Mitgliedsantrag?

Wössner: Soll die Telekom BREKO-Mitglied werden?

Vor 20 Jahren noch undenkbar, heute gängige Praxis: Die Telekom kauft Infra­struktur und Vorleis­tungen bei Mitglie­dern des BREKO ein. Dirk Wössner erklärt, warum und wie.
Vom BREKO-Jubiläum in Berlin berichtet

Telekom Deutschland Chef Dirk Wössner kann sich vorstellen, einen Mitgliedsantrag beim BREKO zu stellen. Telekom Deutschland Chef Dirk Wössner kann sich vorstellen, einen Mitgliedsantrag beim BREKO zu stellen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zum zwan­zigsten Geburtstag des BREKO-Verbandes durfte ein hoch­rangiger Vertreter der Deut­schen Telekom nicht fehlen. Aus dem ehema­ligen Haupt­feind ist ein wich­tiger Gesprächs- und Verhand­lungs­partner geworden.

Wössner: Freue mich, hinein­gelassen zu werden

Telekom Deutschland Chef Dirk Wössner kann sich vorstellen, einen Mitgliedsantrag beim BREKO zu stellen. Telekom Deutschland Chef Dirk Wössner kann sich vorstellen, einen Mitgliedsantrag beim BREKO zu stellen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Telekom-Deutsch­land-Chef Dirk Wössner freute sich: "Wer hätte gedacht, dass wir zum 20. Geburtstag über­haupt ins Haus rein und sogar eine Rede halten dürfen?“

Bereits zum dritten Mal sei ein Telekom-Vertreter zu Gast, und er über­lege, schon einen Antrag auf Mitglied­schaft im BREKO zu stellen. Denn hier im Saal seien 90 Prozent des Glas­faser-Ausbaus in Deutsch­land versam­melt. 95 Prozent der Haus­halte seien von Telekom und BREKO-Mitglie­dern mit Geschwin­digkeiten von über 50 MBit/s ausge­baut worden.

Noch 3 Millionen Haus­halte unter 1-2 MBit/s versorgt

Bei aller Glas­faser-Euphorie machte Wössner deut­lich: Es sind immer noch 3 Millionen Haus­halte in Deutsch­land mit weniger als 50 MBit/s versorgt, davon einige "nur mit 1-2 MBit/s". Er habe Orte, wo der Ausbau eines einzigen Haus­haltes 15 000 Euro kosten würde (wovon 14 500 Euro geför­dert werden könnten), und diese Orte seien tech­nisch eine sehr große Heraus­forde­rung.

Vor 22 Jahren sei die Telekom beim Thema VDSL zur Koope­ration "genö­tigt" worden. Heute werden bereits über 3 Millionen Anschlüsse von Telekom-Kunden in Wirk­lich­keit über Unter­nehmen des BREKO tech­nisch reali­siert und es sollen noch weit mehr werden.

Zusam­menar­beit mit Telekom nicht einfach: Können uns nicht ausge­lastete Netze nicht leisten

Wössner räumte ein, dass die Zusam­menar­beit mit der Telekom nicht immer einfach sei. „Telekom ist etwas langsam, es ist etwas kompli­ziert mit uns.“ Beim Whole­sale und Wholebuy müssten natür­lich die glei­chen Preise gelten, wie sie auch die Telekom bekomme. Das sei in der Praxis nicht immer so einfach.

„Am Ende des Tages brau­chen wir Koope­ration“, betonte Wössner, „denn wir können uns unaus­gelas­tete Netze nicht leisten.“

Die Telekom warte auf die Frei­gabe der Koope­ration mit EWE. Es werde nicht nur einen gemein­samen Ausbau geben, auch das Anmieten von aktiver oder passiver Infra­struktur des BREKO und anderer Anbieter stehe auf der Agenda der Telekom.

Einfa­cherer Netz­ausbau

Wössner skiz­zierte die Rahmen­bedin­gungen für das Ausrollen von Glas­faser: In Deutsch­land müsse 60 Zenti­meter tief und frost­sicher gebaut werden. Tren­ching sei unpo­pulär.

Ober­irdi­scher Ausbau finde in Deutsch­land (mit wenigen Ausnahmen) gar nicht statt, in Schott­land sei es genau anders­herum. Letztes Jahr habe die Telekom etwa 50.000 Kilo­meter Glas­faser verlegt, davon 100 Kilo­meter mit Tren­ching, der Rest wie oben beschrieben.

Sein Unter­nehmen sei in einem schwie­rigem kartell­recht­lichen Korsett gefangen. Vieles müsste verein­facht und entschlackt werden.

Förder­mittel durch Ausbau­unter­nehmen bean­tragen?

Wössner schlug vor, dass es möglich wird, dass die ausbau­enden Unter­nehmen die Anträge auf Förde­rung für die jewei­lige Gemeinde selbst stellen können. Die Verwal­tungen vor Ort seien komplett über­fordert, die Unter­nehmen hätten ja Erfah­rung damit.

Eine Einschät­zung

Nicht nur Telekom-Deutsch­land-Chef Dirk Wössner, auch Telekom-CEO Tim Höttges haben schon öffent­lich über­legt, beim BREKO Mitglied zu werden. Was vor 20 Jahren undenkbar schien, wäre heute viel­leicht gar keine schlechte Idee. Auch die Politik möchte nicht mehr jedes Detail regu­lieren, sondern, dass die Unter­nehmen sich zusam­menraufen und kunden­freund­liche Lösungen finden und sich nicht viel Zeit dabei lassen.

Ja, es wird sogar drüber nach­gedacht, ob Frequenzen künftig wieder umständ­lich auktio­niert werden müssen oder wie man sie praxisnah vergeben und den maxi­malen Netz­ausbau errei­chen kann.

Gut ist es auch, die Euphorie mancher Markt­teil­nehmer zu bremsen, die den Eindruck erwe­cken, morgen früh liegt überall funk­tions­fähige Glas­faser und danach laufe alles wie von selbst.

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