Kündigungen: Vodafone schiebt sich vor Telekom und o2
Wer seinen Vertrag kündigen möchte, schickt einen Brief (gerne ein Einschreiben), klickt auf den Kündigungsbutton auf der Homepage, schreibt eine E-Mail oder ruft die Hotline an. Oder man bedient sich der Dienste eines Vertragsmanagers, der die Kündigung dann im Auftrag des Kunden formuliert und verschickt und dabei dem Kunden ein Angebot für einen neuen vermeintlich oder wirklich "besseren" Tarif oder Bundle macht.
Einer dieser Vermittler ist das Unternehmen Volders, das von Zeit zu Zeit seine Statistik veröffentlicht und die ist immer wieder interessant.
Ruhe an der Fitness-Front
Der Kündigungsmanager Volders stellt seine neueste Statistik vor
Bild: S Kautz15 - Fotolia.com
Während die Anbieter von Telekommunikation die Hitparade der über den Manager gekündigten Verträge im Jahre 2021 weiterhin dominieren und der prozentuale Anteil der Branche steigt, habe sich die Lage für die Fitnessstudios beruhigt. Dafür hätten die Kündigungen bei Streaming-Anbietern rapide zugenommen.
Für die Analyse hat der Kündigungsmanager Volders rund 600.000 Vertragsaufhebungen aus dem Jahr 2021 ausgewertet.
Vodafone, Telekom und o2 verloren die meisten Kunden
Mit etwa 30.000 Kündigungen führt Vodafone das diesjährige Ranking des Vertragsvermittlers an und löst die Telekom vom ersten Platz ab. Etwa fünf Prozent aller erfassten Kündigungen im Jahr 2021 gingen bei dem Telekommunikationsunternehmen ein. Ebenfalls wechselwillig zeigten sich die Kunden der Telekom, die bei Volders mit rund 4,5 Prozent aller Kündigungen den zweiten Platz einnahm. Mit etwa 4 Prozent der Vertragsbeendigungen 2021 habe o2 den dritten Rang belegt.
Finanzielle Gründe seien der meistgenannte Anlass zur Kündigung gewesen: Bei Vodafone: knapp 20 Prozent, der Telekom etwa 24 Prozent und bei o2 bei 21 Prozent. Ein "schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis" sei nur noch bei Vodafone die dritthäufigste Ursache (6 Prozent) gewesen, im Vorjahr hätten noch alle drei Anbieter diesen Grund als dritthäufigsten für eine Kündigung aufgewiesen.
Fitness nicht mehr vorne, dafür ist Paypal neu dabei
Regelmäßig legt der Vertragsvermittler Volders seine Statistik vor
Grafik: volders.de
Im Jahr 2020 hatten sich mehrere Fitnessstudioketten "unrechtmäßig" gegen die Kündigungen ihrer Nutzer mit eigenmächtigen Vertragsverlängerungen gewehrt. Diese große Welle sei inzwischen vorbei. 2021 landete Fitness noch auf dem 13. Platz (rund 7.800 Kündigungen und somit rund 10.000 weniger im Vergleich zum vorigen Jahr).
Dafür sei der Zahlungsdienstleister Paypal in die Top 10 der am meisten gekündigten Unternehmen eingestiegen. Über den Kündigungsservice hätten 8.000 Kunden dem Online-Bezahldienst gekündigt. Das verblüfft, denn eigentlich sollte es reichen, das Paypal-Konto möglichst mit zwei Faktoren zu schützen und nicht mehr aktiv zu nutzen, aber im Auge zu behalten.
Mehr Kündigungen bei Streaming-Anbietern
Ein Drittel der 15 Unternehmen, welche 2021 die meisten Vertragsbeendigungen aufwiesen, stellen wie schon 2020 die großen Telekommunikationsanbieter dar. Deren Anteil sei von rund 18,5 auf 19,4 Prozent angestiegen – gemessen an allen Kündigungen diesen Jahres.
Mehr Verträge als im Vorjahr wurden nun in der Streaming-Branche beendet: Innerhalb der Top 15 befinden sich nun drei statt zwei Streaming-Anbieter (nämlich Amazon Prime, Sky und Spotify), die mit rund 36.600 Kündigungen über 14.000 Vertragsaufhebungen mehr als im Vorjahr verzeichnen.
Für Mathias Rhode, Marketing-Chef bei Volders, kann die Situation der Verbraucher in Deutschland sehr gut an den Kündigungen, "die wir für unsere Kunden durchsetzen, nachvollzogen werden". Während bei den dominierenden Telekommunikationsunternehmen schon seit Jahren die Kündigungsrate ansteigt, seien neue Problemfelder wie Streaming-Anbieter dazu gekommen. Die liefern sich derzeit einen harten Konkurrenzkampf und "müssen den Verbrauchern nicht nur das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, sondern auch aufpassen, dass die Kündigung einfach und verbraucherfreundlich vonstatten geht.”
Wer kündigt wie?
Die Zahlen des Vertragsmanagers sind interessant. Gerade bei Anbietern, die sich gegenüber üblichen Kündigungswegen "resistent" zeigen oder mit aller Gewalt versuchen, ihre Kunden "zu behalten", kann die Neigung steigen, einen Kündigungsmanager einzuspannen, in der Hoffnung, dass die Kündigung dann reibungsloser verläuft.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Leider hat die Branche Rituale entwickelt, die Kündigung zu einer Art "Volkssport" gemacht haben, wodurch man bessere Vertragskonditionen (mehr Datenvolumen oder ein günstiges neues Handy) bekommt, als wenn man seinen Vertrag "in Ruhe" ließe. Ein legitimer Kündigungsgrund könnte eine mangelhafte Netzversorgung (kein Empfang, verstopfte Kanäle, langsame Daten, abgebrochene Gespräche) sein. Denkbar ist auch, das der Wildwuchs an Zweit-, Dritt- oder Viert-Karten bereinigt wird. Denkbar sind auch (zum Glück seltene) Preisanhebungen oder günstigere Angebote der Konkurrenz. Ansonsten gilt: Zufriedene Kunden kündigen eher weniger.
Bei den Streaming-Anbietern ist klar, dass Kunden in Scharen flüchten, wenn die Inhalte wegfallen, weil die Filmstudios diese mit eigenen Streaming-Angeboten "vergolden" wollen. Das kann aber auch ein Schuss nach hinten werden, weil immer noch sehr viele Nutzer ihr Heil in illegalen Portalen suchen, wo sie "kostengünstig" das finden, was sie suchen, was sie auf dem legalen Markt entweder gar nicht durch zig Abos bei zig verschiedenen Anbietern vielleicht bekommen könnten.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrer Kündigung gemacht? Stellte sich der Anbieter quer oder lief das glatt? Schreiben Sie es in unserem Forum.