Handy-Strahlung

Diskussion über Handy-Strahlung als Grund für Krankheiten

Kein einwandfreier wissenschaftlicher Beweis für eine erhöhte Gefahr
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Handy-Strahlung als Grund für Krankheiten: Landtag diskutiert Streit um Handy-Strahlung
Bild: teltarif.de, Thomas Durst - fotolia.com
Je populärer Handys im Alltag wurden, desto häufiger kam die Frage auf, wie gefährlich die von den Geräten ausgehende Strahlung ist. Die sogenannte Mikrowellen-Strahlung, die von Mobilfunk­telefonen und -basis­stationen abgegeben wird, wird oftmals in Verbindung mit Krankheiten wie Hirntumoren, Krebs und Immun­schwäche gebracht. Ob die Handy-Strahlung wirklich Auslöser dieser Krankheiten ist, wird seit vielen Jahren von der Politik sowie von Gesundheits-Experten und Bürgern diskutiert. Auch aktuell steht das Thema im Fokus der Fachleute und Behörden­vertreter.

Handy-Strahlung als Grund für Krankheiten: Landtag diskutiert Streit um Handy-Strahlung
Bild: teltarif.de, Thomas Durst - fotolia.com
Bei einer Anhörung zu möglichen Gesundheits­gefahren des Mobilfunks haben die Diskussions­teilnehmer im Bayerischen Landtag sehr unterschiedliche Meinungen vertreten. Mehrere Wissen­schaftler warnten vor der Strahlung. Behörden­vertreter und andere Forscher verwiesen dagegen darauf, dass es nach wie vor keinen einwandfreien wissenschaft­lichen Beweis für eine erhöhte Gefahr von Hirn­tumoren und anderen Krankheiten gebe.

Die Technologie sei gefährlich, sagte der Biologe Ulrich Warnke von der Universität des Saarlandes. "So weiter machen wie bisher, ist unmöglich." Der Konstanzer Mediziner Joachim Mutter sagte, das Risiko werde "total unterschätzt". Sein Hauptargument: Neben den Mobilfunkmasten und Handys gibt es noch viele andere strahlende Geräte in den Haushalten - unter anderem schnurlose Telefone und Internetverbindungen.

Dagegen sagte die Umwelt­medizinerin Caroline Herr von der Universität Gießen - als Vertreterin der Strahlen­schutz­kommission: "Wir können weiter forschen, aber es ist nichts an den Grenzwerten zu verändern." Auch Gunde Ziegelberger, die Vertreterin des Bundesamts für Strahlenschutz, sagte: "Bis jetzt sind diese Inzidenzraten nicht ansteigend" - was bedeutet, dass bei Handynutzern bislang keine höhere Zahl von Hirntumoren festgestellt worden sei.

Studien im Fokus der Diskussionen

Die Auseinander­setzung hat einen Grund: Es gibt viele Studien zum Mobilfunk, deren Autoren auf einen Zusammenhang von Handynutzung und Gesundheits­gefährdung hinweisen oder ihn vermuten. Mehrere wissenschaftliche Organisationen in den USA und anderswo haben entsprechende Warnungen ausgesprochen. Als zweifelsfreier wissenschaftlicher Beweis gilt jedoch nur, wenn sich solche Hinweise und Vermutungen im Experiment oder in einer Studie zuverlässig nachweisen lassen - und dies fehlt beim Mobilfunk nach wie vor.

Das lassen allerdings die Gegner nicht gelten. Es gebe bislang auch keinen wissen­schaftlichen Beweis für die schützende Wirkung eines Fallschirms bei einem Sprung aus dem Flugzeug, spottete Joachim Mutter.

Ein Problem für die Wissenschaft ist, dass Hirntumore eine sehr lange Latenzzeit haben - also oft erst nach zwanzig Jahren auftreten. Handys sind aber erst seit den 1990er Jahren in Gebrauch. Die Expertin vom Bundesamt für Strahlen­schutz erwartet allerdings, dass diese Phase der Unklarheit bald endet: "Wenn in den nächsten drei, vier Jahren die Inzidenzraten nicht steigen, hätten wir die Phase der Latenz abgedeckt", sagte sie.

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