Breitbandausbau

Erfahrungsbericht: Mein neuer Glasfaseranschluss

Die Deut­sche Glas­faser hat bei uns ein FTTH-Netz gebaut. Beim Anschluss konnte ich eigene Erfah­rungen sammeln. Erfah­rungen mit dem Netz­betreiber, den Kommu­nika­tions­tech­nikern, osteu­ropäi­schen Spra­chen und dem Tief­bauer, der einen Keller vermu­tete, wo keiner war.
Von Marc Hankmann

Vor der Deut­schen Glas­faser surfte ich mit 100 MBit/s über Super-Vecto­ring der Deut­schen Telekom im Internet. An der Verbin­dung gab es nichts auszu­setzen, ich war nah genug am Vertei­ler­kasten dran, um die gebuchte Band­breite tatsäch­lich zu erhalten. Aber Glas­faser ist eben Glas­faser, und so stand für mich schon vor der ersten Info-Veran­stal­tung der Deut­schen Glas­faser Anfang 2020 fest, dass ich wech­seln werde.

bunte Kabel in einer schmalen Baugrube So sieht's unter dem Bürgersteig aus. Was macht der Tiefbauer wohl mit unserer 60 m langen Einfahrt?
Foto: MH Media
Gedanken machte ich mir aller­dings um die Lage unseres Hauses. Es befindet sich ca. 60 Meter von der Straße entfernt. Ein gepflas­terter Weg führt zu uns. Die Antwort auf meine Nach­frage bei der Info-Veran­stal­tung, wie weit eine Erdra­kete kommt, beru­higte mich keines­falls: Zehn Meter. Ich sah bereits sechs große Löcher in unserem Weg. Ganz so schlimm kam es dann aber nicht.

Vorver­mark­tung und Haus­bege­hung

bunte Kabel in einer schmalen Baugrube So sieht's unter dem Bürgersteig aus. Was macht der Tiefbauer wohl mit unserer 60 m langen Einfahrt?
Foto: MH Media
Im März 2020 schloss ich den Vorver­trag mit der Deut­schen Glas­faser über 300 MBit/s ab. Der Netz­betreiber musste die Vorver­mark­tung zweimal verlän­gern, um auf die 40 Prozent Abschluss­quote zu kommen. Immerhin hat die Telekom unsere Stadt mit Super-Vecto­ring ausge­baut und auch Voda­fone bietet bei uns Breit­band jenseits der 100 MBit/s an. Das Problem war die Innen­stadt mit ihren vielen Miets­häu­sern. Sie wurde dann auch zunächst ausge­lassen und der Glas­faser­ausbau star­tete außer­halb der Innen­stadt.

Ende Januar 2021 fand bei uns die Haus­bege­hung statt. „Alles kein Problem“, war die Aussage des Kommu­nika­tions­tech­nikers. Deut­sche Glas­faser hatte für die Haus­bege­hungen und auch für die Instal­lation des Glas­faser­anschlusses im Haus einen Dienst­leister enga­giert. Die Glas­faser sollte über den soge­nannten Mehr­spar­ten­anschluss, eine gebün­delte Haus­ein­füh­rung für Strom, Wasser, Gas etc., in unseren Haus­wirt­schafts­raum geführt werden. Der Tech­niker zerstreute meine Bedenken wegen des Pflas­ters und meinte, der Tief­bauer können die Leitung der Telekom verwenden, um die Glas­faser von der Straße bis zum Mehr­spar­ten­anschluss zu schießen. Dennoch wollte ich das auch gerne vom Tief­bauer hören, weswegen ich den Tech­niker bat, meinen Kontakt­wunsch an den Tief­bauer weiter­zuleiten.

Kommu­nika­tions­pro­bleme mit dem Kommu­nika­tions­experten

Leider war mein Kontakt­wunsch im Proto­koll zur Haus­bege­hung nicht vermerkt. Dafür stand dort, dass ich den Leitungsweg eigen­ver­ant­wort­lich instal­lieren würde. Es handelt sich um die Strecke zwischen dem Haus­über­gabe­punkt (HÜP), hier kommt die Glas­faser aus dem Boden in unserem Haus­wirt­schafts­raum an, und dem GF-TA/NT, zwei an der Wand zu montie­rende Geräte (Teil­neh­mer­anschluss und Netz­werk­abschluss). Außerdem war der Standort des HÜP mit „Ansonsten“ vermerkt.

aufgezeichnete Zahlen und Zeichen auf einem Bürgersteig Erste Anzeichen, dass da was kommt: kryptische Zeichen und Zahlen auf dem Bürgersteig
Foto: MH Media
Es dauerte ein paar E-Mails, bis mir der Dienst­leister versi­cherte, mein Kontakt­wunsch sei weiter­geleitet worden. Das „Ansonsten“ bedeu­tete nur, dass der HÜP im Haus­wirt­schafts­raum instal­liert wird und Leitungs­wege waren auch keine zu instal­lieren, da sich HÜP, GN-TA und NT alle in einem Raum befinden. Also musste ich nur noch abwarten, bis sich der Tief­bauer bei mit meldet.

