Breitbandausbau

Glasfaser: Millionen & Kooperationen für schnelles Internet

Die Summe von 50 Milli­arden Euro soll für den Glas­faser­ausbau in Deutsch­land inves­tiert werden – privat­wirt­schaft­lich, ohne die Förder­gelder von Bund und Ländern. Und es kommen noch mehr Inves­toren dazu, die frisches Geld für Glas­faser bieten.
Von Marc Hankmann

Die TNG Glas­faser aus Kiel ist haupt­säch­lich in Nord­deutsch­land aktiv und hat bislang 90.000 Privat- und Geschäfts­kunden mit Glas­faser versorgt. In den nächsten vier Jahren will TNG für 500.000 Haus­halte Glas­faser­anschlüsse in Regionen in Schleswig-Holstein, Nieder­sachsen und Hessen mit über­wie­gend länd­lichem und vorstäd­tischem Profil bauen. Dafür erhält der Netz­betreiber, der sich mehr­heit­lich im Besitz der Inter­mediate Capital Group befindet, von einem inter­natio­nalen Banken­kon­sor­tium unter der Führung der NORD/LB und der KfW IPEX-Bank 325 Millionen Euro. Zum Konsor­tium zählen auch ING, HCOB, NIBC und Kommu­nal­kredit.

Während sich TNG auf den länd­lichen Raum fokus­siert, startet in Essen ein neuer Markt­teil­nehmer mit einem neuen Open-Access-Modell. Die metro­fibre fungiert als Projekt­ent­wick­lungs­gesell­schaft, die in Joint Ventures mit Kommunen und Inves­toren rein privat­wirt­schaft­lich finan­zierte Glas­faser­netze bauen will. Durch das Joint-Venture-Modell sichern sich Städte über eine Betei­ligung Mitspra­che­rechte bei den Ausbau­plänen. Die metro­fibre koor­diniert den Netz­ausbau, vermarktet und vertreibt die passive Infra­struktur an Internet Service Provider (ISP). Die ISP schalten ihre eigene Aktiv­technik auf, sorgen für die notwen­dige Back­bone-Anbin­dung und stellen auf dieser Basis die Inter­net­pro­dukte für die Kunden bereit. Den Betrieb des passiven Netzes über­nimmt metro­fibre.

Das Gründerteam von metrofibre will mit Joint Ventures den Glasfaserausbau in Städten beschleunigen (v. l. n. r.): Beiratsmitglied Andreas Kindt, Beiratsvorsitzender Arndt Rautenberg, dessen Sohn und metrofibre-Geschäftsführer Christopher Rautenberg und Hai Cheng, ebenfalls Beiratsmitglied Das Gründerteam von metrofibre will mit Joint Ventures den Glasfaserausbau in Städten beschleunigen (v. l. n. r.): Beiratsmitglied Andreas Kindt, Beiratsvorsitzender Arndt Rautenberg, dessen Sohn und metrofibre-Geschäftsführer Christopher Rautenberg und Hai Cheng, ebenfalls Beiratsmitglied
Foto: Jochen Rolfes
„Der Glas­faser­ausbau in Deutsch­land geht viel zu schlep­pend voran“, sagt Arndt Rauten­berg, Vorsit­zender des Beirats und Mitgründer von metro­fibre. „Staat­liche Subven­tionen führen dabei zu der absurden Situa­tion, dass viele Dörfer etwa in Schleswig-Holstein oder in Bayern bald eine höhere FTTH-Anschluss­quote aufweisen als die meisten Groß­städte. Das wollen wir ändern.“ "Wir" sind unter anderem Rauten­bergs Söhne Chris­topher und Moritz sowie Andreas Kindt und Hai Cheng. In Essen wollen sie unter dem Namen ruhr­fibre ab dem kommenden Früh­jahr 150.000 FTTH-Anschlüsse in P2P-Netz­archi­tektur bauen. Jeder ange­schlos­sene Haus­halt soll dabei mit einem Glas­faser­paar versorgt werden. Partner von metro­fibre und der Stadt Essen ist der Investor DIF Capital Part­ners.

