Umfrage

freenet: Viele könnten Kabelanschluss kündigen

Die Mehr­heit der TV-Nutzer hat vom "Neben­kos­ten­pri­vileg" laut einer Umfrage keine Kenntnis: Nach Aufklä­rung sind gut die Hälfte dazu bereit, den Kabel­anschluss zu kündigen, wenn Preis und Angebot stimmen.
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Noch immer scheint die Mehr­heit der TV-Nutzer vom "Neben­kos­ten­pri­vileg" nach eigener Aussage keine Kenntnis zu haben. Die Möglich­keit für Mieter, ab Sommer 2024 den TV-Anschluss unab­hängig vom Vermieter oder der Haus­ver­wal­tung frei wählen zu dürfen, ist auch laut einer neuen Studie bislang weit­gehend unbe­kannt.

Viele TV-Nutzer könnten sich jedoch einen Wechsel vorstellen: Entschei­dend hierfür seien ein guter Empfang und der Preis. Dies zeigt eine aktu­elle Befra­gung von Haus­halten mit Kabel­anschluss im Auftrag der freenet AG. Diese verfolgt frei­lich ein starkes Eigen­inter­esse, denn mit freenet TV (Antenne, DVB-T2 HD) und waipu.tv (Internet) ist man an gleich zwei Konkur­renz­pro­dukten zu den Kabel­anbie­tern betei­ligt.

Viele haben noch nie von "Neben­kos­ten­pri­vileg" gehört

Umfrage: Viele Kabelkunden kennen das Nebenkostenprivileg nicht Umfrage: Viele Kabelkunden kennen das Nebenkostenprivileg nicht
Bild: waipu.tv
Während Kunden inzwi­schen wissen, dass sich bei Strom, Gas oder Mobil­funk Wahl­mög­lich­keiten und Spar­poten­ziale ergeben, ist dies beim Kabel­anschluss bislang weit­gehend unbe­kannt: 73 Prozent der befragten Kabel­anschluss-Nutzer haben vom "Neben­kos­ten­pri­vileg" noch nie etwas gehört.

Als Neben­kos­ten­pri­vileg bezeichnet man die Umla­gefä­hig­keit des Kabel­anschlusses in der Betriebs­kos­ten­abrech­nung. Viele Haus­eigen­tümer und Haus­ver­wal­tungen haben Sammel­ver­träge mit dem Kabel­netz­betreiber abge­schlossen, die Abrech­nung für die einzelnen Mieter geschieht über die Neben­kos­ten­abrech­nung. Die Strei­chung des Neben­kos­ten­pri­vilegs erfolgte im Rahmen der Novel­lie­rung des Tele­kom­muni­kati­ons­gesetzes (TKG). Laut Video Trends 2023 der Medi­enan­stalten sind davon über 6 Millionen Haus­halte betroffen – sie können ab 1. Juli 2024 frei entscheiden, ob sie Fern­sehen über Kabel empfangen möchten oder einen anderen Empfangsweg bevor­zugen.

Nur 23 Prozent wurden bislang vom eigenen Vermieter oder der Haus­ver­wal­tung über diese Wech­sel­mög­lich­keit aufge­klärt. Die Wech­sel­bereit­schaft sei jedoch hoch: Fast jeder zweite befragte Nutzer eines Kabel­anschlusses (48 Prozent) sei laut der freenet-Umfrage bereit, den TV-Anbieter zu wech­seln, wenn die Abrech­nung nicht mehr über den Vermieter oder die Haus­ver­wal­tung erfolgt.

Stabiler Empfang und Preis sind entschei­dend für Wechsel

Neben dem Über­tra­gungsweg, beispiels­weise DVB-T2 oder IPTV, müssen TV-Nutzer dann auch zwischen zahl­rei­chen Anbie­tern auswählen. 9 von 10 Befragten (89 Prozent) geben in der Umfrage an, dass für sie ein stabiler Empfang ohne Verzö­gerungen das wich­tigste Wech­sel­kri­terium ist.

Auf dem zweiten Platz liegt für 82 Prozent der Preis des Anschlusses, falls dieser güns­tiger als der aktuell genutzte Kabel­anschluss ist. Nach eigenen Angaben bezahlen rund die Hälfte der Haus­halte (49 Prozent) mehr als zehn Euro im Monat für den TV-Kabel­anschluss. Und das moti­viert für den Wechsel: 73,6 Prozent würden auf jeden Fall wech­seln, wenn es eine Garantie für einen güns­tigeren Preis gibt. Außerdem werden als wich­tige Wech­sel­kri­terien die Flexi­bilität im Rahmen einer monat­lichen Kündi­gungs­mög­lich­keit (76 Prozent) sowie die HD-Auflö­sung der Sender (72 Prozent) genannt.

Schwä­chen der Befra­gung

An der Befra­gung des Markt­for­schungs­insti­tuts Appinio nahmen ledig­lich 500 Befragte im Auftrag der freenet AG teil. Aufgrund dieser geringen Fall­zahl sind gene­relle Aussagen zur Wech­sel­bereit­schaft von Kabel­kunden schwierig. Außerdem berück­sich­tigt die Umfrage nicht, dass mögli­cher­weise auch die Kabel­netz­betreiber ihren bishe­rigen Kunden attrak­tive Ange­bote, auch zusammen mit Tele­fonie und Internet, unter­breiten werden, um sie zu halten. Davon dürfte auch abhängig sein, wie viele Menschen tatsäch­lich den Kabel­anschluss kündigen werden.

Im April dieses Jahres hatte waipu.tv eine ähnliche Umfrage gestartet. Damals wussten sogar nur 8 Prozent der Kabel­haus­halte vom Neben­kos­ten­pri­vileg.

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