Hintergrund

Nokia: Vom Weltmarktführer zum Übernahme-Kandidaten

Nokia-Chef Elop könnte neuer Microsoft-Chef werden
Von mit Material von dpa

Die Geschichte von Nokia ist die eines erstaunlichen Aufstiegs - und eines bitteren Niedergangs. Der Konzern aus dem kleinen Finnland, der 1865 als Papierhersteller begann und zwischenzeitlich Gummistiefel und Reifen verkaufte, wurde zum weltweit dominierenden Handy-Hersteller. Mit dem Verkauf der Gerätesparte an Microsoft verabschiedet sich Nokia nun aus dem Markt, den der Konzern maßgeblich geprägt hat.

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Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Es war die weltweite Ausbreitung des GSM-Mobilfunknetzes, die den Grundstein für Nokias Erfolg legte. 1991 wurde der erste Anruf im digitalen GSM-Netz mit Nokia-Ausrüstung gemacht. 1992 folgte mit dem Modell 1011 Nokias erstes GSM-Handy. Schon 1998 verdrängte Nokia den Mobiltelefon-Erfinder Motorola vom Spitzenplatz im Markt. Damals reichten 37,4 Millionen Geräte für 22,9 Prozent Marktanteil.

Es war der Beginn einer langen Dominanz. Der Handy-Markt wuchs Jahr um Jahr - und stets kam rund jedes dritte Mobiltelefon von Nokia. Den damals noch winzigen Smartphone-Markt beherrschten die Finnen mit ihrem Handy-System Symbian und erzielten Marktanteile von über 50 Prozent. Doch dann kam das iPhone.

Nokia-Manager wischten eine Gefahr durch das Apple-Handy angesichts des gewaltigen Absatz-Unterschieds gern vom Tisch. Doch das iPhone und wenig später das Google-Betriebssystem Android lösten einen Umbruch auf dem Markt aus. Touchscreens und Apps waren der neue Trend, dem Nokia über Jahre hinterherhinkte. Der Wechsel von Symbian hin zu Microsofts Windows Phone Anfang 2011 war letztlich ein Eingeständnis des Scheiterns. Anfang 2012 stieß Samsung die Finnen nach 14 Jahren vom Thron des weltgrößten Handy-Herstellers.

Nokias Zukunft: Netzwerkausrüster und Kartendienste

Doch die Geschichte von Nokia endet nicht mit dem Ausstieg aus dem Handy-Geschäft. Das finnische Unternehmen will sich künftig als Netzwerkausrüster und Spezialist für digitale Karten positionieren.

Nokia übernahm jüngst den Anteil des bisherigen Partners Siemens am Netztechnik-Spezialisten Nokia Siemens Networks. Angesichts des Smartphone-Booms wirkt der Aufbau von Netzen der Mobilfunk-Anbieter auf den ersten Blick als sicheres Geschäft - doch in der Branche herrscht ein harter Wettbewerb. NSN konkurriert mit Unternehmen wie Ericsson aus Schweden, dem französisch-amerikanischen Konzern Alcatel-Lucent sowie den aufstrebenden chinesischen Rivalen Huawei und ZTE.

Der Wettbewerbsdruck zwang Nokia und Siemens 2007, ihre Netzwerk-Sparten zusammenzulegen. Aber auch das Gemeinschaftsunternehmen schrieb von Anfang an rote Zahlen und musste in den vergangenen zwei Jahren mehr als 20 000 Stellen abbauen.

Das zweite große Nokia-Standbein werden die Kartendienste unter dem Markennamen Here sein. Hier kauften die Finnen bereits 2007 für gut acht Milliarden Dollar den Karten-Spezialisten Navteq und investierten seitdem massiv in den Aufbau eines vollwertigen Online-Angebots sowie in Navigationsdienste.

Zu einem großen Teil werden die Nokia-Kartendienste inzwischen in Berlin entwickelt. Hier hatte Nokia Ende August 2006 den Navigations-Software-Spezialisten gate5 AG übernommen.

Microsoft übernimmt vermutlich auch Garantie für Nokia-Handys

Die Herstellergarantie auf Nokia-Handys dürfte nach Einschätzung von Verbraucherschützern künftig Microsoft übernehmen. Es sei zwar davon auszugehen, dass die beiden Konzerne die Garantie-Frage auf diese Weise klären, sagt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Hundertprozentig fest stehe das aber noch nicht. Das Unternehmen Nokia gebe es weiterhin. Vermutlich übernimmt Microsoft laut Bradler mit dem Kauf aber auch die Garantiepflichten des Herstellers.

"Das heißt, dass der Kauf vermutlich keine Auswirkungen auf den Verbraucher hat", sagt Bradler. Die Herstellergarantie leistet - wie der Name sagt - immer der Hersteller. Er garantiert damit für die Haltbarkeit seines Produkts innerhalb einer festgelegten Zeit, zum Beispiel zwei Jahre.

Es gibt aber auch noch die gesetzliche Gewährleistung: Sie nimmt den Hersteller in die Pflicht: Er haftet für Mängel, die über den normalen Verschleiß hinausgehen und muss solche Fehler ohne Kosten für den Kunden beheben. Gewährleistungsansprüche richtet der Verbraucher wie gewohnt an den Händler, bei dem er sein Nokia-Handy gekauft hat.

Auf der letzten Seite werfen wir einen Blick auch die bisherige Karriere von Stephen Elop, der der neue Microsoft-Chef werden könnte, und fassen Microsofts Geschichte vom PC-Pionier zum mobilen Nachzügler zusammen.

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