Glasfaserausbau

Glasfaser für alle: Netzbündnis unterzeichnet Gigabit-Charta

Schnel­leres Internet ist gefragt. Für stabile Geschwin­dig­keiten braucht es Glas­faser, auch auf dem Land. Die soll es bis 2030 in Rhein­land-Pfalz geben.
Von dpa /

Glas­faser sollte es in Rhein­land-Pfalz bis 2025 geben, jetzt wird 2030 flächen­deckend ange­peilt - für alle 1,93 Millionen Haus­halte, Gewer­bege­biete und öffent­lichen Insti­tutionen.

Eine entspre­chende Gigabit-Charta hat das Netz­bündnis bei seiner siebten Sitzung am Mitt­woch in Mainz unter­zeichnet. "Die Tele­kom­muni­kati­ons­branche hat bundes­weit Inves­titionen von rund 50 Milli­arden Euro in den Glas­faser­ausbau ange­kün­digt und wir werden weiterhin mit Förder­mit­teln dort für Anschub sorgen, wo es zwin­gend notwendig ist", erklärte Minis­ter­prä­sidentin Malu Dreyer (SPD). "Mit der jetzt geschlos­senen Gigabit-Charta richten wir unsere Ziele neu aus und stellen die Weichen für die kommenden Jahre des Jahr­zehnts." Ganz Rheinland-Pfalz soll bis 2023 Glasfaser bekommen, idealerweise FTTH. Neben Telekom (GlasfaserPlus) will auch Vodafone (OXG) ausbauen Ganz Rheinland-Pfalz soll bis 2023 Glasfaser bekommen, idealerweise FTTH. Neben Telekom (GlasfaserPlus) will auch Vodafone (OXG) ausbauen
Foto: Picture Alliance/dpa
Die Geschäfts­füh­rerin des Breit­band­ver­bands ANGA aus Köln, Andrea Huber, lobte das Bundes­land: "Rhein­land-Pfalz geht mit großem Enga­gement beim Gigabit-Ausbau voran." Die Gigabit-Charta sei ein Baustein von mehreren, mit denen es sich aus dem Kreis der Länder hervortue.

Netz­bündnis schon 2017 initi­iert

Dem 2017 von der Regie­rungs­chefin initi­ierten Netz­bündnis gehören neben der Landes­regie­rung Vertre­terinnen und Vertreter der Tele­kom­muni­kati­ons­branche, deren Verbänden, der kommu­nalen Spit­zen­ver­bände sowie der Indus­trie- und Handels­kammer und der Hand­werks­kammer an. Das Bündnis habe den Netz­ausbau beschleu­nigt, lobte Dreyer. "Seit 2018 wurden fast eine Million Haus­halte in Rhein­land-Pfalz neu mit hohen Band­breiten erschlossen." Für sie sei es wichtig, dass auch weniger stark besie­delte Land­striche gut ange­schlossen würden. "Darauf haben wir uns mit der privat­wirt­schaft­lichen Tele­kom­muni­kati­ons­branche geei­nigt."

Vorrang eigen­wirt­schaft­lich

Das Land setze weiterhin auf den Vorrang des eigen­wirt­schaft­lichen vor dem geför­derten Ausbau, so Digi­tali­sie­rungs­minister Alex­ander Schweitzer (SPD). "Wir wollen, dass Inves­titionen in den Netz­ausbau effi­zient und wirt­schaft­lich einge­setzt werden und die öffent­liche Hand nur dort fördert, wo ein wirt­schaft­licher Ausbau sich nicht darstellen lässt."

Eckpunkte: Glas­faser für Mobil­funk­masten, Ausbau der Fläche

Das Netz­bündnis habe sich zur Umset­zung des Ziels auf Eckpunkte geei­nigt. Die Verein­barung enthalte auch Zusagen zur Anbin­dung von Mobil­funk­masten mit Glas­faser sowie zur Bereit­stel­lung von Daten über das Ausbau­volumen. "Koope­rationen und gegen­sei­tige Zugangs­gewäh­rung sollen bran­chen­seitig zur Auslas­tungs­erhö­hung der Netze beitragen und den Glas­faser­ausbau noch schneller voran­treiben, ohne den Wett­bewerb zu beschränken", führte Schweitzer weiter aus. Um die Verfahren zu beschleu­nigen, könne das gemeinsam von Rhein­land-Pfalz und Hessen entwi­ckelte Breit­band-Portal genutzt werden. "Durch die digi­tale Antrag­stel­lung können Ausbau­ver­fahren schneller geneh­migt und umge­setzt werden."

