Download-Shops

Editorial: Preistreiber Digitalisierung

Download-Shops für Filme und Musik sind komfortabel. Aber günstiger sind die Angebote oft nicht - weil die Betreiber den Wettbewerb um die besten Preise aushebeln.
Ein Kommentar von Hans-Georg Kluge

Blu-rays sind oft günstiger als Download-Angebote. Blu-rays sind oft günstiger als Download-Angebote.
Bild: Blu-ray Disc Association, teltarif.de / Montage: teltarif.de
Digitalisierung - das Zauberwort unserer Zeit. Im Bereich des Medienkonsums ist sie schon ein alter Hut, ob Musik-CD, DVD oder Blu-ray: Alles digitale Medien. In diesem Marktsegment findet seit einigen Jahren ein anderer Trend statt: Es geht hin zum Download- oder Streaming-Business.

Aus Sicht eines auf Komfort bedachten Nutzers hat das große Vorteile: Einfach den (Software-)Player anschmeissen, Lied oder Film auswählen und los geht's. Das ganze Medien-Archiv ist auf Knopfdruck erreichbar. Physikalische Medien wiederum haben den Nachteil, dass ich erst vom Sofa aufstehen muss, zum CD/DVD-Regal gehen und das gewünschte Medium in den Player schieben muss. Dafür kann ich eine Blu-ray mitnehmen und bei Freunden ohne Probleme abspielen. Meinen iTunes-Download? Eher nicht.

Qualitativ kommen Download- und Streaming-Medien selten an ein physikalisches Medium heran - im Full-HD-Vergleich schneidet die Blu-ray meist sichtbar besser ab, als das Streaming- oder Download-Pendant. Und Fans von O-Ton haben bei Download-Angeboten zuweilen das Nachsehen, denn Blu-ray und DVD sind üblicherweise mit mehreren Ton-Spuren versehen, bei Download-Angeboten ist das nicht immer der Fall.

Preisvergleich

Blu-rays sind oft günstiger als Download-Angebote. Blu-rays sind oft günstiger als Download-Angebote.
Bild: Blu-ray Disc Association, teltarif.de / Montage: teltarif.de
Alles in allem sollten Medien wie Blu-ray und DVD eigentlich etwas teurer sein - sie sind es aber oft nicht. Was ist da los? Drei willkürlich herausgesuchte Beispiele (Preise über Shops und Idealo ermittelt):

Star Wars (Complete Saga): Der Download bei iTunes kostet 84,99 Euro. Bei Amazon Instant Video kostet der Download 74,99 Euro. Die Blu-ray-Box ist ab 74,99 Euro im Online-Handel zu haben.

Game of Thrones, Season 1: Als Blu-ray kostet die Staffel-Box 16,99 Euro, bei iTunes kostet der Download 29,90 Euro, bei Amazon Instant Video zahlt der Kunde 24,99 Euro.

Grand Budapest Hotel: Als Download kostet der Film bei iTunes und Amazon Instant Video 7,99 Euro, die Blu-ray ist mit 8,97 Euro (Preis bei Amazon.de) etwas teurer.

In zwei von drei Fällen ist die Blu-ray günstiger, in einem Fall teurer. Dabei ist aber zu beachten, dass alle drei Blu-rays mit mehr Sprachen und weiteren Extras ins Haus kommen.

Geringe Preisfluktuation wegen geringem Wettbewerb

In den Digital-Shops heißt das Zauberwort: DRM - digitales Rechte-Management. Dieses verhindert, dass ich meine heruntergeladene Datei einfach zu einem Bekannten mitnehmen und dort abspielen kann. Daher ist ein digitaler Shop wie iTunes oder Amazon Instant Video nicht einfach ein Shop, sondern auch eine Plattform: Denn der Betreiber bestimmt, wie und wo der Kunde seine Inhalte abspielen kann. Zum Beispiel hat Apple bei iTunes keine Konkurrenz, da der Konzern ein eigenes, geschlossenes Öko-System aufgebaut hat, aus dem der Kunde nicht entrinnen kann - aber auch nicht wirklich mit anderswo gekauften Content aufkreuzen kann. Die Digital-Shop-Betreiber haben insofern sich selbst ein Kartell geschaffen und sperren den Wettbewerb so konsequent wie möglich aus. Die Folge: Hohe Preise. In den Beispielen ist zu sehen, dass gerade bei Serien-Boxen das Preisniveau erheblich höher ist als im Einzelhandel.

Apple ist bei iTunes aber nicht der einzige Preistreiber: Letztlich kontrolliert dort die Medienindustrie mit ihren Lizenzen und der restriktiven Rechtevergabe, welche Preise anfallen. Lagerverkauf? Ausverkauf? Alles Phänomene, die es im digitalen Zeitalter kaum gibt. Und Apple muss auch nicht um Kunden werben - die kommen ohnehin mit ihrem iPhone, iPad oder Apple TV kaum um die Apfel-Shops herum.

Hersteller-kontrollierte Shops halten die Preise hoch

Zu einem ganz anderem Marktumfeld: Smart­phone-Verkäufe. Im Moto Maker erlaubt Motorola es den Kunden, ihr Smart­phone nach Belieben anzupassen. Im Online-Handel gibt es Gutscheine für ein Smart­phone aus dem Moto Maker zu kaufen - die Preise der Gutscheine sind aber identisch. Wettbewerb um die besten Preise? Unmöglich, weil Motorola den Wert genau bestimmt.

Mehr Wettbewerb ist gut für den Kunden

Bei allen Beispielen zeigt sich ein massiver Mangel an Wettbewerb. Glücklicherweise bedeutet das nicht in jedem Fall höhere Preise, aber oft genug. Verbraucher haben mit der Digitalisierung der Vertriebswege einige Vorteile. Aber es gibt auch einen massiven Nachteil: Ausgehebelter Wettbewerb. Physikalische Datenträger sind flexibel einsetzbar und die Infrastruktur für die Wiedergabe kann sich ein Konsument so zusammenstellen, wie er möchte.

Mehr Wettbewerb steht dem Kapitalismus gut. Im turbokapitalistischen Internet hingegen versuchen viele Unternehmen diesen auszuhebeln. Verbraucher und Konsumenten sollten sich dies nicht gefallen lassen.

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