Telekom: Höttges warnt vor Fake News zum Netzausbau
Timotheus Höttges liebt klare Worte und stellte seine Zahlen den Kennziffern seines Mitbewerbers Vodafone gegenüber.
Foto: Picture Alliance / dpa
Bei der Vorstellung der Quartalszahlen ging Telekom-Chef Tim Höttges gemeinsam mit seinem Finanzvorstand Christian Illek detailliert auf die Lage des Netzes und des Marktes in Deutschland, Europa und der Welt ein.
Vectoring zahlt sich in der Krise aus
Timotheus Höttges liebt klare Worte und stellte seine Zahlen den Kennziffern seines Mitbewerbers Vodafone gegenüber.
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Höttges machte klar, dass die Deutsche Telekom in Deutschland 80 Prozent der Menschen mit Vectoring respektive Super-Vectoring versorge. Dafür war er früher oft kritisiert worden: Warum die Telekom nicht gleich Glasfaser bis ins Haus oder zum Kunden gebaut hätte? Das, entgegnete Höttges seinerzeit, hätte zu einer wesentlichen Verlangsamung des Netzausbaus geführt.
Und diese 80 Prozent kamen jetzt in der Corona-Krise voll zu Wirkung. "Wir hatten keinen einzigen Netzausfall". Unser Netz ist der "Ackergaul der Digitalisierung" und darauf ist Höttges stolz.
Für die Zukunft ist klar, dass Glasfaser bis zum Kunden (FTTH) der Schwerpunkt sein werden. 1,7 Millionen Haushalte können das bei der Telekom heute schon buchen.
Hätten gerne noch mehr Mobilfunk gebaut
Die Telekom baut auch viel Mobilfunk, 1800 neue Stationen beispielsweise, damit kann die Telekom mehr als 98 Prozent der Bevölkerung bundesweit mit 4G versorgen. "Und wir hätten gerne noch mehr gebaut".
Die Bundesnetzagentur habe ihm bestätigt, dass er das beste Mobilfunknetz in Deutschland habe. Als erster Netzbetreiber in Deutschland werde die Telekom in 6 Wochen alle Auflagen der Netzagentur aus der Versteigerung von 2015 erfüllen.
Das große Problem seien die Verkehrswege, nicht alle benötigten Grundstücke seien dort verfügbar. So gibt es private Waldbesitzer entlang von Autobahnen, die sich kategorisch weigern, einen oder mehrere Standorte für Sendeanlagen zur Verfügung zu stellen. Seine "Rote Liste der Problemstellen" habe er an jeden geschickt und "auch denen, die sie gar nicht haben wollten".
Telekom im Vergleich zu Vodafone?
Auf die Frage von teltarif.de, wie Höttges die Aussage seines Kollegen Hannes Ametsreiter einschätzt, drei von vier der superschnellen Anschlüsse kämen von Vodafone, wurde der Telekom Chef recht deutlich: "Zum Ersten, Herr Gajek, sage ich noch einmal: Wenn wir Deutschland nicht zu über 80 Prozent, fast 90 Prozent, mit Vectoring und Super-Vectoring ausgestattet hätten - mit Kundenzugängen bis zu 250 MBit/s -, hätte Deutschland nicht funktioniert. Und Deutschland hat hervorragend funktioniert, was die Netzausstattung betrifft.
Wir haben - ich habe es eben gesagt - 60 000 bis 70 000 Webkonferenzen, die parallel stattfinden, während wir hier (in der Telefonkonferenz) sitzen. Und das Netz der Deutschen Telekom hat nicht ansatzweise seine Limits gesehen.
Wir sind jetzt am Ende oder kurz vor dem Ende des Vectoring- und Super-Vectoring-Ausbaus. Natürlich sind wir jetzt dabei, FTTH auszubauen. Das ist das Ziel der nächsten Jahre. Die Deutsche Telekom wird die Nummer eins sein, was FTTH-Ausbauzahlen betrifft."
Nicht auf Fake News hereinfallen
Höttges weiter: "Ich möchte an dieser Stelle auch noch einmal sagen: Wir sollten nicht auf die Fake News hereinfallen, dass das Kabelnetz ein Glasfasernetz ist. Das Kabelnetz ist ein Kupfernetz. Dieses Kupfernetz ist ein geteiltes Medium. Wenn Sie Peak-Last auf einem geteilten Medium haben, geht die Leistung dieses Netzes herunter. Das erleben alle Kabelkunden regelmäßig, wenn sie Fernsehen schauen.
Das heißt: Nur wenn der Kabelnetzbetreiber Glasfaser ausbaut, wird er in der Lage sein, wirkliche Gigabit-Bandbreiten in Deutschland zu erzeugen."
Wir brauchen ein Glasfasernetz bis in die Häuser
"Wir brauchen überall ein Glasfasernetz bis in die Häuser hinein. Das wird das Thema der Zukunft sein. Deutschland muss sich auch damit auseinandersetzen, wie die Rahmenbedingung dafür aussieht. Und die Deutsche Telekom wird derjenige sein, der das in den nächsten Jahren schwerpunktmäßig vorantreiben wird. Dafür stehen diese großen Volumina zur Verfügung - und übrigens auch die Umschichtung unseres Geldes, das wir bisher in die Vectoring- und in die Super-Vectoring-Technologie investiert haben, dann in diese saubere Glasfasertechnologie."
Lasst Zahlen sprechen
"Vielleicht noch ein Satz zu den Zahlen unseres Wettbewerbers: Wir haben unseren Wettbewerber in allen Kategorien geschlagen. Broadband: 83 000 - Deutsche Telekom, 70 000 - Vodafone. Mobile Contract (Mobilfunkverträge Postpaid): 141 000 Kunden Deutsche Telekom, 118 000 Kunden Vodafone.
Fernsehen: plus 60 000 Deutsche Telekom, minus 61 000 Vodafone. Mobile Service Revenues (Mobile Serviceumsätze) plus 2,4 Prozent Deutsche Telekom, minus 1,9 Prozent Vodafone. EBITDA: Deutsche Telekom plus 2,5, Vodafone 1,5.
Ich sage Ihnen: Wir wissen ganz genau, wo unser Wettbewerb sitzt. Und wenn hier einer momentan versucht, die Nummer eins zu sein und Leading TelCo zu sein, dann sind wir das."
Telekom Chef Timotheus Höttges liebt klare deutliche Worte.