Kündigungsstatistik

Kündigungen: Vodafone schiebt sich vor Telekom und o2

Regel­mäßig veröf­fent­licht Vertrags­manager Volders seine Hitpa­rade der Kündi­gungen: Voda­fone setzt sich vor Telekom und o2. Fast 20 Prozent aller Kündi­gungen betreffen Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter, neu dazu kommt Strea­ming.
Von

Wer seinen Vertrag kündigen möchte, schickt einen Brief (gerne ein Einschreiben), klickt auf den Kündi­gungs­button auf der Home­page, schreibt eine E-Mail oder ruft die Hotline an. Oder man bedient sich der Dienste eines Vertrags­mana­gers, der die Kündi­gung dann im Auftrag des Kunden formu­liert und verschickt und dabei dem Kunden ein Angebot für einen neuen vermeint­lich oder wirk­lich "besseren" Tarif oder Bundle macht.

Einer dieser Vermittler ist das Unter­nehmen Volders, das von Zeit zu Zeit seine Statistik veröf­fent­licht und die ist immer wieder inter­essant.

Ruhe an der Fitness-Front

Der Kündigungsmanager Volders stellt seine neueste Statistik vor Der Kündigungsmanager Volders stellt seine neueste Statistik vor
Bild: S Kautz15 - Fotolia.com
Während die Anbieter von Tele­kom­muni­kation die Hitpa­rade der über den Manager gekün­digten Verträge im Jahre 2021 weiterhin domi­nieren und der prozen­tuale Anteil der Branche steigt, habe sich die Lage für die Fitness­stu­dios beru­higt. Dafür hätten die Kündi­gungen bei Strea­ming-Anbie­tern rapide zuge­nommen.

Für die Analyse hat der Kündi­gungs­manager Volders rund 600.000 Vertrags­auf­hebungen aus dem Jahr 2021 ausge­wertet.

Voda­fone, Telekom und o2 verloren die meisten Kunden

Mit etwa 30.000 Kündi­gungen führt Voda­fone das dies­jäh­rige Ranking des Vertrags­ver­mitt­lers an und löst die Telekom vom ersten Platz ab. Etwa fünf Prozent aller erfassten Kündi­gungen im Jahr 2021 gingen bei dem Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen ein. Eben­falls wech­sel­willig zeigten sich die Kunden der Telekom, die bei Volders mit rund 4,5 Prozent aller Kündi­gungen den zweiten Platz einnahm. Mit etwa 4 Prozent der Vertrags­been­digungen 2021 habe o2 den dritten Rang belegt.

Finan­zielle Gründe seien der meist­genannte Anlass zur Kündi­gung gewesen: Bei Voda­fone: knapp 20 Prozent, der Telekom etwa 24 Prozent und bei o2 bei 21 Prozent. Ein "schlechtes Preis-Leis­tungs-Verhältnis" sei nur noch bei Voda­fone die dritt­häu­figste Ursache (6 Prozent) gewesen, im Vorjahr hätten noch alle drei Anbieter diesen Grund als dritt­häu­figsten für eine Kündi­gung aufge­wiesen.

Fitness nicht mehr vorne, dafür ist Paypal neu dabei

Regelmäßig legt der Vertragsvermittler Volders seine Statistik vor Regelmäßig legt der Vertragsvermittler Volders seine Statistik vor
Grafik: volders.de
Im Jahr 2020 hatten sich mehrere Fitness­stu­dio­ketten "unrecht­mäßig" gegen die Kündi­gungen ihrer Nutzer mit eigen­mäch­tigen Vertrags­ver­län­gerungen gewehrt. Diese große Welle sei inzwi­schen vorbei. 2021 landete Fitness noch auf dem 13. Platz (rund 7.800 Kündi­gungen und somit rund 10.000 weniger im Vergleich zum vorigen Jahr).

