Gespräch

Nokia-Designer Axel Meyer: "Der Mix machts"

Aktuelle und kommende Smartphone-Trends
Von Björn Brodersen

Eine "gute Beobachtungsgabe" und eine gehörige Portion "kenntnisreicher Intuition" - das sind die zwei wesentlichen Eigenschaften, die ein Handy-Designer haben muss. Das meint jedenfalls Nokia-Designer Axel Meyer, und der sollte es wissen. Schließlich ist er als Head of Design verantwortlich für die Smartphones der 2005 gestarteten N-Serie wie etwa das Nokia N95, das Nokia N97 oder das Nokia N97 mini. In den Räumen der Software-Schmiede Nokia Gate5 GmbH in Berlin hat der Kreativkopf verraten, worauf es bei der Entwicklung von Handys ankommt und was die kommenden Handy-Trends sind.

Das Handy macht den Übermenschen

Datenblätter

Nokia-Designer Axel Meyer Nokia-Designer Axel Meyer
Foto: teltarif.de
Wenn Meyer über seine Arbeit und seine Produkte redet, wird er selten konkret und schnell überschwänglich. Das liegt nicht nur an seiner augenscheinlichen Begeisterung für seine Arbeit sondern auch daran, dass er sich von der Konkurrenz nicht näher in die Karten gucken lassen will.

Demnach müssen Handy-Designer "die kleinen und die großen Momente" im Alltag der Menschen erleben, ihre natürlichen Gesten und Verhaltensweisen analysieren, aufkommende Trends erkennen und auch formen, das "Digitale und das Physische in Einklang bringen" und aus all diesen Zutaten "den richtigen Mix" finden. Am Ende steht idealerweise ein Handset, das die Kommunikation und das Vernetzen der Menschen untereinander schneller, einfacher und unterhaltsamer gestaltet. So wird der Mensch der Zukunft zum "Übermenschen" durchs Handy, das "Zeit und Raum beugt" und die "Kommunikation auf die nächste Ebene hebt".

Er hätte das auch ganz einfach ausdrücken können: Der Handy-Designer muss erkennen können, wie die Handy-Nutzung in drei oder vier Jahren aussehen wird und das passende Gerät dafür entwickeln, das von den Nutzern angenommen wird.

Das Internet verändert die Handy-Nutzung

Unbestritten ist, dass das Internet die Handy-Nutzung immer weiter verändert. Nutzer von Smartphones haben heute in der Regel überall Zugriff auf Online-Dienste und können jederzeit Informationen sowohl abrufen und als auch mit anderen teilen. Große Touchscreen-Displays, auf denen Multimedia-Content gut dargestellt wird, und eingebaute GPS-Empfänger für die Standortbestimmung und standortbezogene Dienste wie etwa die lokale Suche sind inzwischen auf vielen Smartphone anzutreffen. "Lokale Informationen besetzen eine Nische und sind weniger zugänglich, sind aber glaubwürdiger", sagt Meyer. Gerade in den sogenannten Emerging Markets will Nokia künftig auf standortbezogene Dienste auf dem Handy setzen.

Nokia N97 Nokia N97
Foto: Nokia
So können beispielsweise auf Wunsch auch Informationen über den jeweiligen Aufenthaltsort des Handy-Nutzers und des jeweiligen Kontextes in die Kommunikation mit anderen über Community-Dienste wie Facebook, MySpace, Flickr oder Twitter mit einfließen. Oder die Nutzer zeigen mit ihrem Kamera-Handy auf ein bestimmtes Objekt und erhalten die entsprechenden Informationen auf das Handy-Display geliefert. Einen solchen Dienst stellt beispielsweise die gerade erst im AppStore Ovi gelandete Anwendung Wikitude dar: Sie liefert beim Sightseeing die Beschreibung zu Sehenswürdigkeiten, die der Nutzer mit der Kamera seines Symbian-Smartphone abfilmt und die in Wikipedia hinterlegt sind (Augmented Reality).

Der Smartphone-Nutzer ist selbst Designer

Als Trend, der sich weiter verfestigen wird, sieht der Nokia-Designer die Personalisierung des Handys über veränderbare Homescreens. Er geht sogar so weit, dass dadurch der Nutzer selbst zum "Designer seines Handys" wird - eine Einschätzung, über die sich streiten lässt. Andere sagen: Der Smartphone-Nutzer kann nur unter einer begrenzten Auswahl an Apps und Clients wählen. Nokia arbeitet aber laut Meyer an neuen Personalisierungsmöglichkeiten, die den Aufenthaltsort, die Stimmung und die jeweilige Beschäftigung des Nutzers oder die jeweilige Tageszeit berücksichtigen. Eine wichtige Rolle spielen hier die Icons: Sie sollen dafür sorgen, dass die Nutzung neuer Dienste und Funktionen einfach gerät.

Auf der folgenden Seite lesen Sie, warum möglicherweise bald Nutzer ihre Handys in der Öffentlichkeit küssen.

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