Fiberdays 23

Telekom: "Auf Bitstrom Layer 2 können wir alles machen"

Den Glas­faser­netz­betrei­bern ist bewusst, dass sie ihre Netze nur auslasten werden, wenn sie koope­rieren. Open Access heißt das Zauber­wort, das so neu aber nicht mehr ist. Seit Jahren wird darüber disku­tiert, wie ein Open-Access-Zugang aussehen sollte. Jetzt gab es auf den Fiber­days 23 in Wies­baden eine unver­hoffte Annä­herung.
Von Marc Hankmann

Vor allem von der Deut­schen Telekom wird erwartet, dass sie auf die Glas­faser­netze der Wett­bewerber geht. Dafür fehlen Thilo Höllen, Senior Vice Presi­dent Breit­band­koope­rationen bei der Telekom Deutsch­land, aber die Stan­dards. Auf den Fiber­days 23 des Bundes­ver­bands Breit­band­kom­muni­kation (BREKO) bezeich­nete er Open Access als "defi­niti­ons­losen Raum". Dem pflich­tete Dirk Paster­nack, CEO von vitro­con­nect, nur teil­weise zu.

Laut Paster­nack seien tech­nische Stan­dards für Open Access durchaus gesetzt. Offen seien hingegen Themen wie etwa Service Level Agree­ments, Vorver­mark­tung oder auch Nach­ver­dich­tung. "Wir legen den Fokus auf einen frei­wil­ligen Bitstrom Layer Access (BSA)", sagte Paster­nack. Ohne Open Access wird es keinen flächendeckenden Glasfaserausbau geben. Darüber waren sich die Panelisten auf den Fiberdays 23 einig. Noch sind aber nicht alle Details durchdekliniert Ohne Open Access wird es keinen flächendeckenden Glasfaserausbau geben. Darüber waren sich die Panelisten auf den Fiberdays 23 einig. Noch sind aber nicht alle Details durchdekliniert
Foto: Marc Hankmann
Den BSA bezeich­nete Andreas Pfis­terer, CEO der Deut­schen Glas­faser als das "markt­gän­gigste Modell" für Open Access. Ein BSA Layer 2 eigne sich laut Pfis­terer ideal, um die Markt­ein­tritts­hürden für Retailer möglichst gering zu halten. Mit BSA Layer 2 kann sich auch Telekom-Manager Höllen anfreunden. "Auf Bitstrom Layer 2 können wir alles machen", sagte Höllen auf den Fiber­days 23 in Wies­baden. Sowohl die Telekom selbst als auch ihre Joint Ventures Glas­faser Nord­west und GlasfaserPlus böten BSA Layer 2 für Dritte an. Pfis­terer bot daraufhin Höllen an, auf dieser Basis über Open Access ins Gespräch zu kommen. "Können wir gerne machen", entgeg­nete der Telekom-Manager.

Kein Regu­lierer, aber ein Schieds­richter

Thilo Höllen, Senior Vice President Breitbandkooperationen Telekom Deutschland, nahm das Gesprächsangebot über Open Access von Deutsche-Glasfaser-CEO Andreas Pfisterer an, sagte aber zuvor, dass Open Access ein "definitionsloser Raum" sei Thilo Höllen, Senior Vice President Breitbandkooperationen Telekom Deutschland, nahm das Gesprächsangebot über Open Access von Deutsche-Glasfaser-CEO Andreas Pfisterer an, sagte aber zuvor, dass Open Access ein "definitionsloser Raum" sei
Foto: Marc Hankmann
Höllen betonte, das von den 10 Millionen Glas­faser­anschlüssen, die die Telekom in den nächsten vier Jahren bauen will, 25 Prozent nur in Form von Koope­rationen entstehen können. Marco Sick, CEO von Vatten­fall Euro­fiber und BREKO-Vorstands­mit­glied, wies darauf hin, dass darüber hinaus 30 Millionen weitere Haus­halte Glas­faser benö­tigen. Um diese zu versorgen, müssten die Netz­betreiber zusam­men­arbeiten. "Ohne Open Access geht das nicht", sagte Sick auf den Fiber­days 23. Hinzu kommt, dass auch die Busi­ness­modelle der Netz­betreiber auf lange Sicht nicht mit einer Markt­pene­tra­tion von 30 bis 40 Prozent auskommen. "Eine Auslas­tung von 70 bis 80 Prozent, ab der sich das rechnet, schaffen wir nur mit Open Access", betonte vitro­con­nect-CEO Paster­nack.

Einig war man sich auf dem Panel zu Open Access, dass es keiner harten Regu­lie­rung bedarf, damit sich Open Access durch­setzt. "Der Markt befindet sich in einer Findungs­phase", sagte Paster­nack. Es brauche laut Vatten­fall-Euro­fiber-Chef Sick ledig­lich Spiel­regeln für einen fairen Wett­bewerb und jemanden, "der auch mal die Gelbe Karte zeigt". Wie das aller­dings konkret aussehen könnte, dazu konnten die Pane­listen auch nichts sagen.

Lokal­mono­pole verhin­dern

Freenet-AG-Chef Christoph Vilanek schlägt einen Sanktionsmechanismus vor, um zu verhindern, dass ein einziger Netzbetreiber vor Ort sein Quasi-Monopol ausnutzt Freenet-AG-Chef Christoph Vilanek schlägt einen Sanktionsmechanismus vor, um zu verhindern, dass ein einziger Netzbetreiber vor Ort sein Quasi-Monopol ausnutzt
Foto: Marc Hankmann
Ob die Bundes­netz­agentur (BNetzA) so etwas wie ein Schieds­richter für fairen Wett­bewerb im Glas­faser­ausbau sein könnte, bezwei­felte Chris­toph Vilanek. "Die BNetzA hat uns immer gesagt, wir müssten das selbst regeln", erklärte der Vorstands­vor­sit­zende der freenet AG. Vilanek sprach sich aber für einen Sank­tions­mecha­nismus aus, wenn ein Netz­betreiber sein lokales Monopol ausnutze.

Gerade in länd­lichen Regionen gibt es oft nur einen Glas­faser­netz­betreiber, dem die Kunden mehr oder weniger ausge­lie­fert sein. "Um hohen Preisen zu entkommen, hilft da nur ein Umzug", sagte Vilanek. Open Access könnte in solchen Fällen dafür sorgen, dass Kunden zwischen verschie­denen Internet Service Provi­dern auswählen könnten.

In einer weiteren Meldung zu den Fiber­days 23 geht es unter anderem um "Überbau".

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