Eigene Kunden

Höttges: "Wir wollen nicht die Netze unserer Wettbewerber bauen"

Am liebsten würde er die Preise erhöhen oder gar keine Leitungen an die Wettbewerber verkaufen - Telekom-Chef Höttges bezieht Stellung zum Erfolg der Wettbewerber im Telekom-Netz.
Von Thorsten Neuhetzki

Höttes will nicht Netz-Dienstleister der Konkurrenz sein Höttes will nicht Netz-Dienstleister der Konkurrenz sein
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Ein Großteil der Telekom-VDSL-Anschlüsse wird nicht von Telekom-Kunden genutzt, sondern von Kunden der Wettbewerber, die die Telekom als Vorleistung nutzen. Das gefällt der Telekom nicht wirklich, wie Telekom-Chef Tim Höttges heute in einem Pressegespräch hat durchblicken lassen. "Wir wollen nicht die Netze unserer Wettbewerber bauen", sagte er mit Blick darauf, dass diese die VDSL-Leitungen der Telekom zu einem günstigeren Preis verkaufen als die Telekom. Zudem kann die Telekom durch Wholesale weniger Gewinn erzielen, als sie es könnte wenn sie den stattdessen Kunden eigene hochpreisige Produkte anbieten würde.

"Wir freuen uns, dass der Wettbewerb und zwar massiv kritisiert, wenn es um unsere Ausbaupläne geht, dann aber auch beherzt zugreift, wenn wir ausgebaut haben", sagte er ein wenig süffisant mit Blick auf die seit 18 Monaten laufende Diskussion um VDSL Vectoring. Höttges betonte, dass die Telekom auch annähernd 20 Jahre nach Beginn der Regulierung noch dazu verpflichtet sei, die eigene Infrastruktur anderen zur Verfügung zu stellen. Er würde gerne die Preise dafür anheben oder den Wettbewerbern auferlegen, dass sie selber ausbauen müssen. Das sei jedoch nicht machbar. Die Entwicklung zeige aber, dass die Telekom-Ausbaustrategie greife, zeigte sich Höttges überzeugt von seiner Linie, massiv in VDSL Vectoring zu investieren. Die Telekom müsse jedoch mehr dafür tun, dass die Kunden sich nicht nur für Telekom-Technik, sondern auch für das Produkt entscheiden.

"Anschlussform hat für Kunden keine Bedeutung"

Höttes will nicht Netz-Dienstleister der Konkurrenz sein Höttes will nicht Netz-Dienstleister der Konkurrenz sein
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An der Diskussion um VDSL Vectoring, Vectoring Plus, G.fast oder FTTB und FTTH wolle er sich nicht beteiligen. Dem Kunden sei es egal, wie er angebunden werde, sagte er. Auch beim VDSL-Ausbau der Telekom werden Glasfaser-Leitungen eingesetzt, um die Kunden mit schnellem Internet zu versorgen. "Ich halte unseren Weg für die schnellste Möglichkeit, die Bevölkerung mit 100 MBit/s zu versorgen." Gleichzeitig werde künftig mit einer Vectoring-Erweiterung eine Datenrate von 250 MBit/s möglich. Die Telekom bleibt damit ihrer Linie treu, Glasfaserleitungen bis zum Kunden nur in Ausnahmen zu bauen - etwa in Neubaugebieten oder wenn der Kunde bereit ist, die einmaligen Kosten zu übernehmen.

Höttges verwies auf das starke Investment der Telekom in Deutschland. "Keiner investiert mehr als wir in Deutschland. Wir handeln, wo andere nur reden! Und die Mittel sind gut eingesetzt. Wir haben in Deutschland mit unserer integrierten Netz-Strategie vielfache Auszeichnungen sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetz erreicht." Für den Zeitraum 2014 bis 2016 habe die Telekom über alle operativen Segmente hinweg im Durchschnitt nahezu 5 Milliarden Euro Cash Capex in Deutschland pro Jahr investiert - Tendenz steigend. Das seien etwa 19 Prozent vom Umsatz, ein Großteil fließe in die Netze. Mit Blick auf die Wettbewerber sagte er: "Der VATM nennt in der letzten verfügbaren Studie Zahlen, aus denen sich für 2015 für alle Wettbewerber zusammen eine Investitionsquote von rund 11,5 Prozent des Umsatzes ableiten lässt. Für 2014 errechnet sich daraus eine Quote von rund 11 Prozent." Er verspricht, dass die Telekom weiter ins eigene Netz investieren werde.

Details zu den Halbjahresergebnissen der Telekom im Festnetz und wie hoch der Anteil der Wettbewerber an den Telekom-Anschlüssen ist, lesen Sie in einer weiteren Meldung.

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