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UMTS: Früher abgeschaltet, gevierteilt und in die Zange genommen

Wie lange hält 3G den Platz zwischen 2G und 4G?
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Viele der genannten Erweiterungen sind im Sinne einer flächendeckenden 3G-Versorgung extrem nützlich. Doch die Frage ist, ob beispielsweise die Flexiblisierung von UMTS, die die Einführung von UMTS-900 und damit flächendeckendem UMTS extrem erleichtert, nicht ein Jahrzehnt zu spät kommt. Denn das Stimmungsbild auf dem Mobile World Congress geht ganz klar Richtung 4G/LTE. Dieses Jahr werden beispielsweise nicht nur Oberklasse-Handys, wie Apple iPhone oder Samsung Galaxy S 3 LTE (und demnächst sicher auch das S4) mit dem neuen Funkstandard ausgestattet sein, sondern auch schon Geräte der oberen Mittelklasse, wie das Huawei Ascend P2. Immer mehr moderne Smartphones kommen mit LTE-Chips Immer mehr moderne Smartphones kommen mit LTE-Chips
Bild: teltarif.de

"LTE only" als Zukunft?

Einzelne Hersteller, so das israelische Mobilfunkchip-Startup Altair, setzen gar auf "LTE only", und sparen so nicht nur Chipfläche, sondern auch Lizenzkosten im erheblichen Umfang. Dank der digitalen Dividende stehen auch in vielen Ländern 800- oder 700-MHz-Frequenzbänder zur Verfügung, die zum Aufbau flächendeckender LTE-Netze genutzt werden können. Aktuell ist "LTE only" vor allem eine Option für stationäre Geräte wie der mit Altair-Chips ausgestatteten FritzBox LTE, die dort aufgestellt werden, wo es gute LTE-Versorgung gibt.

Geht das aktuell hohe Tempo beim LTE-Netzausbau jedoch weiter, könnten die ersten Netzbetreiber in Deutschland schon in zwei Jahren den Punkt erreichen, dass alle der Basisversorgung dienenden Basisstationen mit GSM-900 auch LTE-800-Antennen haben. Ab dann wird "LTE only" auch zur attraktiven Option für Laptop-Datensticks, denn die 4G-Flächendeckung wird mit den 800er-Frequenzen ähnlich gute Werte erreichen wie derzeit GPRS/EDGE bei 900 MHz, aber 4G wird auch bei schlechtem Empfang die besseren Datenraten und viel kürzeren ping-Zeiten aufweisen als 2G.

Voice over LTE noch in den Kinderschuhen

Für Smartphones sind freilich nicht nur Datendienste, sondern auch Sprachdienste essentiell. Noch steckt die 4G-Telefonie namens Ein LTE-Sendemast der Telekom im brandenburgischen Kyritz Ein LTE-Sendemast der Telekom im brandenburgischen Kyritz
Bild: Deutsche Telekom
Voice over LTE (kurz: VoLTE) in den Kinderschuhen, und es bleibt abzuwarten, wie schnell sich die Technik stabilisiert und in den LTE-Netzen eine mit 2G und 3G vergleichbare Sprachqualität erreicht. Derzeit sind die fehlenden VoLTE-Fähigkeiten das größte Handicap vieler 4G-Smartphones und -Netzen: Immer, wenn ein Anruf reinkommt, müssen sie schnellstmöglichst zurück nach 3G oder 2G, und immer wieder fallen sie genau in dem Moment aus dem Netz.

Das iPhone 5, eines der ersten LTE-Handys, fällt entsprechend durch eine hohe Rate an ungewollten Verbindungsabbrüchen negativ auf. Die Telekom dementiert zwar, dass das Problem mit LTE im Zusammenhang stehe, aber viele User schwören weiterhin, dass nach dem Abschalten von 4G die Situation mit dem iPhone 5 besser wird. Andere Smartphones, insbesondere mehrere Modelle von LG, sind bereits mit VoLTE-fähigen Chips ausgerüstet, und können in entsprechend ausgestatten LTE-Netzen in Südkorea, USA oder Japan schon direkt telefonieren.

3G-Zange: "2G only" für Einfachst-Handys, "4G only" für Einsteiger-Smartphones

Langer Rede, kurzer Sinn: Den meisten Datenverkehr machen inzwischen Smartphones, nicht Laptop-Karten. Der Erfolg von LTE steht und fällt daher damit, dass die LTE-Sprachdienste bald weltweit implementiert werden, und nach kurzer Einführungsphase ähnlich problemlos laufen, wie heute schon LTE-Datendienste und 2G/3G-Sprachdienste. Wenn das gelingt, dann wird 3G gewaltig in die Zange genommen: Für Einfachst-Handys ist "2G only" deutlich günstiger. Für Billig-Smartphones wird möglicherweise schon in zwei Jahren "4G only" eine interessante, ebenfalls kostensparende Option. Und 3G? Bleibt dann stehen, wo es heute ist, weil es keiner weiter ausbaut.

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