Glasfaserausbau: Präzision bei der Flussquerung
Wie so etwas funktioniert, konnte man unlängst an der Mosel beobachten. Dort hat die Deutsche Telekom einen sogenannten Düker gebaut, quasi eine Druckleitung zur Unterquerung von Straßen, Bahngleisen oder eben Flüssen. Wenn das Flussufer zu felsig und daher mit einer Horizontalbohrung nicht zu durchdringen ist, kommt der Düker zum Einsatz. Über 20 solcher Düker hat die Telekom an der Mosel verlegt, um die am Fluss liegenden Ortschaften mit Glasfaser zu versorgen. Nach zweieinhalb Jahren Planung standen Taucher, Schiffe und Bagger endlich bereit, um die rund 200 Meter breite und vier bis fünf Meter tiefe Mosel zu queren.
Im fränkischen Ansbach unterzeichnen Vertreter der Stadt und der Deutschen Telekom die Vereinbarung zum Bau eines Glasfasernetzes für 10000 Haushalte
Foto: Deutsche Telekom
Der aus einzelnen Rohren bestehende Rohrverband wird mit Tonnen als Auftriebskörper versehen und dann zur anderen Moselseite gezogen. Taucher entfernen im trüben Wasser die Tonnen und der Verband wird langsam in die zuvor ausgehobene Rinne abgesenkt. Hier geht es um Zentimeter. Anschließend wird die Rinne zugeschüttet, sodass der Rohrverband rund 2,5 Meter unterhalb der Mosel liegt.
Darüber hinaus ist die Telekom auch in zwei größeren Ausbauprojekten aktiv. Im fränkischen Ansbach will sie ein Glasfasernetz für über 10.000 Haushalte bauen. Ab dem kommenden Jahr rollen in der Südhälfte der Kernstadt die Bagger an. In der Lutherstadt Eisleben im Bereich der Kernstadt sowie in den Ortsteilen Bischofrode, Hedersleben, Osterhausen, Polleben, Rothenschirmbach, Volkstedt entsteht ebenfalls ein Glasfasernetz, über das rund 13.000 Haushalte mit bis zu 1 GBit/s im Internet surfen sollen. Die Telekom will mit dem Bau im vierten Quartal dieses Jahres beginnen.
Vodafone kommt nach Wiesbaden, htp macht in Hameln-Pyrmont weiter
Ausbauprojekte in dieser Größenordnung hat auch Vodafone vorzuweisen. Im Ortenaukreis bauen die Düsseldorfer zusammen mit Meridiam Glasfaser in den Städten Achern und Kappelrodeck ein Glasfasernetz für 15.000 Haushalte. Beide Unternehmen wollen ab dem Herbst auch in den östlichen Vororten Wiesbadens tätig werden, um in Auringen, Breckenheim, Delkenheim und Erbenheim sowie in Heßloch, Igstadt, Medenbach, Naurod und Nordenstadt für rund 15.000 FTTH-Anschlüsse zu bauen. Die Vorvermarktung soll im September 2022 beginnen. In fünf Gemeinden des Main-Kinzig-Kreis läuft sie bereits. Vodafone und Meridiam wollen hier 23.000 Haushalte ans Glasfasernetz anschließen. Es ist das dritte Projekt für Vodafone im Main-Kinzig-Kreis. Insgesamt sollen hier 75.000 Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten.
Im Main-Kinzig-Kreis wollen Vodafone und Meridiam Glasfaser 75000 Haushalte versorgen. Im dritten Ausbauprojekt läuft derzeit der Netzbau für 23000 Haushalte in fünf Gemeinden des Kreises.
Foto: Vodafone
Neben den Branchengrößen sorgen auch kleine und mittelständische Telekommunikationsunternehmen für das Vorankommen des Glasfaserausbaus. So geht der Netzbetreiber htp im Landkreis Hamel-Pyrmont die nächste Ausbaustufe an. In den Gemeinden Lauenstein, Oldendorf und Benstorf sowie Osterwald, Salzhemmendorf und Wallensen läuft die Vorvermarktung. Sie läuft bis Anfang November. Entscheiden sich 40 Prozent der Haushalte für einen Glasfaseranschluss, rollen ab Herbst 2023 die Bagger an.
DNS:NET verglast Börde und Havelland
Dagegen ist DNS:NET im Landkreis Havelland schon etwas weiter. In zwei Gemeinden des Kreises fanden am 10. August 2022 die symbolischen Spatenstiche statt. Insgesamt 17.000 Haushalte sollen durch den Netzbau einen FTTH-Anschluss mit bis zu 2,5 GBit/s erhalten. Im Landkreis Börde ist der Netzbetreiber schon etwas weiter. Unlängst wurde in Oebisfelde-Weferlingen der erste Technikverteiler gesetzt. Die Inbetriebnahme des neuen Glasfasernetzes steht damit kurz bevor.
In Oebisfelde-Weferlingen im Landkreis Börde hat DNS:NET den ersten Technikverteiler gesetzt. Die Inbetriebnahme des neuen Glasfasernetzes steht damit kurz bevor.
Foto: DNS:NET
Mit Gigabitgeschwindigkeit sollen auch 3500 Haushalte in Jork vor den Toren Hamburgs im Internet surfen. Die Glasfaser Nordwest hat sich mit der Gemeinde auf den Bau eines FTTH-Netzes geeinigt. Ganz im Sinne des Open Access werden neben der Deutschen Telekom und EWE, die Gründer des Joint Ventures Glasfaser Nordwest, auch die Stadtwerke Buxtehude eigene Internettarife vermarkten. Südlich von Köln will NetCologne in Wesseling-Berzdorf ein Glasfasernetz errichten. Die Vorvermarktung läuft noch bis Anfang Oktober 2022. Wesseling liegt direkt am Rhein und Jork an der Elbe. Gut möglich, dass auch in der Nähe dieser Orte neue Düker zum Verlegen von Glasfaserleitungen entstehen.
Ein Kunde der Deutschen Glasfaser beklagte, dass sein 2019 bestellter Anschluss immer noch nicht fertig sei. Plötzlich bewegte sich etwas: Bis zur Fertigstellung war aber viel Geduld gefragt - und Zeichensprache mit dem Bautrupp auf der Straße.