Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Kooperation gegen Tiefbau-Engpass

Auch wenn die Netz­betreiber vieler­orts in den Vorver­mark­tungen genü­gend Haus­halte für den Bau von Glas­faser­netzen finden, müssen sie durch einen Flaschen­hals, bevor auch nur ein Bagger anrollen kann: Die Tief­bau­kapa­zitäten sind knapp, die Preise hoch.
Von Marc Hankmann

Ein Job mit Zukunft ist der des Kabel­lei­tungs­tief­bauers. Derzeit ist er sehr nachge­fragt, denn der Kabel­lei­tungs­tief­bauer wird benö­tigt, um Glas­faser in die Erde zu verlegen. „Der Tiefbau ist der Flaschen­hals im Breit­band­ausbau“, sagte Stephan Albers, Geschäfts­führer des Bundes­ver­bands Breit­band­kom­muni­kation (Breko), 2019 bei der Präsen­tation der Studie „Tief­bau­kapa­zitäten als Engpass für den FTTB/H-Ausbau?“, die der Breko beim Wissen­schaft­lichen Institut für Infra­struktur und Kommu­nika­tions­dienste (WIK) in Auftrag gab.

EWE Glasfaserausbau Vechta Für die Verlegung von Glasfaser müssen Straßen und Gehwege geöffnet werden. Daher ist die Nachfrage nach Tiefbauunternehmen hoch, deren Kapazitäten sind begrenzt.
EWE/Christian Kerber
Das Ergebnis der Studie: Von 2016 bis 2018 sind die Preise im Tiefbau durch­schnitt­lich um 30 Prozent gestiegen. Was in zwei Jahren geschah, brauchte zuvor sieben Jahre. Ein eindeu­tiges Indiz für die große Nach­frage nach Tief­bau­kapa­zitäten, die der Breit­band­ausbau hervor­ruft. Ändert sich nichts, geht die WIK-Studie davon aus, dass bis 2025 nur die Hälfte der Bevöl­kerung einen Glas­faser­anschluss besitzen wird. Und: „Wenn Tief­bau­preise steigen, bekommen Netz­betreiber Probleme mit ihrem Busi­ness Case“, erklärte Breko-Geschäfts­führer Albers. EWE Glasfaserausbau Vechta Für die Verlegung von Glasfaser müssen Straßen und Gehwege geöffnet werden. Daher ist die Nachfrage nach Tiefbauunternehmen hoch, deren Kapazitäten sind begrenzt.
EWE/Christian Kerber

Kommunen bauen und kontrol­lieren

Um dem vorzu­beugen, haben Voda­fone und die Stadt Düssel­dorf, Sitz der Deutsch­land­zen­trale des TK-Riesen, eine Verein­barung für den weiteren Gigabit-Ausbau der Landes­haupt­stadt unter­zeichnet. Bislang versorgt Voda­fone 320 000 Düssel­dorfer Kabel­haus­halte mit Gigabit-Anschlüssen. Der Ausbau des Kabel­netzes kommt ohne Tief­bau­arbeiten aus. Nun sollen aber auch die Düssel­dorfer Haus­halte ohne Kabel­anschluss Glas­faser erhalten. In dem verein­barten Infra­struk­tur­modell baut die Stadt Düssel­dorf in größeren Ausbau­gebieten eine passive Infra­struktur bis zu den Ge­bäuden auf. Voda­fone nutzt diese Infra­struktur und verlegt Glas­faser. Im Stadt­teil Witt­laer steht der Baube­ginn kurz bevor. Die Planungen für Düssel­dorf-Lörick sind bereits ange­laufen.

Auch im Kreis Gifhorn werden Tief­bau­arbeiten geplant. Die Deut­sche Glas­faser will in Aden­büttel, Meine, Rötges­büttel, Schwülper und Vordorf ein FTTH-Netz er­richten. Etwas weiter östlich von Gifhorn ist die Deut­sche Glas­faser in Uetze aktiv. Auch hier konnte die Nach­fra­gebün­delung erfolg­reich abge­schlossen werden, sodass Baumaß­nahmen nun geplant werden können. Die stehen im bran­den­bur­gischen Nu­thetal in den Orts­teilen Berg­holz-Rehbrücke, Fahl­horst, Nudow, Phil­ipps­thal, Saar­mund und Trems­dorf kurz bevor. Auch hier wird mit der Kommune zusam­men­gear­beitet. Die Gemeinde kontrol­liert und doku­men­tiert im Vorfeld jeden Ausbau­bereich der Deut­schen Glas­faser. Nach Been­digung der Arbeiten nimmt sie auch die Arbeiten an allen öffent­lichen Ober­flä­chen ab. Vodafone Kooperation Stadt Düsseldorf Glasfaserausbau Vodafone-Deutschland-CEO Hannes Ametsreiter (l.) und Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller unterzeichnen die gemeinsame Kooperation für den Breitbandausbau
Vodafone

Telekom will Wies­badener Stadt­teile erschließen

Auch die Deut­sche Telekom, die aufgrund ihrer Baupro­jekte relativ viele Tief­bau­kapa­zitäten bindet, koope­riert mit Kommunen wie etwa Wies­baden. In einer gemein­samen Absichts­erklä­rung legten beide Parteien den Netz­ausbau für 20 000 Haus­halte in den Stadt­teilen Westend und Biebrich fest. Die Vorver­mark­tung läuft noch bis Mitte De­zember 2020. „Hier sind wir bereits auf einem guten Weg, doch rund 200 Verträge fehlen noch“, sagt Hartmut Müller, zustän­diger Regio­nal­manager der Telekom. Sind die einge­holt, sollen Anfang 2021 die Bagger anrollen.

Darüber hinaus kündigte die Telekom an, Gewer­bege­biete in 41 Kommunen mit Glas­faser­anschlüssen zu versorgen. Die Vorver­mark­tungen laufen. Der Ausbau soll im kommenden Jahr beginnen. Das gilt auch für die Orte Gundels­heim, Neudenau und Offenau. Dabei wird es hier aber nur im Gewer­bege­biet in Gundels­heim Gigabit-Speed geben. Für die übrigen rund 1600 Haus­halte wird ledig­lich das Tele­fon­netz auf maximal 250 MBit/s ertüch­tigt. Auch dafür ist Tiefbau notwendig, um die Glas­faser bis zum Verteiler an der Straße zu führen.

Hessisch Olden­dorf in der Verlän­gerung

Im nieder­säch­sischen Vechta hat der Energie- und Tele­kom­muni­kati­ons­ver­sorger EWE die Bauar­beiten bereits beendet. In den Stadt­teilen Stuken­borg, Peters­burg, Vechta-West und Vechta-Nord können nun 4500 Haus­halte einen Glas­faser­haus­anschluss bei EWE bestellen. In der Region rund um die Landes­haupt­stadt Hannover versorgt der Netz­betreiber htp Kommunen mit Glas­faser. In Adensen, Haller­burg, Groß Escherde und Klein Escherde star­tete htp unlängst die Vorver­mark­tung. In Hessisch Olden­dorf geht sie hingegen in die Verlän­gerung. Von 22 Orts­teilen im Stadt­gebiet haben sich 21 bereits für den Glas­faser­ausbau mit htp entschieden. Allein der Kernort fehlt noch. „Es wäre fatal, wenn ausge­rechnet der Hauptort auf Jahre ohne stabile Internet-Versor­gung auskommen müsste“, sagt htp-Geschäfts­führer Thomas Heit­mann. Sicher­lich wird hier die Kommune gleich­falls die Werbe­trommel für den Glas­faser­ausbau rühren.

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