Vorsicht Kunde: Von Erwartungen und Gegenleistungen
Im dritten Fall hatte ein langjähriger o2-Kunde, dessen Vertrag noch in der VIAG-Interkom-Zeit abgeschlossen wurde, vor etwa zwei Jahren eine Vertragsverlängerung mit einem Traumrabatt ausgehandelt: 15 GB Datenvolumen für 14,99 Euro im Monat, verbunden mit insgesamt 3 SIM-Karten (MultiSIM), alles ohne Aufpreis. Der "Haken" an diesem Traumtarif: Dieser Rabatt sollte nur 2 Jahre dauern, danach würde der Tarif sich automatisch auf 34,99 Euro im Monat erhöhen.
Der erste Anruf
Beim Gespräch mit dem Callcenter alle Kundendaten bereithalten und Stichworte notieren. Das erleichtert vieles.
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Die Zeit war gekommen: Der Kunde rief also die o2-Hotline an, kam nach Eingabe seiner Kunden-Kennzahl sofort dran und stieß auf einen verständnisvollen Mitarbeiter. Der räumte sofort ein, dass diese traumhaften Rabatte aktuell nicht mehr möglich seien und vergleichbare Tarife heute wesentlich teurer würden und "Das wollen Sie ja nicht". Der Berater schlug einen Tarif zum gleichen Preis vor, der 1 GB Volumen enthalten würde, aber nach Überschreitung des Volumens könne man mit 1 MBit/s weitersurfen. Dem Kunde gefiel dieser Tarif, zumal er genauso viel wie vorher kosten würde, nämlich 14,99 Euro im Monat und er nur selten auf mobile Daten angewiesen ist.
Die Überraschung folgte am nächsten Tag: Der Tarif war gebucht, aber pro zusätzlicher Multi-SIM-Karte wären jeweils 4,99 Euro fällig geworden. Nicht nur das: Statt der mündlich versprochen Weitersurfgarantie mit 1 MBit/s würde die Geschwindigkeit nach Verbrauch des Volumens nun auf in der Praxis kaum nutzbare 64 kBit/s abgewürgt.
Der Kunde konnte seine Multi-SIM-Karten, die er eh lange nicht mehr genutzt hatte, online abschalten, die Kosten sind somit wieder bei den angepeilten 14,99 Euro. Das 1 GB klingt heutzutage wenig, in den letzten Jahren, so rechnete ihm der Hotliner vor, habe er im Schnitt 1,9 GB/Monat verbraucht. Unser Kunde lebt in einem Gebiet, wo o2 auf absehbare Zeit nur mit 2G (GSM) versorgt, da könnte das 1 GB sogar ausreichen, denn unser Kunde hat noch weitere Karten und Verträge, die ihm teilweise deutlich mehr Volumen zur Verfügung stellen.
Nun könnte unser Kunde beispielsweise in den nagelneuen o2-Free-S-Tarif wechseln. Hier hätte er 3 GB Daten (mit knallharter Drossel) zum Preis von knapp 20 Euro. Multi-SIM gäbe es dort auch nur gegen zackigen Aufpreis. Der Kunde rechnet uns vor, dass er für rechnerisch 8,65 Euro im Monat (7,99 Euro für 4 Wochen, gerechnet auf ein Jahr) schon 3 GB im Netz von o2 bekäme. Einziger Hinderungsgrund ist eine wirklich schöne o2-Homezone-("Genion")-Rufnummer, die der Kunde nur ungern missen möchte.
Der Kunde hat also noch einmal angerufen und wurde - oh Wunder - zum o2-Geschäftskundenservice verbunden (er dachte eigentlich, Privatkunde zu sein). Die freundliche Dame sah den Schlamassel und leitete sofort eine Stornierung und die Rücksetzung in den alten Stand ein. Das werde 48 Stunden dauern, danach wollte sie sich wieder melden. Wir sind gespannt.
Ein Fazit
Alle drei Beispiele zeigen: Zwischen den Erwartungen der Kunden und den Angeboten der Netzbetreiber klaffen Welten. Das reicht von kuriosen Missverständnissen oder wesentlichen Details, die übersehen oder vergessen werden. Ein Telekommunikationskonzern mag heute kein Fax, keine E-Mail oder gar keinen Brief mehr empfangen, weil das den extrem durchgeplanten Ablauf behindern könnte oder dem Kunden die Möglichkeit gäbe, besprochenes und verhandeltes vorher wasserdicht zu dokumentieren.
Zwar zeichnen alle Anbieter heute die Kundengespräche auf, aber aus Datenschutzgründen ist es bisher nur wenigen uns bekannten Kunden gelungen, diese Aufzeichnung zu erhalten (Einschätzung eines Rechtsanwalts dazu).
Immerhin: Seriöse Anbieter schicken dem Kunden heute nach Vertragsänderung oder Abschluss eine ausführliche E-Mail mit zahlreichen Dokumenten und AGB-Hinweisen, womit man im Nachhinein die Möglichkeit hat, den "Schaden" wieder gut zu machen.
Es mögen Kleinigkeiten sein, aber das sind die Kleinigkeiten, die bei vielen Kunden für Frust sorgen und zur ein oder anderen Kündigung oder Nichtbuchung eines Angebotes führen.