Anga Com: Das lineare Fernsehen ist noch lange nicht tot
Streaming-Strategie-Panel auf der Anga Com
Screenshot: Michael Fuhr
Obwohl in drei bis vier Jahren lineare und nicht lineare Nutzung beim Fernsehen ungefähr gleichauf liegen dürften, ist das gute, alte, herkömmliche Fernsehen noch lange nicht am Ende. Zu diesem Ergebnis kommen die Teilnehmer des Panels "Streaming und OTT: Mit Kooperationen und Produktbündeln zum Erfolg" auf der digitalen Anga Com. Vertreter der Plattformen Joyn, Sky, Magenta TV (Telekom) und Giga TV (Vodafone) sind sich einig, dass es in Zukunft ein Miteinander statt ein Gegeneinander geben wird. Angebote von Anbietern wie dem Sportstreamer DAZN seien sowohl als OTT- als auch lineares Angebot verfügbar. Zuschauer wollten den US-Blockbuster gerne zeitsouverän sehen, das Finale der nächsten Staffel von "Germany's next Top-Model" dagegen live. Entscheidend sei vor allem der Content.
Joyn offen für weitere Partner
Streaming-Strategie-Panel auf der Anga Com
Screenshot: Michael Fuhr
Aktuell nehme der Anteil am linearen TV sogar wieder zu, sagt Tassilo Raesig, CEO und CTO der Plattform Joyn. Seiner Meinung nach laufe es aktuell zwar auf eine stärkere Nachfrage von personalisierten Inhalten hinaus, es werde aber noch mindestens 20 Jahre dauern, bis man als TV-Veranstalter dem Zuschauer ein komplett auf den eigenen Geschmack maßgeschneidertes Programm anbieten könne. Aktuell erlebe das lineare Fernsehen sogar einen Aufwind, auch, weil beispielsweise Formate von Online-Plattformen wie YouTube ins klassische TV wechselten.
Die Sender-übergreifende Online-TV-Plattform Joyn, die aktuell rund 70 Prozent des deutschen TV-Marktes vereint, sei weiter auf Partnersuche. "Wir sind immer für Gespräche offen" sagt Reasig vor allem mit Blick auf die Angebote von RTL, die noch nicht bei Joyn vertreten sind.
Discovery+ startet bei Vodafone's Giga TV
Gründungsmitglied von Joyn ist das Unternehmen Discovery, das mit dem Angebot Discovery+ - für viele überraschend - einen Exklusiv-Deal mit Vodafone für die Plattform Giga TV abgeschlossen hat. Raesig sieht darin aber kein Anfang vom Ende von Joyn, das eine schließe das andere nicht aus.
Lars Riedel, Head of Consumer Entertainment bei Vodafone, wollte noch nicht verraten, ab wann Discovery+ bei Giga TV starte. Allgemein seien Kooperationen mit allen Playern möglich, auch globale Deals seien essenziell. Man selbst sei beispielsweise stolz auf die Kooperation mit Apple TV. Der Small Screen sei in Zukunft genauso wichtig wie der große Smart TV im Wohnzimmer: "Wir holen die Zuschauer dort ab, wo sie gerade sind".
Telekom: Kooperation mit Twitch oder TikTok denkbar
Die Telekom sieht in Zukunft eine ausgeglichene Nachfrage nach nationalem wie internationalem Content, wie Michael Schuld, SVP Business Unit TV & Entertainment, prognostiziert. Dabei wolle man die Plattform Magenta TV auch attraktiver für jüngere Zuschauer machen, auch Kooperationen mit Twitch oder TikTok als Partner seien nicht ausgeschlossen und eröffneten neue Möglichkeiten für Plattformbetreiber.
Sky: Zwei neue Marken für Dokus
Auch der Pay-TV-Anbieter Sky setzt weiter auf eine gesunde Mischung aus linearem und non-linearem sowie internationalem und nationalem Content. 30 Eigenproduktionen soll es bis Jahresende auf der Plattform geben. Man wolle unter anderem zwei neue Marken im Bereich Dokumentation starten.
Alle Panel-Teilnehmer sehen nach Ende der Corona-Pandemie keinen Zuschauer-Einbruch beim Streaming. "Dann schauen die Zuschauer halt im Freibad anstelle im Wohnzimmer fern", sagt Tassilo Raesig von Joyn. Die Pandemie habe der Digitalisierung in Deutschland generell den längst fälligen Schub gegeben.