Empfangen & Senden: Warum der Upstream wichtiger wird
Homeoffice und Homeschooling brauchen nicht nur hohe Bandbreiten, damit in den eigenen vier Wänden Daten einwandfrei empfangen werden können. Anwendungen wie Videokonferenzen, Cloud-Computing oder auch Gaming verlangen ebenfalls nach stabilen Bandbreiten auf dem Weg vom Nutzer zum Server – also im Upstream.
„Pauschal können wir feststellen, dass das gesamte Datenverkehrsvolumen seit Beginn der Corona-Krise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2019 um satte 50 Prozent zugenommen hat“, sagt Hermann Rodler, Technischer Geschäftsführer von M-net. Der Upstream-Traffic habe sich in den Netzen der Münchener Stadtwerketochter sogar verdreifacht. „Beim Video- und Musikstreaming sehen wir einen Zuwachs von 30 Prozent“, sagt Rodler.
Durch die Corona-Pandemie verzeichnet M-net in seinen Netzen einen starken Anstieg insbesondere im Upstream
M-net
Für ihn sind dies Belege eines veränderten Nutzerverhaltens. Das zeige sich auch in dem Umstand, dass dort, wo hohe Bandbreiten angeboten, diese auch von den Kunden gebucht werden. Nahezu 100 Prozent der Neukunden entscheiden sich laut M-net für einen Anschluss mit mindestens 100 MBit/s. Ein Jahr zuvor lag der Anteil bei 80 Prozent. Rund zwei Drittel der Neukunden wählten zudem einen Anschluss mit 300 MBit/s und mehr (vor einem Jahr: zehn Prozent). Unter den Bestandskunden stieg die Zahl derer, die sich zwischen März und November 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf eine Bandbreite mit mindestens 100 MBit/s upgraden ließen, um die Hälfte. Die Zahl der Bestandskunden, die ihre Bandbreite auf 300 MBit/s und mehr erhöht haben, habe sich bei M-net im selben Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr versiebenfacht.
Telekom will auf Glasfaser setzen
Durch die Corona-Pandemie verzeichnet M-net in seinen Netzen einen starken Anstieg insbesondere im Upstream
M-net
Damit diese Entwicklung weitergeht, müssen die Netzbetreiber weiter Glasfaseranschlüsse bauen. In der Vergangenheit hat die Deutsche Telekom aber lieber Wert auf ihr Kupferdrahtnetz gelegt und Glasfaser nur bis zum Verteiler an der Straße verlegt (FTTC). Lediglich 600 000 Haushalte erhielten in diesem Jahr von der Telekom einen Glasfaseranschluss, was immerhin doppelt so viele sind wie im Jahr zuvor. Nun wollen die Bonner aber Gas geben. Sie kündigen an, in Zukunft jährlich durchschnittlich zwei Millionen Haushalte ans Glasfasernetz anzubinden.
Bislang tröpfelte es eher an Ausbaumeldungen. In den vergangenen zwei Wochen kündigte die Telekom für etwas mehr als 200 Haushalte in verschiedenen Neubaugebieten den Bau von Glasfaseranschlüsse an – über einen Zeitraum bis Ende 2022. Das klingt nicht nach zwei Millionen pro Jahr. Gleichzeitig erhalten auch 2300 Haushalte in Bad Windsheim bis Ende 2021 dank Vectoring Downstream-Geschwindigkeiten von maximal 250 MBit/s.
Größtes Glasfaser-Ortsnetz im Landkreis Lörrach in Betrieb
Das Ziel der Telekom: Bis 2030 soll jeder Haushalt über einen FTTB/H-Anschluss verfügen. Das kommt einem Begräbnis der politischen Vorgabe gleich, Deutschland bis 2025 flächendeckend mit Gigabitnetzen zu versorgen. In Berlin ruhen allem Anschein nach sehr viele Hoffnungen auf den Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes, wenngleich nicht gesagt ist, dass es vom Start weg Gigabit-Speed für die Nutzer bringt.
Schacht zu, Netz fertig! In Wollbach nahm Stiegeler das größte Glasfaser-Ortsnetz des Landkreises Lörrach in Betrieb.
Zweckverband Breitbandversorgung
Aber auch der Telekom ist klar, dass Sie den Festnetzausbau mit Glasfaser nicht allein schafft. Sie erklärt sich daher – wieder einmal – zur Kooperation mit ausbauenden Netzbetreibern bereit. Die haben sich aber auch schon ohne die Bonner auf den Weg gemacht. Der Hannoveraner Netzbetreiber htp schloss die Vorvermarktung in den Orten Barnten, Deilmissen und Heinsen erfolgreich ab, sodass hier demnächst Glasfaser verlegt wird. In Dollbergen und Pattensen startet das Unternehmen demnächst die Vorvermarktung.
Ende November 2020 nahm Stiegeler in Wollbach das größte Glasfaser-Ortsnetz des Landkreis Lörrach in Betrieb. Über 375 Hausanschlüsse werden knapp 600 Wohneinheiten mit Highspeed Internet versorgt. In Laufenburg (Ortsteile Rotzel und Hochsal) und Binzgen begann der Netzbetreiber nun mit den Tiefbauarbeiten, die im März 2021 abgeschlossen sein sollen. Und im sächsischen Borna errichtet Tele Columbus ein neues Glasfasernetz, an das 4200 Wohnungen angeschlossen werden. Der Vollbetrieb ist für Anfang 2023 vorgesehen, die IP-Anbindung für Telefon und Internet kann wahrscheinlich bereits früher durch die Mieter genutzt werden.