Glasfaser: Deutsche GigaNetz erhöht Ausbautempo
Hinter der Deutschen GigaNetz stehen die Investoren DWS und InfraRed Capital Partners, die den Netzbetreiber mit drei Milliarden Euro finanzieren. Damit sollten über eine Million Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten. Das Ziel wird die Deutsche GigaNetz erreichen. „Wir haben bislang mit über 190 Kommunen Kooperationsvereinbarungen schließen können, wodurch über 1,6 Millionen Haushalte für den Ausbau an das Glasfasernetz erreichbar sind“, sagt Deutsche-GigaNetz-Mitbegründer Soeren Wendler. Dazu tragen auch die Kooperationsvereinbarungen mit den Gigabit-Regionen Heilbronn-Franken und FrankfurtRheinMain bei.
Deutsche-GigaNetz-Mitbegründer Soeren Wendler will die Zahl adressierbarer Haushalte in den nächsten ein bis zwei Jahren verdoppeln
Foto: Marc Hankmann
Die Deutsche GigaNetz verfolgt einen sogenannten Greenfield-Ansatz, d. h., sie ist ohne Altlasten gestartet und konnte so sämtliche Prozesse, Abläufe, Applikationen usw. von Tag 1 an frei planen. Grundlage für die Auswahl der Ausbaugebiete ist ein datengetriebenes System mit über 580 Millionen Datenpunkten, das Informationen von der Bevölkerungsdichte bis zur Beschaffenheit von Straßen und Gehwegen enthält.
„Unsere Glasfasernetze werden im Ausbaugebiet stets vollständig ausgebaut und enden durchgehend in den eigenen vier Wänden der Kunden“, erklärt Wendler das Vorgehen des Unternehmens.
"Ziel von 100 Prozent FTTH"
Gestartet ist die Deutsche GigaNetz im ländlichen Raum. Inzwischen errichtet das Hamburger Unternehmen auch Glasfasernetze in Randlagen größerer Kommunen. Steigende Baukosten erschweren die Glasfasererschließung in weniger dicht besiedelten Gebieten, zumal die Deutsche GigaNetz größtenteils eigenwirtschaftlich ausbaut.
„Das Ziel von 100 Prozent FTTH bezieht aber auch vorhandene Infrastrukturen ein und wird zu kleinen Teilen durch die Bundesförderkulisse ergänzt“, sagt Mitbegründer Wendler.
In Löwenstein, südöstlich von Heilbronn, testete die Deutsche GigaNetz ein System, um Gräben für Verlegearbeiten innerhalb kürzester Zeit wieder zu verschließen
Foto: Deutsche GigaNetz
Die Vorgehensweise der Deutschen GigaNetz scheint zu fruchten. Soeren Wendler spricht von einem gewaltigen Zuspruch, weshalb das Unternehmen die Anzahl adressierbarer Haushalte in ein bis zwei Jahren verdoppeln möchte. „Wir sind stolz darauf, dass bisher alle begonnenen Nachfragebündelungen auch erfolgreich abgeschlossen werden konnten und das Netz nach Umsetzung auch unmittelbar bei den Nutzerinnen und Nutzern ankommt“, erklärt der gelernte Diplom-Ingenieur.
Derzeit befinden sich 120 Kommunen in der aktiven Nachfragebündelung. „In über 50 Kommunen ist die Umsetzungsplanung wie auch der Ausbau in vollem Gange oder bereits abgeschlossen“, so Wendler.
Open Access und Marktkonsolidierung
Auf dieser Basis will die Deutsche GigaNetz pro Monat 40.000 bis 50.000 Homes-Passed-Anschlüsse bauen. Ein solches Tempo kann natürlich nur gelingen, wenn keine Störungen auftreten - Stichwort strategischer Überbau. „Niemand benötigt zwei Glasfasernetze in einer Kommune - man hat auch keine zwei Wasser- oder Stromanschlüsse im Haus -, das verkompliziert, verteuert und verlängert den Ausbau, ist zudem weder sinnvoll noch nachhaltig“, kritisiert Wendler.
Er plädiert für Open Access, also die Öffnung der Glasfasernetze für die Dienste Dritter. „Ein Modell, welches wir selbst heute bereits auf den alten Kupfernetzen seit Jahren erprobt kennen.“
Wendler (2. v. l.) bei der Unterzeichnung der Kooperation für den Glasfaserausbau in Bremen-Nord. Inzwischen ist die Deutsche GigaNetz in elf Bundesländern unterwegs
Foto: SWAE
Es ist aber nicht nur der strategische Überbau von Glasfasernetzen, der den Netzbetreibern zusetzt. „Gestiegene Baupreise, erheblich höhere Zinsen stellen gerade für kleine TK-Unternehmen eine Bürde dar“, erklärt Wendler. Er geht auch davon aus, dass sich kleinere Stadtwerke angesichts der Energiewende wieder mehr auf das Kerngeschäft konzentrieren und daher überlegen müssen, wie sie mit ihren TK-Töchtern umgehen wollen.
Verkauf oder Kooperation wären zwei Möglichkeiten. Die Deutsche GigaNetz stünde dann bereit, schließlich wollen die Hamburger das Amazon unter den Glasfasernetzbetreibern werden.
In einer weiteren Meldung zum Thema Glasfaserausbau geht es um: Viele Ankündigungen vor den Ferien.