Kritisch: Breitband-Ausbauprojekt der Telekom für Stuttgart
Glasfaserausbau: Gemeinsames Projekt zwischen der Telekom und der Region Stuttgart
picture alliance/Patrick Seeger/dpa
Heute wollen die Wirtschaftsregion Stuttgart und die Deutsche Telekom im Beisein von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Innenminister Thomas Strobl einen Vertrag zum Glasfaserausbau in der Landeshauptstadt Stuttgart sowie 173 Kommunen im Umland (mit Ausnahme der Städte Böblingen, Göppingen, Sindelfingen, Schorndorf und Wangen) unterschreiben. Dafür will die Deutsche Telekom 1,1 Milliarden Euro im Festnetzbereich investieren und die Region Stuttgart will bis zu 500 Millionen Euro an Sachleistungen und Fördergeldern für den Ausbau bereitstellen.
Bis zum Jahr 2025 sollen alle Unternehmen und 50 Prozent aller Haushalte Zugang zu einem „gigabitfähigen“ Netz erhalten, bis 2030 sollen es 90 Prozent aller Haushalte sein.
teltarif.de ist vor Ort und wird darüber berichten.
Kritik im Vorfeld
Glasfaserausbau: Gemeinsames Projekt zwischen der Telekom und der Region Stuttgart
picture alliance/Patrick Seeger/dpa
Schon im Vorfeld melden sich zahlreiche Kritiker und Wettbewerber der Telekom zu Wort. So wird bemängelt, dass „Dritte“ zwar Zugang zu den künftigen Glasfasernetzen der Telekom erhalten sollen, allerdings wohl nur auf Basis eines neuen Vorleistungsmodells des Konzerns, das Zugang nur unter bestimmten Bedingungen vorsieht und im Markt verständlicherweise „kontrovers“ diskutiert wird.
Der Verband Breitbandkommunikation (BREKO) sieht den „Exklusiv-Deal“ zwischen der Wirtschaftsregion Stuttgart und der Deutschen Telekom äußerst kritisch. Zwar begrüßt der Glasfaserverband das Ziel der Region Stuttgart, Haushalte und Unternehmen mit „ultraschnellen“ Glasfaserleitungen bis in die Gebäude zu versorgen und damit die Zukunftsfähigkeit der Region sicherzustellen, ausdrücklich. Doch die Erreichung dieses Ziels werde nur „im Zusammenspiel aller Marktteilnehmer gelingen, die gemeinsam an einem Strang ziehen und den Glasfaserausbau im Rahmen von Kooperationen vorantreiben“. Interessanterweise haben in Baden-Württemberg allein 30 regionale Netzbetreiber die im BREKO Mitglied sind ihren Sitz. Dazu kommen weitere BREKO-Carrier, die auch beim Glasfaserausbau in Baden-Württemberg aktiv sind.
Folge: Harsche Worte vom BREKO
„Der flächendeckende Glasfaserausbau in Baden-Württemberg kann nicht durch Planwirtschaft bewerkstelligt werden, sondern nur unter gleichberechtigter Einbeziehung aller Glasfaser-ausbauenden Unternehmen. Die Begünstigung eines einzelnen Unternehmens ist mehr als kontraproduktiv, da dies zu einer Wettbewerbseinschränkung führt, die letztlich zu Lasten der Region, ihrer Bürger und Unternehmen geht“, kommentiert BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers die Vereinbarung.
Konkurrenten möchten einbezogen werden
Albers möchte ein Konzept, das „alle Marktteilnehmer“ einbeziehe. Insbesondere müsse sichergestellt werden, dass der Glasfaserausbau investitionswilliger Wettbewerber in der Region Stuttgart künftig nicht be- oder gar verhindert werde, sondern solche Netzbetreiber genau dieselbe Unterstützung erhalten wie die Deutsche Telekom.“
Für den BREKO sei nicht nachvollziehbar, warum sich die Wirtschaftsregion Stuttgart den Vorteilen eines wettbewerblichen Glasfaserausbaus verschließe, zumal auch nach 2030 noch 10 Prozent aller Haushalte nicht über einen Glasfaseranschluss verfügen würden.
Hierzulande seien es „mit weitem Abstand“ die Wettbewerber der Deutschen Telekom, die den Glasfaserausbau vorantrieben: Mehr als 80 Prozent der heute verfügbaren, reinen Glasfaseranschlüsse würden von den alternativen Netzbetreibern in Deutschland – mehrheitlich Mitgliedern des BREKO – gestellt.
Aus diesem Grund hatte der Verband der Wirtschaftsregion Stuttgart bereits im Herbst vergangenen Jahres eine Alternative vorgeschlagen, die einen kooperativen Glasfaserausbau mit fairem Open-Access-Zugang vorsieht. Diese sei von der Wirtschaftsregion „bislang in keiner Weise berücksichtigt“ worden.