Breitbandausbau

Vodafone kehrt zum Glasfaserausbau zurück

Nachdem Voda­fone keine neuen Glas­faser­netze mehr bauen wollte und sich auf das Kabel­netz konzen­trierte, kehrt das Unter­nehmen nun über das Joint Venture OXG zurück in den Glas­faser­markt. Der Start­schuss fiel Anfang September 2023 in Neuss.
Von Marc Hankmann

OXG will bis 2030 sieben Millionen FTTH-Anschlüsse bauen und dafür sieben Milli­arden Euro inves­tieren. Der Start­schuss fiel am 11. September in Neuss. Das Joint Venture zwischen Voda­fone und dem Investor Altice baut hier ein Glas­faser­netz für 28.000 Haus­halte. Darüber hinaus kündigte OXG an, demnächst auch mit dem FTTH-Ausbau in Düssel­dorf, Marburg, Duis­burg und Kassel beginnen zu wollen. Bis Ende 2024 sollen bis zu 150 weitere Städte folgen. „Unseren Ausbau setzen wir ohne Vorver­mark­tung und ohne eine im Vorfeld zu errei­chende Abschluss­quote um“, erklärte Stefan Rüter, Mitglied der OXG-Geschäfts­füh­rung, zum Start in Neuss. Das Unter­nehmen öffnet seine Glas­faser­netze zwar auch anderen Inter­net­anbie­tern (Open Access), aber nach der Fertig­stel­lung über­nimmt zunächst Voda­fone die Erst­ver­mark­tung. Dritte können erst später eigene Produkte vermarkten. Glasfaserausbau auf dem Land: In Brandenburg an der Havel will Vodafone die ersten Kunden im Frühsommer 2024 aktivieren. Glasfaserausbau auf dem Land: In Brandenburg an der Havel will Vodafone die ersten Kunden im Frühsommer 2024 aktivieren.
Foto: Vodafone
Mit dem Ausstieg aus dem Bau von Glas­faser­netzen fokus­sierte sich Voda­fone auf solche Glas­faser­pro­jekte, die bereits in der Planung waren. So baut Voda­fone etwa in Hadamar ein FTTH-Netz für 6000 Haus­halte. Bis zum kommenden Herbst sollen die letzten Tief­bau­arbeiten in den Stadt­teilen Faul­bach und Nieder­hadamar abge­schlossen sein. „Die Inbe­trieb­nahme der ersten Glas­faser-Bauab­schnitte in Ober- und Niederw­eyer ist jetzt erfolgt – die ersten Kunden sind am Netz“, erklärt Rolf-Peter Scharfe, Leiter Glas­faser-Koope­rationen bei Voda­fone Deutsch­land. Bis Ende 2024 sollen dann alle Kunden in Hadamar über Glas­faser im Internet surfen. Auch in Bran­den­burg an der Havel geht der Glas­faser­ausbau von Voda­fone in Koope­ration mit dem Investor Meri­diam voran. Die Stadt­teile Mötzower Vorstadt und Kirch­möser sind nahezu voll­ständig ausge­baut. Die ersten Anwohner sollen im Früh­sommer 2024 akti­viert werden. Bis Ende 2024 soll der Ausbau komplett abge­schlossen sein.

Voda­fones ärgster Wett­bewerber, die Deut­sche Telekom, kündigte derweil ein weiteres Glas­faser­pro­jekt an: In Mainz wollen die Bonner ein Netz für 40000 Haus­halte errichten. Derzeit läuft die Ausbau­pla­nung. Fest steht bereits, dass Mainz-Neustadt mit ca. 19.000 Haus­halten in zwei Bauab­schnitten bis 2024 ausge­baut wird. In Harten­berg-Münch­feld mit ca. 12.900 Haus­halten soll der Baustart Ende diesen Jahres erfolgen. Dagegen wird in den Mainzer Stadt­teilen Mombach (ca. 4400 Haus­halte) und Gonsen­heim (ca. 2800 Haus­halte) bereits seit Oktober 2022 gebaut.

Deut­sche Glas­faser koope­riert mit NetCologne und Nieder­sachsen

Um den Bran­chen­größen etwas entge­gen­setzen zu können, verbünden sich die alter­nativen Glas­faser­netz­betreiber. So koope­riert die Deut­sche Glas­faser zum Beispiel mit NetCologne. Das Toch­ter­unter­nehmen der Kölner Stadt­werke erhält Zugang zu den Netzen der Deut­schen Glas­faser im Rhein-Erft-Kreis, im Rhei­nisch-Bergi­schen Kreis und in weiteren Teilen der Region um Aachen und Köln. Dadurch können die ange­schlos­senen Haus­halte ab Sommer 2024 zwischen Inter­net­ange­boten von der Deut­schen Glas­faser und NetCologne wählen.

Deutsche-Glasfaser-CEO Andreas Pfisterer (links) beobachtet, wie Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies die Kooperationsvereinbarung für den Bau von 950000 Glasfaseranschlüssen unterschreibt Deutsche-Glasfaser-CEO Andreas Pfisterer (links) beobachtet, wie Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies die Kooperationsvereinbarung für den Bau von 950000 Glasfaseranschlüssen unterschreibt
Foto: Deutsche Glasfaser
Koope­rationen entstehen auch zwischen Netz­betrei­bern und Bundes­län­dern. Die Deut­sche Glas­faser hat zusammen mit dem Land Nieder­sachsen eine Verein­barung für den Bau von mehr als 950.000 Glas­faser­anschlüssen unter­zeichnet. „Die Deut­sche Glas­faser hat in Nieder­sachsen bereits rund 450.000 Anschlüsse herge­stellt“, erklärte Nieder­sach­sens Wirt­schafts­minister Olaf Lies bei der Unter­zeich­nung des Vertrags. „Aktuell werden weitere 110.000 Anschlüsse gebaut.“ Bis Ende 2027 will die Deut­sche Glas­faser auf insge­samt 950.000 Anschlüsse kommen und diese ohne Förde­rung bauen. Das ist gerade in Nieder­sachsen wichtig, da die Landes­regie­rung aus der Glas­faser­för­derung ausge­stiegen ist.

Mittel­ständler bauen unter anderem in Siegen und Ober­hausen

Natür­lich wird das poli­tische Ziel, Deutsch­land bis 2030 flächen­deckend mit Glas­faser versorgt zu haben, nicht nur mit den Bran­chen­größen erreicht. Es braucht vor allem den Mittel­stand, zu dem Netz­betreiber wie etwa die DNS:NET zählt, die jetzt im September die Haus­halte im bran­den­bur­gischen Wuster­mark sowie in Buchow-Karpzow und Hoppen­rade akti­viert. In Ringgau und Herle­shausen im Werra-Meißner-Kreis ließ Unsere Grüne Glas­faser Anfang September die Bagger anrollen. Glei­ches will Premium-Netz gemeinsam mit dem schwe­dischen Partner Open Infra in der Samt­gemeinde Tostedt in den Orts­teilen Wistedt, Otter und Welle bis Jahres­ende errei­chen. Und West­con­nect startet ab Oktober die Vorver­mark­tung in Siegen und Ober­hausen.

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