VATM-Glasfasertag

Glasfaser-Ausbau: Konkurrenz-Netze unerwünscht

Kein Unternehmen kann den Glasfaser-Netzaufbau alleine stemmen
Aus Köln berichtet

Ekkehart Gerlach moderierte den VATM Glasfaser-Tag 2012 Ekkehart Gerlach moderierte den
VATM Glasfaser-Tag 2012.
Bild: teltarif.de
Deutsche Telekom und Netcologne stehen kurz vor der Unterzeichnung einer historischen Vereinbarung: Die Deutsche Telekom mietet für ihre Kunden Vorleistungen von einem ihrer Wettbewerber an, nämlich die von Netcologne bis in die Gebäude der Endkunden verlegten Glasfasern (Fibre to the Building, kurz FTTB). Bisher waren es nämlich in der Regel die Konkurrenten der Telekom, die Vorleistungen bei ihr nachfragten, meist zu von der Bundesnetzagentur regulierten Konditionen.

Ekkehart Gerlach moderierte den VATM Glasfaser-Tag 2012 Ekkehart Gerlach moderierte den
VATM Glasfaser-Tag 2012.
Bild: teltarif.de
Glaubt man den Rednern des gestrigen VATM Glasfasertags 2012, hochrangigen Vertretern von Telekom, Vodafone, Versatel, Netcologne, QSC und weiteren Unternehmen, dann wird die gegenseitige Öffnung des Zugangs zur letzten Glasfaser-Meile künftig zur Selbstverständlichkeit. Die Investitionskosten für Glasfaser-Netze sind einfach zu hoch, als dass es sich lohnen würde, ein von der Konkurrenz bereits verkabeltes Gebiet abermals zu erschließen.

Das Existieren eines solchen Kooperationsvertrages bedeutet aber nicht, dass dieser auch automatisch genutzt wird. Norbert Westfahl von EWE Tel führte etwa aus, dass man selbstverständlich auch künftig eine eigene Glasfaser parallel verlegen werde, wenn das über die Laufzeit eines Vertrages mit einem Geschäftskunden günstiger sei als die Miete von der Konkurrenz. Allerdings würden Wettbewerber, die derartig hohe Mieten verlangten oder die Konkurrenz gar nicht erst aufs Netz ließen, letztendlich "wirtschaftlich fahrlässig" handeln.

Ebenso sind Verwender anderer Technologien als Glasfaser ebenfalls noch nicht so weit, in das "Hohelied der Kooperation" einzustimmen. Die am VATM Glasfasertag 2012 ebenfalls anwesende Unitymedia erklärte für sich selber, letztendlich aber stellvertretend für die gesamte Kabel-Branche, bei der Vermarktung der Breitbandkabel-Anschlüsse zumindest vorerst nichts von Kooperationen wissen zu wollen. Man habe viel Geld in den internetfähigen Ausbau der Fernsehkabel-Infrastruktur investiert, und wolle deren Früchte erstmal alleine ernten. Freilich hat die Kabelbranche die komfortable Situation, mit der Bereitstellung von Kabel-TV-Anschlüssen über ein eingeführtes und rentables Geschäftsmodell zu verfügen. Sie hat es mit dem Erfolg von Kabel-Internet also nicht eilig.

Glasfaser kaum teurer als DSL!?

Im Bereich der Glasfaser-Privatkundenanschlüsse waren sich die Redner hingegen einig, dass sich mit den höheren Bitraten allein nur geringe Aufpreise im Vergleich zu bestehenden Breitband-Technologien (DSL, Breitbandkabel, zunehmend auch LTE) durchsetzen lassen. Oft wurden 5 Euro monatlich als erzielbarer Aufpreis genannt. Das macht parallelen Glasfaser-Netzaufbau im Privatkundenbereich praktisch immer unrentabel, und zugleich Vermarktungs-Kooperationen nötig, um die Auslastung zu erhöhen. Viele einzelne Glasfasern werden zu einem Glasfaser-Kabel gebündelt. Viele einzelne Glasfasern werden zu einem Glasfaser-Kabel gebündelt.
Bild: teltarif.de

Denn oft ist sogar fraglich, ob sich der Glasfaserausbau überhaupt rentiert. David Zimmmer, Gesellschafter von Inexio, die Kommunen beim eigenen Breitbandaufbau behilflich sind, erklärte eindeutig: Wo bereits ein Kabelnetzbetreiber vor Ort ist, lohnt sich VDSL alias Fibre to the Curb (kurz FTTC) nicht. Auch bei den anderen Teilnehmern machte das Wort vom "bedarfsgerechten Ausbau" die Runde. Neben Breitband-untervorsorgten ländlichen Regionen dürfen auch die Bewohner der dicht besiedelten Innenstädte auf Glasfaser-Anschlüsse hoffen.

Mit anderen Worten: In Sachen Breitbandzugang steht Deutschland ein Flickenteppich ins Haus. Nur, weil es Glasfaseranschlüsse an einem Ort gibt, heißt das noch lange nicht, dass auch die Nachbargemeinde versorgt ist. Grundsätzlich ist sogar unterschiedlicher Ausbau pro Straßenzug oder gar Straßenseite denkbar. Die gute Nachricht ist immerhin, dass gerade dort, wo derzeit noch gar kein Breitbandanschluss verfügbar ist, der Glasfaser-Ausbau für Spezialanbieter attraktiv ist. Nur werden diese auch Spezialpreise verrechnen. Als Hausnummer wurden ab 40 Euro monatlich genannt.

Städter dürfen sich hingegen über intensive Konkurrenz vor Ort freuen, hier stehen künftig teils DSL, Breitbandkabel und Glasfaseranschluss alternativ zur Wahl. Klar, dass dort auch künftig Kampfpreise aufgerufen werden.

Die Gewinner des Breitband-Flickenteppichs werden wahrscheinlich netzunabhängige Vermarkter wie 1 & 1 sein: Der Kunde gibt seine Adresse ein, und erhält dann automatisch die Technologien angeboten, die bei ihm funktionieren. Wer ihm dann letztendlich die Leitung bereitstellt, erfährt er aber erst, wenn der Techniker für die Schaltung kommt.

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