 000 Haus­halte und Unter­neh­mens­stand­orte in mehr als 15 000 Gebäuden. Die SWLB bauen und betreiben das Netz.

Neben der Telekom werden die Stadt­werke auch Produkte für Internet, IP-Tele­fonie und IPTV anbieten. Der Ausbau in Ludwigs­burg-Korn­west­heim gehört zum Telekom-Groß­pro­jekt „Giga­bit­region Stutt­gart“.

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