Breitband: Schienennetz sorgt für mehr Glasfasernetze
Kooperationen sind im Breitbandausbau das A und O. Kein Netzbetreiber wird die „Verglasung“ Deutschlands im Alleingang schaffen. Deshalb greifen Plusnet und NetCom BW auf das Glasfasernetz der Deutschen Bahn zurück. Dadurch vermeiden beide lange Erschließungswege. Plusnet und NetCom BW gehören zum Energieversorger EnBW.
Während NetCom BW in Baden-Württemberg und dem angrenzenden Bayern Glasfasernetze baut, ist Plusnet deutschlandweit in Gewerbegebieten unterwegs. Durch die Kooperation mit der DB broadband erweitern beide ihr gemeinsames Backbone-Netz auf mehr als 50.000 Kilometer.
Alexander Schweitzer, Digitalminister von Rheinland-Pfalz (l.), und Thorsten Dirks, CEO von Deutsche Glasfaser, unterschreiben die Absichtserklärung für den Bau von
700.000 Glasfaseranschlüssen
Foto: Deutsche Glasfaser
Eine Kooperation haben auch M-net und die Deutsche Glasfaser für den Bau von FTTH-Anschlüssen abgeschlossen. Davon profitieren nun die Einwohner von Gessertshausen. Hier starten nach den Hausbegehungen gerade die Tiefbauarbeiten. „Um den Aufwand bei den Tiefbauarbeiten so gering wie möglich zu halten und Glasfaser schnell zu verlegen, nutzen wir moderne und effiziente Verfahren“, erklärt Joachim Brandl, Projektmanager Bau von Deutsche Glasfaser.
Zum Einsatz kommen etwa minimalinvasive Fräsen, mit denen die Glasfaser verlegt wird. Im Anschluss werden die Gehwege und Straßen provisorisch verschlossen, um sie im später beim Bau der Hausanschlüsse schnell erneut öffnen zu können.
Mehr Glasfaser für Augsburg und Rheinland-Pfalz
Darüber hinaus konnte die Deutsche Glasfaser Mitte März 2022 einen wahren Meilenstein für den Glasfaserausbau verkünden: Bis 2030 wird das Unternehmen in Rheinland-Pfalz 700.000 FTTH-Anschlüsse bauen. Darauf haben sich der rheinland-pfälzische Digitalminister Alexander Schweitzer und Deutsche-Glasfaser-CEO Thorsten Dirks in einer Absichtserklärung geeinigt.
Bislang versorgt Deutsche Glasfaser in Rheinland-Pfalz über 30.000 Haushalte mit Glasfaseranschlüssen. Bis Ende 2023 werden weitere 120.000 Haushalte hinzukommen.
M-net-Geschäftsführer Hermann Rodler, Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle und swa-Geschäftsführer Alfred Mülllner (v.l.n.r.) starten den Glasfaserausbau 2022 von 4000 Haushalte in
600 Gebäuden
Foto: swa/Thomas Hosemann
Aber auch M-net erhöht die Zahl der Glasfaseranschlüsse. Ein großes Projekt des Unternehmens ist der Ausbau in Augsburg zusammen mit den hiesigen Stadtwerken swa. Seit 2006 wurden 21.500 Wohn- und Gewerbeeinheiten mit Highspeed-Internetanschlüssen versorgt. Bis Jahresende sollen weitere
4000 hinzukommen.
Insgesamt erhalten in der zweiten Ausbaustufe 37.000 Augsburger Wohneinheiten einen Glasfaseranschluss. Im Münchener Vorort Ismaning meldet M-net derweil Vollzug. Der Glasfaserausbau für weitere 300 Haushalte ist hier abgeschlossen.
Wo die Joint Ventures der Telekom graben
Im Nordwesten der Republik ist hingegen das Joint Venture von Telekom und EWE, die Glasfaser Nordwest aktiv. In den Orten Ganderkesee, Sandkrug und Großenkneten erfolgte unlängst der symbolische Spatenstich für den Bau von FTTH- Netzen. Insgesamt entstehen hier 7500 Anschlüsse. Und in Herford vergrößert der Netzbetreiber sein Ausbaugebiet um 5800 auf 14.000 Haushalte. „Wir haben Handlungsbedarf und möchten in den nächsten vier Jahren jeden Herforder Haushalt und jedes Unternehmen im Stadtgebiet mit Glasfaser versorgen können“, sagt Bürgermeister Tim Kähler.
Das zweite Joint Venture der Telekom, die Glasfaser Plus, kündigte derweil an, in Jülich ein Glasfasernetz für 2500 Haushalte zu errichten. Darüber hinaus sollen bis Ende 2023 in Wachtberg 3800 Glasfaseranschlüsse entstehen. Die Telekom selbst baut ihr Netz in Lübeck aus und will dadurch 17.500 Haushalten Gigabit-Speed bringen.
Auch Kabelnetzbetreiber bauen Glasfasernetze
Am Rande des Gewerbegebiets Soest-Meisten hat der Glasfaserausbau begonnen
Foto: Vodafone
Wettbewerber Vodafone ist dagegen in 23 Gewerbegebieten im westfälischen Soest aktiv. Hier greifen Bund und das Land NRW dem Netzbetreiber finanziell unter die Arme, damit rund 750 Unternehmen einen Glasfaseranschluss erhalten. Die Tiefbau-Arbeiten begannen Mitte März 2022 im Gewerbegebiet Meiste und werden sukzessive auf die anderen Standorte ausgeweitet. Voraussichtlich werden alle Standorte bis Jahresende angeschlossen sein.
Deutschlands zweitgrößter Kabelnetzbetreiber, die Tele Columbus, nimmt ebenfalls die Hilfe von Bund und Land in Anspruch, um in Haan 3700 Wohn- und Gewerbeeinheiten mit bis zu 1 GBit/s zu versorgen. Der Baubeginn ist für den Juli 2022 avisiert. Läuft alles nach Plan, können die ersten Bürger Anfang 2023 ihren neuen Glasfaseranschluss nutzen.
In einer weiteren Meldung geht es um das Thema: VATM befürchtet falsche Glasfaser-Ausbauförderung.