Voda­fone verspricht Glas­faser­ausbau in Rhein­land-Pfalz

Der Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern Voda­fone verstärkt seine Glas­faser-Anstren­gungen in Rhein­land-Pfalz. Die Toch­ter­firma OXG solle in den nächsten sechs Jahren bis zu 335.000 Haus­halte mit Glas­faser versorgen, teilte das Unter­nehmen anläss­lich der Unter­zeich­nung der Gigabit-Charta mit. Gestartet werde mit dem groß­flä­chigen Ausbau in der Landes­haupt­stadt Mainz für mehr als 48.000 Haus­halte, kündigte Michael Jung­wirth an, Mitglied der Geschäfts­lei­tung von Voda­fone Deutsch­land.

Das Breit­band­pro­jekt befindet sich zurzeit noch in der Planungs­phase, sagte Stefan Rüter, Geschäfts­führer der OXG Glas­faser GmbH. Für den gesamten Netz­ausbau werde OXG in Mainz Glas­faser-Leitungen auf einer Länge von mehr als 250 Kilo­metern auf öffent­lichem Grund verlegen. Die Maßnahme umfasse insge­samt zehn Ausbau­gebiete.

Telekom schon deut­lich weiter

Während Voda­fone erst kürz­lich den Start­schuss gab für den Glas­faser-Ausbau mit der Toch­ter­firma, bei der eine Luxem­burger Finanz­hol­ding als Kapi­tal­geber mit an Bord ist, sind Konkur­renten bereits deut­lich weiter - allen voran die Telekom, die das Ausbau-Tempo in Deutsch­land schon im Jahr 2020 anzog.

Die Telekom plant gemeinsam mit der GlasfaserPlus - dem Gemein­schafts­unter­nehmen der Deut­schen Telekom und des IFM Global Infra­struc­ture Funds - bis 2030 in Rhein­land-Pfalz für bis zu eine Million Haus­halte Glas­faser­anschlüsse zu bauen. Mehr als 150.000  Anschlüsse davon sollen allein im Jahr 2024 entstehen, wie Unter­neh­mens­spre­cher Maik Exner betonte.

Mainz profi­tiert von der Telekom

"Hiervon profi­tiert neben länd­lichen Gebieten unter anderem auch die Stadt Mainz." Gemeinsam mit der Landes­haupt­stadt habe die Telekom eine Erklä­rung unter­zeichnet, wonach bis Ende 2024/Anfang 2025 ein Glas­faser­netz für rund 40.000 Haus­halte gebaut werden soll. "Anschlie­ßend wird die Telekom den wirt­schaft­lichen Voll­ausbau der ganzen Stadt Mainz mit Glas­faser weiter­führen", so Exner weiter.

Telekom will FTTH bauen

Es geht um "Fiber to the Home" (FTTH), bei dem die Glas­faser-Kabel bis in die Wohnungen liegen. Diese Art der Über­tra­gung gilt als die beste Tech­nologie, auch weil sie nicht so schwan­kungs­anfällig ist wie Internet, das über Fern­seh­kabel geleitet wird. FTTH ist zudem viel schneller als Tele­fon­kabel (VDSL). Aller­dings sind Glas­faser-Verträge unter Umständen relativ teuer. Viele poten­zielle Kunden verzichten aus Angst vor Bauar­beiten, Lärm oder Dreck und unklaren Kosten auf den Abschluss eines FTTH-Vertrags. Auf lange Sicht wird sich das ange­sichts des rasant stei­genden Daten­bedarfs im Digi­tal­zeit­alter aber wohl ändern.

ANGA lobt Charta und Breit­band­portal

ANGA-Geschäfts­füh­rerin Huber lobte als Vertre­terin der deut­schen Breit­band­branche, dass die Charta den Vorrang des eigen­wirt­schaft­lichen Ausbaus klar hervor­hebe. "Der Ausbau der Gigabit-Infra­struk­turen erfolgt am besten und am schnellsten, wenn die Netz­betreiber ihn selbst orga­nisieren." Damit dies in Zukunft noch besser funk­tio­niere, brauchten die Unter­nehmen die rich­tigen Rahmen­bedin­gungen.

Mit dem Breit­band­portal habe Rhein­land-Pfalz mit Hessen einen wich­tigen Schritt getan, sagte Huber. Es müsse aber konti­nuier­lich weiter­ent­wickelt werden mit dem Ziel, alle notwen­digen Geneh­migungs­ver­fahren in allen Bundes­län­dern über ein zentrales Portal abwi­ckeln zu können. "Hier sind die Länder gefor­dert. Es muss bei den Geneh­migungs­pro­zessen drin­gend voran­gehen, damit wir weiter­kommen und in Deutsch­land beim Glas­faser­ausbau nicht den Anschluss verlieren."

Wenn ein Glas­faser­anschluss abge­lehnt wird, kann es zu einem späteren Zeit­punkt eine neue Chance geben, nur kann die wesent­lich teurer werden.

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