Abgeklemmt

Hintergrundbericht: sipgate stellt VoIP-Produkt sipgate One ein

Anbieter hält Netzbetreiber und die BNetzA für mitschuldig
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Die Einnahmen aus höheren Mobilfunkentgelten ziehen schon länger Unternehmen an, die weniger an einer Weiterleitung auf ein echtes Handy, sondern eher an den Auszahlungen aus ankommenden Telefonie-Minuten interessiert sind. Diese Anrufe kann man leicht auf eine virtuelle Mailbox leiten, die Einnahmen bleiben dann nahezu ungeschmälert in der eigenen Tasche hängen.

Windige "Unternehmer" buchten Verträge mit einer Flatrate in ein beliebiges Mobilfunknetz bei einem großen Mobilfunkanbieter und steckten dessen SIM-Karten in eine sogenannte SIM-Box, die nichts anderes tat, als pausenlos Anrufe zum Netz von vistream/Telogic zu erzeugen, was wiederum bei vistream spürbare Auszahlungen an diese "Unternehmer" auslöste.

Bei den großen deutschen Netzbetreibern war dieses Geschäftsmodell lange ignoriert worden, doch mit sinkenden eigenen Einnahmen und der Suche nach Einsparungsmöglichkeiten drehte der Marktführer Deutsche Telekom dem Unternehmen Telogic/Vistream in letzter Konsequenz den Zugang ab, was dessen absehbares Ende beschleunigte.

Von der gemieteten Vorwahl im Beta-Stadium zur "eigenen" Vorwahl

Um die Wartzeiten bis zur "eigenen Vorwahl" abzukürzen, hatte sich Sipgate zunächst mobile Rufnummern, beginnend mit 01570-354... beim Unternehmen vistream (später Telogic) besorgt. sipgate One startete als größerer Beta-Testbetrieb mit ausgewählten Nutzern, die selbst wieder neue Nutzer aus dem Bekanntenkreis "einladen" konnten. Somit sollte der Betrieb ganz behutsam anlaufen.

Im nächsten Schritt hatte sipgate direkt bei der E-Plus-Gruppe einen Vertrag über die "Untermiete" der Vorwahl 01579 unterschrieben. Nachdem die Tinte auf dem Vertrag trocken war, dauert es rund 27 Monate, bis alle deutschen Netzbetreiber diese Vorwahl zur Kenntnis genommen und in ihren Systemen als erreichbar eingetragen hatten.

Aufgrund des vorzeitigen Endes von Telogic musste sipgate seine "One"-Rufnummern schnell mit der neuen Vorwahl 01579 im eigenen Netz ausstatten, traute sich aber nicht, das Produkt offiziell zu starten, zumal zu diesem Zeitpunkt die Erreichbarkeit noch nicht aus allen Netzen gegeben war und der Wettbewerb das One-Angebot als "sehr böse" ansah. So sei bis heute keine Portierung einer 01579-Rufnummer in ein anderes Netz oder die Portierung einer Mobilfunkrufnummer zu 01579 möglich, weil die Netzbetreiber fix und fertig ausgetestete Systeme zur Bedingung machten, offenbar aber keine Neigung zeigen, solche Tests mit sipgate durchzuführen, wurde uns mitgeteilt.

sipgate one schließt am 31. Juli

Alles im Allem sieht sich sipgate gezwungen, das Produkt "sipgate one ... aufgrund von externen Einflüssen nicht länger anbieten können" und wird sipgate one deshalb zum 31. Juli einstellen.

Die Accounts von Bestandskunden, die kein Guthaben bei sipgate one haben, werden am 31. Juli automatisch und vollständig gelöscht. Betroffene Kunden sollten bis zu diesem Tag alle ihre Daten, die sie noch benötigen - beispielsweise Rufnummern aus dem Online-Telefonbuch von sipgate one - separat sichern. Für die Rückerstattung von vorhandenem Guthaben (Testguthaben wird nicht erstattet) oder bei anderen Anliegen können sich die Kunden direkt an die sipgate-Kundenbetreuung unter one@support.sipgate.de wenden.

Bessere Chancen für die Zukunft? - Alternative simquadrat

sipgate glaubt weiterhin, dass ein virtuelles Mobilfunkprodukt im Stile von sipgate one nützlich sein könne. Dies habe das große Interesse an diesem Produkt gezeigt.

Als Alternative schlägt sipgate seinen Kunden mit simquadrat ein "neues innovatives Mobilfunkprodukt" vor: Eine SIM-Karte mit echter Ortsnetznummer (also auch bei abgehenden Anrufen), bundesweiter Homezone und optionaler Allnet-Flatrate. Eine Mobilfunkrufnummer haben diese Karten übrigens nicht, die wir in einem ausführlichen Test bereits vorgestellt haben.

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