Verfahren aus Schweden

Glasfaser: Neues Verfahren soll Verlegen beschleunigen

Der Glas­faser­ausbau ist teuer, Tief­bau­kapa­zitäten knapp. Alles, was den Ausbau beschleu­nigt oder die Kosten verrin­gert, ist daher will­kommen. Während die Verab­schie­dung einer DIN-Norm zu alter­nativen Verle­geme­thoden noch auf sich warten lässt, machen Netz­betreiber wie die Deut­sche GigaNetz Nägel mit Köpfen.
Von Marc Hankmann

Bei Bürger­steigen erfolgt die Glas­faser­ver­legung und die Wieder­her­stel­lung der Ober­fläche in einem Arbeits­schritt. Bei asphal­tierten Bürger­steigen müssen jedoch die Mitar­beiter des Tief­bau­unter­neh­mens ran, denn bei solchen Klein­flä­chen muss die genaue Asphalt­menge bestimmt und exakt plat­ziert werden. Außerdem darf der Asphalt nicht stark abkühlen, was gerade im Winter eine beson­dere Heraus­for­derung ist.

Die Deut­sche GigaNetz testet deshalb in einem Pilot­pro­jekt in Löwen­stein im Land­kreis Heil­bronn die Verle­geme­thode des schwe­dischen Anbie­ters SpriderMaskiner. In Löwenstein testet die Deutsche GigaNetz ein neues Verfahren aus Schweden, um beim Verlegen von Glasfaser qualitativ bessere Ergebnisse zu erzielen und Kosten zu reduzieren In Löwenstein testet die Deutsche GigaNetz ein neues Verfahren aus Schweden, um beim Verlegen von Glasfaser qualitativ bessere Ergebnisse zu erzielen und Kosten zu reduzieren
Foto: Deutsche GigaNetz
"Das Produkt Sprider M-25 zeichnet sich vor allem durch den funk­gesteu­erten, beheizten Förderarm aus. Mit ihm kann exakt die benö­tigte Menge Asphalt - in gleich­blei­bender Einbau­tem­peratur - genau dort aufge­tragen werden, wo sie benö­tigt wird", erklärt Peter Raue, Regio­nal­leiter Technik Süd der Deut­schen GigaNetz. "Das bedeutet höhere Qualität bei weniger manu­eller Arbeit und schnel­lere Fertig­stel­lung größerer Flächen."

Fahr­zeug und Schwenkarm können fern­gesteuert werden. Die Isolie­rung inner­halb des Fahr­zeugs hält die Tempe­ratur sowohl für den Asphalt­trans­port als auch bei Stand­zeiten hoch. Abhängig von der Beschaf­fen­heit des Asphalts können pro Stunde rund 30 Tonnen Mate­rial verar­beitet werden. "Ich bin sehr angetan von den Ergeb­nissen hier in Löwen­stein und stehe dem gene­rellen Einsatz für unsere zukünf­tigen Baupro­jekte, aber auch Impuls gebend für die gesamte Branche, positiv gegen­über", sagt Raue.

Neue Projekte bei DNS:NET, teranet, Leonet und Deut­sche Glas­faser

In der Zwischen­zeit sind auch die Wett­bewerber der Deut­schen GigaNetz bemüht, möglichst schnell Glas­faser zu verlegen. In Wuster­mark im Havel­land baut die DNS:NET pro Woche 100 FTTH-Anschlüsse. Bislang hat der nach eigenen Angaben größte alter­native Breit­band­ver­sorger Bran­den­burgs 1500 Anschlüsse reali­siert. Insge­samt sollen in Wuster­mark 4000 Anschlüsse gebaut werden.

In Bad Homburg hat die GVG Glas­faser mit ihrer Marke teranet die Vorver­mark­tung für den FTTH-Ausbau im Stadt­kern gestartet und im ober­baye­rischen Schön­gei­sing mit den Tief­bau­arbeiten begonnen. Im rund eine Auto­stunde von Schön­gei­sing entfernten Woringen star­tete der Netz­betreiber Leonet die Vorver­mark­tung.

