Bezahlen mit dem Handy: Deutsche scheuen sich am meisten
Mobiles Bezahlen am Beispiel von Google Pay
picture alliance/Jens Büttner/ZB/dpa
In Deutschland gibt es einer neuen Verbraucherstudie
zufolge besonders große Vorbehalte gegen das Bezahlen mit dem Handy.
Laut der Befragung von 2500 Bewohnern zehn europäischer Länder
nutzten Ende vergangenen Jahres nur fünf Prozent der deutschen
Verbraucher ihr Smartphone zum Bezahlen, schreiben die Finanzexperten
der Unternehmensberatung PwC Strategy& in der heute in München
veröffentlichten Untersuchung. Das war der niedrigste Wert. An der
Spitze lagen die Schweden, von denen immerhin ein Drittel bereits das
Handy zum Zahlen benutzt hatte.
Die Smartphone-Bezahlysteme sind in Deutschland auch vergleichsweise spät gestartet: Google Pay gibt es seit Juni 2018, Apple Pay seit Dezember 2018. Zum Vergleich: In Großbritannien wurden die Dienste schon im Mai 2016 (Google) und Juli 2015 (Apple) eingeführt.
Unter den deutschen Verbrauchern sahen darüber hinaus 58 Prozent der Befragten keinen Grund, der ihnen in Zukunft das mobile Bezahlen schmackhaft machen könnte. Der Anteil von Skeptikern lag damit über dem jedes anderen teilnehmenden Landes.
Hauptsorge: Übermittlung persönlicher Daten
Mobiles Bezahlen am Beispiel von Google Pay
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Eine Hauptsorge der Verbraucher ist laut Studie die mit dem mobilen
Bezahlen verbundene Übermittlung persönlicher Daten an
Finanzdienstleister. PwC befragte darüber hinaus auch knapp
60 Manager der Finanzbranche - die demnach die Bereitschaft der
europäischen Verbraucher zur Offenlegung persönlicher Daten weit
überschätzten.
Nach den Statistiken der Bundesbank nimmt die Zahl der elektronischen Bezahlvorgänge zwar auch in Deutschland Jahr für Jahr zu, doch die Abneigung gegen die Übermittlung persönlicher Daten an Finanzdienstleister ist laut der PwC-Studie groß, und das nicht nur in Deutschland.
So erklärten drei Viertel der befragten Franzosen und mehr als zwei Drittel der Deutschen, sie würden ihre Daten mit niemandem teilen wollen, auch wenn sie dafür mit finanziellen Anreizen oder zusätzlichen Dienstleistungen belohnt würden. IT-Konzerne wie Google, Apple und Amazon haben demnach mit noch viel größerem Misstrauen zu kämpfen als Banken: Sogar im Handy-begeisterten Schweden erklärten nur acht Prozent, sie würden persönliche Daten den IT-Riesen zur Verfügung stellen wollen.
Die Umfragewerte belegen, dass insbesondere Apple noch nicht mit seiner Botschaft durchgedrungen ist, dass beim Bezahlen mit Apple Pay gar keine Daten bei Apple landen. Die Transaktionen werden nur lokal auf dem iPhone sowie im Buchungssystem der Bank beziehungsweise der Kreditkartengesellschaft abgespeichert, wie zuletzt der Sicherheitsforscher Mikko Hyppönen vom finnischen Sicherheitsunternehmen F-Secure bestätigte. Selbst der Empfänger einer Apple-Pay-Zahlung kann nicht sehen, von wem er eigentlich das Geld bekommen hat. Google dagegen behält sich in den Geschäftsbedingungen vor, die Google-Pay-Daten auszuwerten.
Es fehle ein paneuropäisches Bezahlsystem
Abgesehen von der Zurückhaltung der Bürger stehen der Verbreitung des mobilen Bezahlens in Europa auch andere Hindernisse im Weg, wie die Studienautoren schreiben. So fehle ein paneuropäisches Bezahlsystem - derzeit gebe es 15 nationale elektronische Bezahlsysteme und eine noch größere Zahl von Online- und Mobilzahldiensten, die ebenfalls überwiegend länderspezifisch seien.
Die Unternehmensberater plädieren für einen schnelleren Abschied vom Bargeld. Sie argumentieren, dass elektronisches Bezahlen für die Verbraucher bequemer sei und bessere Kontrolle der eigenen Finanzlage ermögliche. "Deutsche Verbraucher erkennen noch nicht den praktischen Mehrwert der neuen Datenhoheit, die ihnen Open Banking bietet", erklärte Studienautor Andreas Pratz.
Weitere Informationen zu mobilem Bezahlen lesen Sie in einem Ratgeber.