Schneller

Breitbandausbau: Bei 1 GBit/s ist noch nicht Schluss

Die Netzwerkausrüster tüfteln fleißig an neuen Netzstandards. Mit ihnen soll das Internet noch weitaus schneller werden. Eine Glasfaserleitung ist dabei jedoch Voraussetzung.
Von Thorsten Neuhetzki

Die Glasfaserleitungen rücken nach und nach näher an den Nutzer Die Glasfaserleitungen rücken nach und nach näher an den Nutzer
Foto: dpa
Während in ländlichen Regionen viele Internetnutzer noch auf Leitungen hoffen, die endlich einmal schneller sind als 1, 2 oder 6 MBit/s spricht die Branche in diesen Tagen über Gigabit-Leitungen - nicht im Backbone-Bereich, sondern beim Anschluss für Privatkunden. Dabei haben die Anbieter und Netzwerk­ausrüster aber bis auf wenige Ausnahmen weniger die nächsten Monate oder Jahre im Blick, sondern planen den Ausbau langfristig. Erste Schritte wurden vergangene Woche auf der Anga Com in Köln benannt: In München will M-net 800 GBit/s Summenbandbreite mit G.fast anbieten, in Köln will NetCologne das eigene Netz ebenfalls mit G.fast auf 1 GBit/s bringen und die Kabelnetzbetreiber planen mit DOCSIS 3.1 Bandbreiten zwischen 1 und 10 GBit/s.

Die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit der Inhouse-Verkabelung?

Die Glasfaserleitungen rücken nach und nach näher an den Nutzer Die Glasfaserleitungen rücken nach und nach näher an den Nutzer
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Ein großes Problem bei den wirklich hohen Bandbreiten bis zum Kunden ist die Verkabelung im Haus. In Großstädten sind meistens Wohnungs­baugesell­schaften oder Wohn­eigentümer­gemeinschaften verantwortlich für die Verkabelung, die historisch bedingt aus der Kupferdoppelader besteht. Diese müsste für FTTH, also das Glasfaserkabel bis in die Wohnung, ersetzt oder überbaut werden. Das aber ist mit Kosten, Bauarbeiten und Dreck verbunden, weswegen solche Arbeiten zumeist nur bei einer Kernsanierung von Gebäuden durchgeführt werden.

In Bestandsgebäuden wird deswegen oft nur FTTB eingesetzt, also das Glasfaserkabel bis zum Keller gelegt. Ab hier wird dann wieder die Kupferdoppelader genutzt. Bisher setzten die Anbieter zumeist VDSL ein und konnten so beispielsweise 300 MBit/s anbieten. Auch das jetzt angekündigte G.fast setzt auf FTTB und die Kupferleitung auf. Durch weitere Frequenzbereiche werden bis zu 1 GBit/s möglich. Doch selbst damit ist die Kupferdoppelader zumindest innerhalb des Hauses noch nicht am Ende. Schon heute sind Technologien in Arbeit, mit denen die Datenraten noch weiter erhöht werden können.

Mit NG.fast sollen beispielsweise bis 2020 Datenraten von 5 GBit/s möglich werden. Allerdings werden mit höher werdenden Datenraten die möglichen Entfernungen kürzer. Bei NG.fast sind es gerade einmal noch 50 Meter, die überbrückt werden können. Für so manches Hochhaus kann das schon zu viel sein.

Supervectoring ist im Anmarsch

Für die Verbreitung vom schnellen Internet in die Fläche bringen die genannten Standards wenig, da sie alle das Glasfaserkabel bis in die Häuser voraussetzen. Einen Schritt früher endet die Glasfaserleitung bei VDSL und VDSL Vectoring, das derzeit bis zu 100 MBit/s vom Kabelverzweiger ermöglicht. Nach Angaben von Netzwerkausrüster Nokia sind hier 100 MBit/s auf bis zu 700 Metern Entfernung möglich. Doch schon bald soll es hier den nächsten Schritt geben, den die Telekom ihren Kunden auch schon versprochen hat: Supervectoring mit 200 MBit/s, möglicherweise sogar 300 MBit/s. Doch auch dieser Geschwindigkeitszuwachs geht wieder zu Lasten der überbrückbaren Entfernung: Nur noch 400 Meter dürfen dann zwischen Glasfaserleitung und Kunde liegen. Den Weg der Erschließung der Kabelverzweiger mit Glasfaser zunächst für VDSL um dann später das Glasfasernetz weiter auszubauen, beschreiten Wettbewerber und Telekom gleichermaßen - und dennoch gibt es hierzu unterschiedliche Meinungen und Ansichten.

Auch das TV-Kabel braucht Glasfaser

Die Kabelnetzbetreiber haben mit dem verwendeten DOCSIS-Standard einen Vorteil: Sie können große Distanzen überbrücken. Doch auch sie sind gezwungen, das Glasfaserkabel immer weiter bis zum Kunden zu bringen. Für den Umstieg auf DOCSIS 3.1 reicht es zwar weitgehend aus, aktive Technik auszutauschen. Doch die immer höheren Datenraten verstopfen den Koaxial-Teil des HFC-Netzes, was beim Shared-Medium-Netz dazu führt, dass die Datenrate für jeden einzelnen wieder nach unten geht. Nur wenn die Cluster mit den Kunden verkleinert werden und so weniger Kunden pro Cluster sich die Frequenzen im Kabel teilen, sind Gigabit-Leitungen langfristig sinnvoll. Für die Segmentierung muss aber auch das Glasfaser-Kabel wieder näher an die Kunden herangeführt werden.

teltarif.de-Podcast zu neuen Gigabit-Datenraten

In unserem Podcast "Strippenzieher und Tarifdschungel" sind wir in der aktuellen Folge auf die neuen Netzstandards und Datenraten eingegangen. Hier können Sie direkt in die Folge reinhören oder als MP3 herunterladen:

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