Open Access zwischen Voda­fone und Deut­sche Glas­faser

Eben­falls über ein Open-Access-Modell haben sich Voda­fone und Deut­sche Glas­faser geei­nigt. Beide haben eine soge­nannte Whole­sale-Koope­ration über eine Lauf­zeit von mindes­tens zehn Jahren geschlossen. Dadurch erhält Voda­fone ab dem Herbst 2023 bundes­weit Zugang zum FTTH-Netz der Deut­schen Glas­faser und kann auf diesem seine Produkte anbieten. Voda­fone kann damit laut Angaben beider TK-Unter­nehmen perspek­tivisch bis zu sechs Millionen zusätz­liche Haus­halte errei­chen.

Freuen sich über die Vereinbarung zum Glasfaserausbau in Kaufbeuren (v. l. n. r.): Peter Igel (Breitbandpate, Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung, Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Büro des Oberbürgermeisters), Daniel Frank (Regio-Manager Telekom Deutschland), Thilo Kurtz (Fachreferent Telekom Technik) und Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse Freuen sich über die Vereinbarung zum Glasfaserausbau in Kaufbeuren (v. l. n. r.): Peter Igel (Breitbandpate, Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung, Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Büro des Oberbürgermeisters), Daniel Frank (Regio-Manager Telekom Deutschland), Thilo Kurtz (Fachreferent Telekom Technik) und Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse
Foto: Peter Igel
Aufs Tempo drückt auch die Telekom, die für das kommende Jahr zwischen 2,5 und drei Millionen FTTH-Anschlüsse bauen wird. In diesem Jahr waren es zwei Millionen. Bis 2024 sollen es dann mehr als zehn Millionen FTTH-Anschlüsse sein. Dazu gehören auch 30.840 Haus­halte und 5410 Unter­neh­mens­stand­orte in Berlin Fried­richs­hain und Kreuz­berg sowie 25.200 Glas­faser­anschlüsse in Kauf­beuren, 19.000 Ludwigs­hafener Haus­halte oder 30.000 Haus­halte in Meer­busch. Außerdem hat die Telekom mit den Stadt­werken Sindel­fingen eine Ausbau­ver­ein­barung für 24.000 Haus­halte geschlossen, die bis Ende 20230 mit Glas­faser versorgt werden sollen.

M-net und goetel sorgen für Gigabit-Speed

Ange­sichts dieser Ausbau­pro­jekte mutet es etwas veraltet an, wenn der ehema­lige Staats­mono­polist gleich­zeitig mit Vecto­ring das Kupfer­netz ausbaut. So können zum Beispiel in Erfurt, Wuppertal, Salz­gitter oder Berlin nun insge­samt über 1,5 Millionen Haus­halte mit maximal 250 MBit/s im Internet surfen – und damit sicher­lich schneller als vor dem Ausbau.

In Lutzingen entsteht ein Glasfasernetz. Daran beteiligt sind Sandra Stiedl (M-net), Tobias Mießl (miecom), Bürgermeister Christian Weber und Jürgen Schuster von der Corwese GmbH (v. l. n. r.). In Lutzingen entsteht ein Glasfasernetz. Daran beteiligt sind Sandra Stiedl (M-net), Tobias Mießl (miecom), Bürgermeister Christian Weber und Jürgen Schuster von der Corwese GmbH (v. l. n. r.).
Foto: M-net
Mit Vecto­ring haben dagegen M-net oder goetel eher weniger am Hut. Ende November 2022 verkün­dete M-net die Koope­rati­ons­ver­ein­barung zum FTTH-Ausbau mit dem regio­nalen Netz­betreiber miecom-Netz­ser­vice und der Gemeinde Lutzingen im Land­kreis Dillingen an der Donau. Die Bauar­beiten für den Anschluss von 370 Gebäuden starten im ersten Quartal 2023 und werden rund zwölf Monate in Anspruch nehmen. Dagegen hat goetel die Bauar­beiten in Lenne und Wangeln­stedt im nieder­säch­sischen Land­kreis Holz­minden abge­schlossen und startet nun in der Nach­bar­gemeinde Holzen. Sobald goetel das Netz akti­viert, können die Holzener mit bis zu 2 GBit/s im Internet surfen.

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