Europa: Kooperationen für den Netzausbau
Glasfaser ist in aller Munde. Nach 1 G muss es jetzt 10G sein.
Bild: Vodafone
Nicht erst seit kurzem klagen Nutzer, Analysten und die Politik, dass sich in Deutschland in Sachen Netzausbau viel zu wenig tue. Ein Blick in andere Länder Europas oder Welt tut gut. Aktivitäten überall, aber es gibt noch viel zu tun.
IBM beteiligt sich an Open-RAN
RAN steht für Radio Access Network - einfach gesagt ein Mobilfunknetz. Beim Open RAN sind die Standards so offen definiert, dass verschiedene Hersteller einzelne Komponenten anbieten können. Bisher musste man proprietäre Gesamt-Systeme großer Netzausrüster wie Huawei und andere Unternehmen verwenden.
Der Anbieter von offenen RAN-Systemen Airspan hat sich mit IBM zusammengetan, um einen komplexen Test einer sogenannten „disaggregierten Funkzugangsnetzarchitektur“ durchzuführen, gemeint ist Open-RAN. Das berichtet das Unternehmen Airspan in einer Mitteilung.
Die beiden Unternehmen planen den Start eines 5G-fähigen Open-RAN-Testfeldes, an dem das IBM IoT-Zentrum in München und das Global Industry Solution Centre (GISC) des Technologieunternehmens in Nizza (Frankreich) beteiligt sind. Ziel ist "die Fernsteuerung über 5G-fähiges Edge Computing zu demonstrieren". Airspan möchte Kunden in ganz Europa bei der Innovation und der Entwicklung von herstellerübergreifenden Lösungen unterstützen. Der Open RAN Test soll die Entwicklung von Open RAN-Software- und -Hardwarelösungen sowie End-to-End-Interoperabilitätstests mit privaten 5G-Stand-Alone-Kernnetzen voranbringen. Beide Unternehmen möchten Partnern und Kunden die Möglichkeit zur Zusammenarbeit, Integration und zum Testen von Funktionen für Campusnetze der nächsten Generation bieten.
Besseres Netz, besserer Service
Glasfaser ist in aller Munde. Nach 1 G muss es jetzt 10G sein.
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British Telecom (BT) hat sich mit Cisco zusammengetan, um seinen internationalen Kunden mit der Cisco ThousandEyes Cloud- und Internet-Intelligence-Plattform ein besseres System zu bieten, das nach Angaben von BT Fehler und Leistungsprobleme an jedem Punkt eines Netzwerks einschließlich der Cloud-Plattformen aufspüren („identifizieren“) kann.
"Die Fehlersuche bei Nutzerproblemen ist für Kunden ein großes Problem. Je länger der Ausfall dauert, desto größer sind die Folgen für das Unternehmen", weiß Scott Cowling, Network Solutions Director bei BT. "In Zusammenarbeit mit unserem Partner Cisco haben wir einen Managed Service auf Basis von ThousandEyes auf den Markt gebracht, um die Komplexität moderner Konnektivität zu durchbrechen, digitale Ausfallsicherheit zu gewährleisten und den Erfolg unserer Kunden zu fördern."
Adtran liefert Komponenten für XGS-PON
Der DSL-Netzwerk-Komponenten Hersteller ADTRAN hat seine Präsenz auf dem britischen Glasfaser-Breitbandsektor stark ausgebaut. Insider wissen, dass ADTRAN die Festnetz-Sparte des Nokia Siemens Networks Konzerns übernommen hat.
Laut Ronan Kelly, CTO des Unternehmens, beliefert ADTRAN etwa zwei Drittel der rund 50 Unternehmen, die derzeit Hochgeschwindigkeits-Festnetzzugänge in Großbritannien aufbauen. Für den Netzbetreiber Netomnia wird Adtran seine softwaredefinierte XGS-PON-Technologie (erweitertes passives Glasfasernetz) liefern. Auch Wildanet bekommt eine „Total Access 5000“ 10G-Glasfaser-Zugangsplattform auf XGS-PON Grundlage. Wildanet baut ein neues Netz im britischen Cornwall auf. Gut möglich, dass ähnliche Technik bald auch bei deutschen Glasfaser-Netzbetreibern Einzug hält.
England plant 85 Prozent Gigabit bis 2025
Nach den Plänen der britischen Regierung sollen bis Ende 2025 85 Prozent des Landes mit Gigabit-Breitbandanschlüssen versorgt sein. Nach neuesten Statistiken sei der Plan zu „mehr als der Hälfte“ erfüllt. Aktuell seien bereits 50,2 Prozent Prozent aller britischen Grundstücke mit Gigabit-Zugang (entweder über Glasfaser und/oder Koax-TV-Kabel nach DOCSIS 3.1-Standard) versorgt.
Der Ausbau der Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur beschleunige sich, da die Zahl der Anbieter weiter zunehme. In Großbritannien sind Virgin Media, Openreach (BT), CityFibre und Hyperoptic und eine Menge lokaler oder regionaler Unternehmen aktiv. Einige Namen könnte man vielleicht in Zukunft auch in deutschen Gemeinden lesen. Letztes Jahr lag die Gigabit-Abdeckung in England noch bei 26,9 Prozent, also etwas mehr als die Hälfte von dem, was heute verlegten ist.
Ballungsgebiete im Vorteil
Nicht nur in England profitieren überwiegend Ballungsgebiete vom intensiven Glasfaserausbau. Abgelegene Regionen werden nur ausgebaut, wenn es entsprechende Projekte mit passender Förderung und politischem Druck gibt. Großbritannien will das Ausbau-Ziel bis 2025 erreichen. Nicht nur in Großbritannien sind Beobachter eher skeptisch.
Wer sein Heimnetzwerk wahlweise an schnelles 5G oder Glasfaser oder VDSL anschließen möchte, könnte die Fritz!Box 6850 5G interessant finden.