Produktionsbedingungen

Apple: Chinesische Handy-Schrauber sind am flexibelsten

Bei kurzfristigen Produkt-Änderungen werden tausende Arbeiter aus dem Bett geholt
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Ungenannte Apple-Manager und -Mitarbeiter äußern sich gegenüber der New York Times über die sagenhafte Flexibilität der chinesischen Fertigungsbetriebe wie beispielsweise Foxconn. Design-Änderungen werden - auch bei Materialwechsel - meist innerhalb weniger Stunden umgesetzt und für die iPhone-Produktion wurden auch schon einmal 8 000 schlafende Arbeiter aus dem Bett geholt.

Der ausführliche Hintergrundbericht erläutert, warum Apple und andere IT-Firmen in den letzten Jahren ihre Produktion vermehrt nach Asien verlegt haben. Nicht nur die Produktionskosten hätten dabei eine Rolle gespielt, sondern auch die mangelnde Anpassungsfähigkeit und das fehlende Fachpersonal in Ländern wie den USA.

Steve Jobs verlangte Produktionsänderung in 6 Wochen

Der Schein trügt: Lächelnde Foxconn-Mitarbeiter auf der Firmen-Homepage Der Schein trügt: Lächelnde Foxconn-Mitarbeiter auf der Firmen-Homepage
Grafik: Foxconn
Die Apple-Informanten, die teilweise namentlich nicht genannt werden möchten, geben interessante Details aus der Kommunikation von Apple mit seinen Zulieferfirmen bekannt. Ungefähr einen Monat vor der Auslieferung des allerersten iPhones im Jahr 2007 ereignete sich im Hause Apple ein bezeichnender Vorfall. Steve Jobs zitierte eine Handvoll Entscheidungsträger in ein Büro und präsentierte verärgert einen Prototypen des Telefons, den er wochenlang in seiner Hosentasche herumgetragen hatte. Das Kunststoff-Display zeigte dutzende Kratzer, woraufhin Jobs seinen Schlüsselbund aus der Tasche zog. Er wies darauf hin, dass die Leute das Telefon mit den Schlüsseln in derselben Hosentasche herumtragen würden. "Ich verkaufe kein Produkt, das zerkratzt werden kann," soll Jobs gesagt haben. "Ich möchte ein Glas-Display und es muss in 6 Wochen fertig sein."

Schon in den Jahren zuvor hatte Apple einen Großteil seiner Produktion ins Ausland, hauptsächlich nach Asien verlagert. Nach dem genannten Meeting flog sofort ein Mitarbeiter nach Shenzen in China. Dort gab es eine Firma, die sofort bereit war, das Gorilla-Glas der US-Firma Corning Inc. für das iPhone zuzuschneiden. Bereits nach einem Monat trafen die Gläser im Foxconn-Werk ein, wo das iPhone zusammengebaut wird.

Ein Großteil der Foxconn-Arbeiter wohnt und schläft in speziellen Schlafräumen direkt auf dem Firmengelände. Als die ersten Gorilla-Gläser mitten in der Nacht ankamen, weckte ein Vorarbeiter auf einen Schlag 8 000 Arbeiter. Jeder bekam einen Keks und einen Tee und bereits nach einer halben Stunde startete die erste 12-Stunden-Schicht für den Einbau der neuen Gläser ins iPhone, das in wenigen Wochen schon in den Regalen liegen sollte. Bereits nach vier Tagen lieferte das Werk 10 000 iPhones täglich.

Auf der zweiten Seite lesen Sie, wie durch die Produktionsverlagerungen viele Stellen bei Apple im mittleren Management wegfielen und wie Steve Jobs sich deswegen bei US-Präsident Obama rechtfertigen musste.

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