Netzausbau

Glasfaser: Deutsche GigaNetz erhöht Ausbautempo

Seit drei Jahren baut die Deut­sche GigaNetz Glas­faser­netze, inzwi­schen in elf Bundes­län­dern. Das Unter­nehmen will sein Ausbau­tempo stei­gern. Soeren Wendler, Mitbe­gründer und Chief Sales Officer bei der Deut­schen GigaNetz, gibt Einblicke über das Vorgehen des Netz­betrei­bers.
Von Marc Hankmann

Hinter der Deut­schen GigaNetz stehen die Inves­toren DWS und InfraRed Capital Part­ners, die den Netz­betreiber mit drei Milli­arden Euro finan­zieren. Damit sollten über eine Million Haus­halte einen Glas­faser­anschluss erhalten. Das Ziel wird die Deut­sche GigaNetz errei­chen. „Wir haben bislang mit über 190 Kommunen Koope­rati­ons­ver­ein­barungen schließen können, wodurch über 1,6 Millionen Haus­halte für den Ausbau an das Glas­faser­netz erreichbar sind“, sagt Deut­sche-GigaNetz-Mitbe­gründer Soeren Wendler. Dazu tragen auch die Koope­rati­ons­ver­ein­barungen mit den Gigabit-Regionen Heil­bronn-Franken und FrankfurtRheinMain bei. Deutsche-GigaNetz-Mitbegründer Soeren Wendler will die Zahl adressierbarer Haushalte in den nächsten ein bis zwei Jahren verdoppeln Deutsche-GigaNetz-Mitbegründer Soeren Wendler will die Zahl adressierbarer Haushalte in den nächsten ein bis zwei Jahren verdoppeln
Foto: Marc Hankmann
Die Deut­sche GigaNetz verfolgt einen soge­nannten Green­field-Ansatz, d. h., sie ist ohne Altlasten gestartet und konnte so sämt­liche Prozesse, Abläufe, Appli­kationen usw. von Tag 1 an frei planen. Grund­lage für die Auswahl der Ausbau­gebiete ist ein daten­getrie­benes System mit über 580 Millionen Daten­punkten, das Infor­mationen von der Bevöl­kerungs­dichte bis zur Beschaf­fen­heit von Straßen und Gehwegen enthält.

„Unsere Glas­faser­netze werden im Ausbau­gebiet stets voll­ständig ausge­baut und enden durch­gehend in den eigenen vier Wänden der Kunden“, erklärt Wendler das Vorgehen des Unter­neh­mens.

"Ziel von 100 Prozent FTTH"

Gestartet ist die Deut­sche GigaNetz im länd­lichen Raum. Inzwi­schen errichtet das Hamburger Unter­nehmen auch Glas­faser­netze in Rand­lagen größerer Kommunen. Stei­gende Baukosten erschweren die Glas­fase­rer­schlie­ßung in weniger dicht besie­delten Gebieten, zumal die Deut­sche GigaNetz größ­ten­teils eigen­wirt­schaft­lich ausbaut.

„Das Ziel von 100 Prozent FTTH bezieht aber auch vorhan­dene Infra­struk­turen ein und wird zu kleinen Teilen durch die Bundes­för­der­kulisse ergänzt“, sagt Mitbe­gründer Wendler. In Löwenstein, südöstlich von Heilbronn, testete die Deutsche GigaNetz ein System, um Gräben für Verlegearbeiten innerhalb kürzester Zeit wieder zu verschließen In Löwenstein, südöstlich von Heilbronn, testete die Deutsche GigaNetz ein System, um Gräben für Verlegearbeiten innerhalb kürzester Zeit wieder zu verschließen
Foto: Deutsche GigaNetz
Die Vorge­hens­weise der Deut­schen GigaNetz scheint zu fruchten. Soeren Wendler spricht von einem gewal­tigen Zuspruch, weshalb das Unter­nehmen die Anzahl adres­sier­barer Haus­halte in ein bis zwei Jahren verdop­peln möchte. „Wir sind stolz darauf, dass bisher alle begon­nenen Nach­fra­gebün­delungen auch erfolg­reich abge­schlossen werden konnten und das Netz nach Umset­zung auch unmit­telbar bei den Nutze­rinnen und Nutzern ankommt“, erklärt der gelernte Diplom-Inge­nieur.

Derzeit befinden sich 120 Kommunen in der aktiven Nach­fra­gebün­delung. „In über 50 Kommunen ist die Umset­zungs­pla­nung wie auch der Ausbau in vollem Gange oder bereits abge­schlossen“, so Wendler.

Open Access und Markt­kon­soli­die­rung

Auf dieser Basis will die Deut­sche GigaNetz pro Monat 40.000 bis 50.000 Homes-Passed-Anschlüsse bauen. Ein solches Tempo kann natür­lich nur gelingen, wenn keine Störungen auftreten - Stich­wort stra­tegi­scher Überbau. „Niemand benö­tigt zwei Glas­faser­netze in einer Kommune - man hat auch keine zwei Wasser- oder Strom­anschlüsse im Haus -, das verkom­pli­ziert, verteuert und verlän­gert den Ausbau, ist zudem weder sinn­voll noch nach­haltig“, kriti­siert Wendler.

Er plädiert für Open Access, also die Öffnung der Glas­faser­netze für die Dienste Dritter. „Ein Modell, welches wir selbst heute bereits auf den alten Kupfer­netzen seit Jahren erprobt kennen.“

Wendler (2. v. l.) bei der Unterzeichnung der Kooperation für den Glasfaserausbau in Bremen-Nord. Inzwischen ist die Deutsche GigaNetz in elf Bundesländern unterwegs Wendler (2. v. l.) bei der Unterzeichnung der Kooperation für den Glasfaserausbau in Bremen-Nord. Inzwischen ist die Deutsche GigaNetz in elf Bundesländern unterwegs
Foto: SWAE
Es ist aber nicht nur der stra­tegi­sche Überbau von Glas­faser­netzen, der den Netz­betrei­bern zusetzt. „Gestie­gene Baupreise, erheb­lich höhere Zinsen stellen gerade für kleine TK-Unter­nehmen eine Bürde dar“, erklärt Wendler. Er geht auch davon aus, dass sich klei­nere Stadt­werke ange­sichts der Ener­gie­wende wieder mehr auf das Kern­geschäft konzen­trieren und daher über­legen müssen, wie sie mit ihren TK-Töch­tern umgehen wollen.

Verkauf oder Koope­ration wären zwei Möglich­keiten. Die Deut­sche GigaNetz stünde dann bereit, schließ­lich wollen die Hamburger das Amazon unter den Glas­faser­netz­betrei­bern werden.

In einer weiteren Meldung zum Thema Glas­faser­ausbau geht es um: Viele Ankün­digungen vor den Ferien.

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