Kritik

Vorleistung ohne Nachfrage: Glasfaser-Netzbetreiber kritisieren Telekom

Die Glasfaser-Netzbetreiber kritisieren über ihren Branchenverband Buglas die Deutsche Telekom dafür, dass sie keine Glasfaser-Vorleistungen bei ihnen einkauft und stattdessen Vectoring aufbaut. Auch zu den neuen Plänen steht der Buglas kritisch.
Von Thorsten Neuhetzki

Glasfaser bis ins Haus - hier von M-Net: Die Wettbewerber wollen die Vorleistung gerne auch an die Telekom verkaufen. Glasfaser bis ins Haus - hier von M-Net: Die Wettbewerber wollen die Vorleistung gerne auch an die Telekom verkaufen.
Foto: M-Net
Der Buglas, der Bundesverband Glasfaseranschluss, kritisiert die Deutsche Telekom, dass sie nicht auf die Vorleistungen der alternativen Glasfaser-Anbieter setzt, sondern stattdessen VDSL Vectoring verstärkt einsetzen will. Dabei geht es zum einen um den Parallel-Ausbau von Vectoring in Regionen, wo es schon FTTH/FTTB-Anschlüsse gibt, aber auch um die heute bekannt gewordenen Pläne, VDSL Vectoring im Nahbereich der Vermittlungsstellen exklusiv einsetzen zu wollen.

"Es bleibt für uns unverständlich, dass die Telekom keine glasfaserbasierten Vorleistungsprodukte einkauft", sagt Buglas-Präsident Jens Prautzsch. "In den FTTB/H-Netzen steht hinreichend Kapazität auch für deutlich steigende Bandbreitenbedürfnisse zur Verfügung. Im alten Kupfernetz hingegen werden auch beim Einsatz von Vectoring die Grenzen bald erreicht sein. Wir bieten der Telekom seit Jahren offensiv an, unsere FTTB/H-Infrastrukturen mit zu nutzen." Ein Wholebuy der Telekom wäre aus seiner Sicht eine Win-win-Situation für die City Carrier und die Telekom darstellen, so der Verbandspräsident. "Zudem können mit der S/PRI-Schnittstelle, deren Entwicklung zum branchenweiten Standard wir als Buglas maßgeblich unterstützt haben und an der auch die Telekom engagiert mitgearbeitet hat, die entsprechenden Geschäftsprozesse automatisiert effizient abgewickelt werden." Erste in dieser Woche gab es am Doppelausbau massive Kritik.

Kritik an neuen Vectoring-Plänen im Hvt-Nahbereich

Glasfaser bis ins Haus - hier von M-Net: Die Wettbewerber wollen die Vorleistung gerne auch an die Telekom verkaufen. Glasfaser bis ins Haus - hier von M-Net: Die Wettbewerber wollen die Vorleistung gerne auch an die Telekom verkaufen.
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Auch für die Pläne, die Vectoring-Technik im Hvt-Nahbereich nun einsetzen zu wollen und dabei keine Mitbewerber zuzulassen, findet der Verband deutliche Worte. Demnach hatte die Telekom bislang stets betont, die Vectoring-Technologie verursache im Hvt-Nahbereich erhebliche Störungen und könne daher dort nicht zum Einsatz kommen. "Diese Begründung scheint nun im Eigeninteresse der Telekom nicht mehr zu gelten." Die hierfür vorgesehenen Investitionen seien nach Auffassung des Buglas nicht nur aus ökonomischer Sicht "unsinnig", sondern stehen damit auch gerade dort nicht zur Verfügung, wo sie dringend notwendig wären: In den stark unterversorgten Gebieten, "zu denen die Hvt-Nahbereiche definitiv nicht zählen". "Augenscheinlich ist es der Telekom, anders als sie immer behauptet, nicht wirklich ernst mit dem flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland", so Prautzsch. "Vielmehr scheint es ihr ausschließlich um kurzfristige Marktanteilsgewinne zu gehen, für die sie unsinnige Investitionen in Kauf nimmt."

Prautzsch begründet das auch damit, dass gerade in Städten und dichter besiedelten Regionen mit Glasfasernetzen bis in die Gebäude beziehungsweise Haushalte Kabelnetzen bereits vielfach Highspeed-Infrastrukturen bestehen. "Dort nun das alte kupferbasierte Netz weiter ausbauen und damit eine dritte, weniger leistungsfähigere Netzinfrastruktur errichten zu wollen, ist auch deshalb nicht notwendig, weil zumindest die FTTB/H-Carrier Open Access in Form eines Layer-2-Bitstrom-Vorleistungsproduktes auf ihren Netzen anbieten", so der Buglas. Tatsächlich ist das jedoch nur in einigen Gebieten der Fall. In weiteren Teilen der Hvt-Nahbereiche gibt es keine Glasfaser-Infrastruktur, dafür in der Regel aber schon VDSL 50.

In weiteren Meldungen lesen Sie mehr Hintergründe zu den Plänen der Telekom und Reaktionen anderer Wettbewerberverbände.

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