Dafür sei der Zahlungs­dienst­leister Paypal in die Top 10 der am meisten gekün­digten Unter­nehmen einge­stiegen. Über den Kündi­gungs­ser­vice hätten 8.000 Kunden dem Online-Bezahl­dienst gekün­digt. Das verblüfft, denn eigent­lich sollte es reichen, das Paypal-Konto möglichst mit zwei Faktoren zu schützen und nicht mehr aktiv zu nutzen, aber im Auge zu behalten.

Mehr Kündi­gungen bei Strea­ming-Anbie­tern

Ein Drittel der 15 Unter­nehmen, welche 2021 die meisten Vertrags­been­digungen aufwiesen, stellen wie schon 2020 die großen Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter dar. Deren Anteil sei von rund 18,5 auf 19,4 Prozent ange­stiegen – gemessen an allen Kündi­gungen diesen Jahres.

Mehr Verträge als im Vorjahr wurden nun in der Strea­ming-Branche beendet: Inner­halb der Top 15 befinden sich nun drei statt zwei Strea­ming-Anbieter (nämlich Amazon Prime, Sky und Spotify), die mit rund 36.600 Kündi­gungen über 14.000 Vertrags­auf­hebungen mehr als im Vorjahr verzeichnen.

Für Mathias Rhode, Marke­ting-Chef bei Volders, kann die Situa­tion der Verbrau­cher in Deutsch­land sehr gut an den Kündi­gungen, "die wir für unsere Kunden durch­setzen, nach­voll­zogen werden". Während bei den domi­nie­renden Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen schon seit Jahren die Kündi­gungs­rate ansteigt, seien neue Problem­felder wie Strea­ming-Anbieter dazu gekommen. Die liefern sich derzeit einen harten Konkur­renz­kampf und "müssen den Verbrau­chern nicht nur das beste Preis-Leis­tungs-Verhältnis bieten, sondern auch aufpassen, dass die Kündi­gung einfach und verbrau­cher­freund­lich vonstatten geht.”

Wer kündigt wie?

Die Zahlen des Vertrags­mana­gers sind inter­essant. Gerade bei Anbie­tern, die sich gegen­über übli­chen Kündi­gungs­wegen "resis­tent" zeigen oder mit aller Gewalt versu­chen, ihre Kunden "zu behalten", kann die Neigung steigen, einen Kündi­gungs­manager einzu­spannen, in der Hoff­nung, dass die Kündi­gung dann reibungs­loser verläuft.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Leider hat die Branche Rituale entwi­ckelt, die Kündi­gung zu einer Art "Volks­sport" gemacht haben, wodurch man bessere Vertrags­kon­ditionen (mehr Daten­volumen oder ein güns­tiges neues Handy) bekommt, als wenn man seinen Vertrag "in Ruhe" ließe. Ein legi­timer Kündi­gungs­grund könnte eine mangel­hafte Netz­ver­sor­gung (kein Empfang, verstopfte Kanäle, lang­same Daten, abge­bro­chene Gespräche) sein. Denkbar ist auch, das der Wild­wuchs an Zweit-, Dritt- oder Viert-Karten berei­nigt wird. Denkbar sind auch (zum Glück seltene) Preis­anhe­bungen oder güns­tigere Ange­bote der Konkur­renz. Ansonsten gilt: Zufrie­dene Kunden kündigen eher weniger.

Bei den Strea­ming-Anbie­tern ist klar, dass Kunden in Scharen flüchten, wenn die Inhalte wegfallen, weil die Film­stu­dios diese mit eigenen Strea­ming-Ange­boten "vergolden" wollen. Das kann aber auch ein Schuss nach hinten werden, weil immer noch sehr viele Nutzer ihr Heil in ille­galen Portalen suchen, wo sie "kosten­günstig" das finden, was sie suchen, was sie auf dem legalen Markt entweder gar nicht durch zig Abos bei zig verschie­denen Anbie­tern viel­leicht bekommen könnten.

Welche Erfah­rungen haben Sie mit Ihrer Kündi­gung gemacht? Stellte sich der Anbieter quer oder lief das glatt? Schreiben Sie es in unserem Forum.

Mehr zum Thema Kündigung