Editorial: Konkurrenz belebt das Geschäft
RTL bleibt möglicherweise nun doch auf DVB-T
Foto: Ueberfallfernsehen.de
Anfang des Jahres sah
alles danach aus, als würden die privaten
Sender aus der terrestrischen Ausstrahlung per
DVB-T aussteigen: Die RTL-Gruppe würde den
Anfang machen, kurze Zeit später folgt ProSieben/Sat.1. Doch dann kam alles
anders: RTL schaltete wie erwartet erste Regionen ab, doch ProSieben/Sat.1
folgte mitnichten, sondern schnappte sich
kurzerhand die so freigewordenen Frequenzen. Die konkurrierende
Sendergruppe scheint damit so erfolgreich zu sein, dass nun auch RTL
über den Ausstieg aus dem DVB-T-Ausstieg
laut nachdenkt.
Die Landesmedienanstalten reagierten wie erwartet positiv - sie möchten die Fernsehfrequenzen nicht an die Mobilfunker verlieren, die nach den positiven Erfahrungen mit LTE im 800 MHz-Band (Digitale Dividende) auch auf das 700 MHz-Band (Digitale Dividende II) schielen. Aber auch andere als Medienpolitiker der etablierten Parteien reagieren positiv. Insgeheim wünschen sich die Parteien mehrheitlich, dass eine überschaubare Zahl klassischer Fernsehsender möglichst universell verbreitet wird. Denn je pluralistischer die Medienwelt ist, desto schwieriger ist es für eine Partei, die Meinungsführerschaft zu erreichen oder behalten.
RTL bleibt möglicherweise nun doch auf DVB-T
Foto: Ueberfallfernsehen.de
Mittlerweile zeichnet sich auch ab, dass ab 2017 der Umstieg auf
DVB-T2
und die Ausstrahlung einzelner Sender in HD erfolgen wird.
Das sind noch drei bis vier lange Jahre, während der terrestrisches
Fernsehen qualitativ zwangsläufig hinter den anderen Verbreitungswegen
(Satellit, Breitbandkabel, IP-TV) hinterherhinken wird. Der Anteil der
Zuschauer, die Fernsehen via DVB-T empfangen, wird folglich weiter
sinken.
Teurer Dinosaurier
Da die von den Sendern zu tragenden Kosten für die DVB-T-Ausstrahlung (insbesondere Strom, sowie Miete und Betriebskosten der Sendestationen) kaum sinken werden, steigen bei sinkender Zuschauerzahl die Kosten pro DVB-T-Zuschauer entsprechend weiter. Dabei ist DVB-T schon heute für die Sender pro Zuschauer am teuersten. Im Gegensatz sind bei Fernsehsatelliten in den kommenden Jahren eher sinkende Kosten pro Transponder zu erwarten. Zum einen werden Satelliten bei relativ gleichbleibenden Kosten immer leistungsfähiger, zugleich gibt es mit SpaceX einen neuen wichtigen Konkurrenten im Markt für Satellitenstarts.
DVB-T lohnt sich für die Sender nur vor dem Hintergrund der gegenseitigen Konkurrenz: Keiner möchte die DVB-T-Zuschauer an die andere Sendergruppe zu verlieren. Das ist gut für DVB-T, dessen Betrieb so verlängert wird. Und schlecht für die Mobilfunk-Netzbetreiber, die noch mehr als die Fernsehsender an knapper Frequenzausstattung leiden.