Ann-Katrin Daflis von der atene KOM, Landrat Alexander Saftig, der rheinland-pfälzische Digitalminister Alexander Schweitzer, Andernachs Oberbürgermeister Achim Hütten sowie Ulrich Nitschke von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein und Rita Emde (v. l. n. r.) beim offiziellen Spatenstich für den Glasfaserausbau im Landkreis Mayen-Koblenz Ann-Katrin Daflis von der atene KOM, Landrat Alexander Saftig, der rheinland-pfälzische Digitalminister Alexander Schweitzer, Andernachs Oberbürgermeister Achim Hütten sowie Ulrich Nitschke von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein und Rita Emde (v. l. n. r.) beim offiziellen Spatenstich für den Glasfaserausbau im Landkreis Mayen-Koblenz
Foto: Deutsche Glasfaser
Ein weiterer Spaten­stich fand Mitte März in Ander­nach statt. Dort star­teten die Tief­bau­arbeiten für den Ausbau der Deut­schen Glas­faser. Das Förder­pro­jekt ist in sechs Lose aufge­teilt. Der Ausbau von 951 Adressen wird insge­samt mit 24,8 Millionen Euro bezu­schusst. Neben dem Ausbau in Ander­nach, der bis zum Herbst andauern soll, werden die Arbeiten sukzes­sive in den Verbands­gemeinden Weiß­enthurm, Maifeld, Rhein-Mosel, Vallendar und der Stadt Bendorf fort­geführt.

Mehr Glas­faser für München, Köln und Würz­burg

Die Deut­sche Glas­faser koope­riert in anderen Projekten mit dem Münchener Netz­betreiber M-net. Für den Glas­faser­ausbau in der baye­rischen Landes­haupt­stadt arbeitet M-net aber mit dem eigenen Mutter­kon­zern, den Stadt­werken München (SWM) zusammen. In diesem Jahr wollen beide 17.600 Haus­halte an das Glas­faser­netz der M-net anschließen. Dafür star­teten nun Bauar­beiten im östli­chen Bogen­hausen und in der west­lichen Lerchenau. Damit erhöht sich die Zahl der Münchener Haus­halte, die einen Glas­faser­anschluss haben, auf 650.000 - das sind über 70 Prozent.

Die SWM über­nehmen das Verlegen der passiven Glas­faser­infra­struktur, während M-net die aktive Netz­technik instal­liert und das Netz mit Tele­kom­muni­kations- und Medi­endiensten betreibt. Die Karte zeigt den bisherigen Glasfaserausbau von SWM und M-net in München sowie die Ausbaugebiete für die Jahre 2022 und 2023 Die Karte zeigt den bisherigen Glasfaserausbau von SWM und M-net in München sowie die Ausbaugebiete für die Jahre 2022 und 2023
Grafik: M-net
In Berlin ist die Glas­faser­quote zwar noch nicht so hoch, aber Unter­nehmen wie die Deut­sche Telekom arbeiten an der Vergla­sung der Bundes­haupt­stadt. Dafür hat die Telekom im Tempel­hofer Flie­ger­viertel, in Schö­neberg und im Wedding mit dem Netzbau begonnen. Davon profi­tieren insge­samt über 40.000 Berliner Haus­halte.

Dagegen baut Telekom-Konkur­rent Voda­fone für 16.000 Haus­halte in Köln ein Glas­faser­netz. Darüber hinaus koope­riert Voda­fone mit der Würz­burger Versor­gungs- und Verkehrs-GmbH (WVV), um das Kabel­netz in der frän­kischen Stadt mit Glas­faser zu verstärken. Die Baumaß­nahme wird voraus­sicht­lich bis Jahres­ende andauern. Von ihr profi­tieren 21.000 der rund 70.000 Kabel­haus­halte in Würz­burg.

In einer weiteren Meldung zum Thema Netz­ausbau geht es um: Telekom: 500.000 "schnel­lere" Haus­halte seit Jahres­beginn.

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