Probleme

Innogy Smarthome: Neues System sorgt für viel Verärgerung bei Nutzern

RWE Smarthome ist seit der IFA Innogy. Seitdem ärgern sich viele Kunden über das neue System. Der Grund: Es hat zahlreiche zum Teil gravierende Fehler. Updates haben bisher nicht die erhoffte Verbesserung gebracht.
Von Thorsten Neuhetzki

Vorstellung des neuen Innogy-Systems auf der IFA Vorstellung des neuen Innogy-Systems auf der IFA
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Seit Anfang September ist Innogy Smarthome, der Nachfolger von RWE Smarthome, auf dem Markt. Bestandskunden konnten auf das neue System wechseln und haben dieses aufgrund eines deutlich moderneren Systems und neuer Funktionen auch gemacht. Doch vielen wäre offenbar lieber gewesen, sie wären zumindest zunächst auf dem veralteten System geblieben. Denn seit Anfang September funktioniert das neue Innogy-System nicht so, wie es der Anbieter versprochen und die Kunden erwartet hatten. Auch eilig nachgeschobene Updates haben bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Die Probleme der Kunden sind vielfältig und oft vom Einzelfall abhängig. So funktioniert bei einigen Kunden ein vorgegebenes Szenario zur Steuerung der Heizung nur bedingt: Wird ein Fenster geöffnet, schaltet das System die Heizung aus. Allerdings wird die Heizung bei diesen Kunden zum nächsten Schaltzeitpunkt wieder aktiviert, auch wenn das Fenster noch geöffnet ist. Andere Nutzer berichten davon, dass sich neue Komponenten nicht ins System integrieren lassen. Im Test der teltarif.de-Redaktion funktionierte zwar das Einbinden neuer Sensoren über die Handy-App, jedoch waren die neuen Sensoren zunächst nicht über den Webbrowser aufrufbar. Erst ein nochmaliges Einbinden der Geräte brachte in unserem Fall Besserung. In anderen Fällen werden definierte Zustände ("Zuhause", "Abwesend") in Kombination mit Szenarien ("Heizung im Bad morgens aufdrehen") ignoriert.

Endlos-Schleifen möglich

Vorstellung des neuen Innogy-Systems auf der IFA Vorstellung des neuen Innogy-Systems auf der IFA
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Der Test unserer Redaktion zeigte auch, dass neu angelegte Szenarien und Zustände in keinster Weise geprüft werden. So gelang es uns, das Smarthome-System in eine endlose Schaltschleife zu bringen, bei der sich sowohl die Temperatur der Heizung als auch ein Zustand im Sekundentakt gegenseitig widersprachen und schalteten. Erst durch das Löschen des Szenarios konnten wir diese Schleife unterbrechen. Danach dauerte es eine Weile, bis sich neue Szenarien und Zustände wieder programmieren ließen.

In Online-Foren helfen sich Nutzer gegenseitig, Workarounds für die nicht funktionierenden Szenarien zu finden. Auch Innogy hat reagiert und ein eigenes Forum gestartet. Zudem gibt es eine Webseite, auf der Innogy bekannte Fehler, an denen gearbeitet wird, bekannt gibt. Das bringt zwar keine Besserung, der Nutzer weiß so aber immerhin, dass der Fehler bekannt ist und behoben werden kann.

Innogy verspricht erneutes Update "in Kürze"

Auf Anfrage unserer Redaktion in der Pressestelle des Anbieters hieß es, Innogy arbeite "kontinuierlich an der Verbesserung" und bereite fortlaufend Updates vor. In Kürze werde es ein weiteres großes Update der App sowie der Zentrale aber auch des Backends geben. Ein Gegenprüfen sämtlicher Szenarien und Einstellungen sei aber technisch kaum möglich. "Es würde den Kunden an verschiedenen Stellen wiederum stark in der Nutzung einschränken. Manche Kunden nutzen sogar ganz bewusst gegenläufige Ketten um Spezialfälle zu Hause abzubilden, die sich dann vor Ort logisch nicht widersprechen können, das kam in unseren Usability-Tests heraus", heißt es von Innogy.

Die Pressestelle verwies weiterhin auf die vorgefertigten Szenarien, die in der App angeboten werden. Das ist auch in der Tat deutlich einfacher, als eigene Szenarien zu programmieren. Allerdings handelt es sich eher um Einsteiger-Szenarien, die bei etwas komplexeren Anforderungen nicht ausreichen. Zwar lassen sich die vorgefertigten Szenarien zum Teil in eigene überführen, doch diese sind dann oftmals wieder nicht funktionsfähig oder kompliziert. "Ein eigenes Szenario anzulegen erfordert sicherlich einige Einarbeitung, insbesondere bei den Verknüpfungen", stimmt dem auch die Pressestelle zu. "Grundsätzlich sind in den neuen 'Eigenen Szenarien' alle Funktionen der alten 'Logikprofile' vorhanden. Es ist sogar möglich, durch Verknüpfung mehrerer Regeln in einem Szenario für gleiche Anwendungsfälle deutlich einfachere Strukturen einzurichten, als es früher der Fall war", so Innogy.

Unterm Strich bleibt der Ärger der Bestandskunden, gleichzeitig aber auch ein System für die Smarthome-Steuerung, das ohne monatliche Grundkosten auskommt. Lediglich für den mobilen Zugriff auf die Steuerung sind im Jahr 14,95 Euro zu zahlen. Durch die neue Software und das neue Backend wirkt Innogy nicht mehr so angestaubt, wie der Vorgänger RWE Smarthome. Wenn die Kinderkrankheiten beseitigt sind, dürfte das System auf Augenhöhe mit Qivicon der Telekom und anderen Smart-Home-Systemen sein.

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