Zwei Monate lang geschah jedoch nichts. Inzwi­schen hatte ich aus dem Bekann­ten­kreis einige Geschichten gehört: Bautrupps standen ohne Ankün­digung vor der Tür, plötz­lich gab es Löcher in Einfahrten und vor Haus­türen, die mehr­fach auf- und wieder zuge­macht wurden, von den Bauar­bei­tern sprach nur einer gebro­chenes Deutsch etc. Daher rief ich lieber selbst beim Tief­bauer an. Der sagte mir dann auch, was ich befürch­tete: Das Pflaster müsse aufge­nommen werden. Ich bat den Kommu­nika­tions­tech­niker von der Haus­bege­hung zu klären, ob nicht doch, wie er es sagte, die Telekom-Leitung genutzt werden könnte. Er sicherte mir zu, die Sache zu klären.

Das russi­sche Wort für Rohr

Letzt­end­lich hörte ich nichts mehr von ihm. Anfang Juni 2021 stand dann der Tief­bauer vor unserer Tür. Er wollte ein Kopf­loch an unserer Haus­ecke ausheben, um von dort per Erdra­kete bis zu dem Punkt an unserer Haus­wand zu kommen, wo sich der Mehr­spar­ten­anschluss befand. Glück­licher­weise brauchte es auf unserem Weg insge­samt nur drei Löcher, um die Glas­faser bis an unser Haus zu führen. Ich gab die Geneh­migung für das Kopf­loch. Der Plan war, dass ein Bautrupp das Loch und ein weiterer den Haus­stich am Mehr­spar­ten­anschluss durch­führt.

Es folgten einige kryp­tische Markie­rungen auf dem Bürger­steig und unseren Weg. Auch der Weg der Glas­faser­lei­tung wurde aufge­zeichnet. Mir fiel auf, dass er eine Abwas­ser­lei­tung, die entlang unseres Hauses verläuft, kreuzt. Sicher­heits­halber zeich­nete ich mit Kreide reich­lich amateur­haft den unge­fähren Verlauf der Abwas­ser­lei­tung auf unser Pflaster und schrieb in Deutsch, Englisch, Rumä­nisch, Russisch und Polnisch das Wort Rohr (auch in kyril­lischen Schrift­zei­chen) zwischen die Linien. DeepL sein Dank! Ich vermute, die Mitar­beiter des Tief­bauers waren etwas amüsiert ob meiner zeich­neri­schen Krea­tivität, als sie mir in lupen­reinem Deutsch versi­cherten, dass das Kopf­loch die Tiefe des Abwas­ser­rohrs nicht erreiche. gegrabenes Loch mit Schaufel und orangen Baurrohr Ein Teil des Mehrspartenanschlusses ist freigelegt. Aber ist das der Anschluss für die Telekom?
Foto: MH Media

Glas­faser im Keller! In welchen Keller?

Ein paar Tage nachdem das Kopf­loch ausge­hoben war, kam auch schon der zweite Bautrupp und machte sich an unserer Haus­wand zu schaffen. Nachdem sich der Vorar­beiter die Stelle für den Haus­stich sowie unseren Haus­wirt­schafts­raum ange­schaut hatte, druckte ich ihm morgens die Baupläne unseres Erdge­schosses mit der Lage des Mehr­spar­ten­anschlusses aus. Gegen Mittag waren dann zwei neue Löcher vorhanden: eines direkt neben dem Kopf­loch und eines vor unserer Haus­wand.

Am Nach­mittag sprach ich den Mitar­beiter an, der am Loch an unserer Haus­wand beschäf­tigt war. Äußerst erstaunt war ich über seine Bemer­kung, die Glas­faser müsse in den Keller. „Wir haben keinen Keller“, erwi­derte ich. Jetzt war er erstaunt. Auch ihm druckte ich die Baupläne aus. Um aber den Mehr­spar­ten­anschluss frei­zulegen, müsse er morgen noch einmal wieder­kommen, sagte er kurz vor dem Feier­abend.

Der Kunde muss den Anschluss frei­legen! Wie bitte?!?

Tags darauf blieb die Baustelle vor unserer Haustür jedoch unbe­rührt. Am Tag danach rief ich zweimal beim Tief­bauer an. Ein Rückruf des für unseren Ort zustän­digen Baulei­ters wurde mir zuge­sagt. Der meldete sich auch am nächsten Tag und versi­cherte, sich um die Ange­legen­heit zu kümmern. Vier Tage lang geschah nichts, sodass ich wieder beim Bauleiter anrief. Eine Woche nach der Aushe­bung an unserer Haus­wand stand der Bauleiter mit dem Vorar­beiter vor unserer Tür.

Zu meiner Verwun­derung teilte mir der Bauleiter mit, dass sie die Glas­faser nicht über Mehr­spar­ten­anschlüsse verlegen. Den Anschluss müsse der Kunde frei­legen. Das war mir neu, denn darüber hatte der Tech­niker bei der Haus­bege­hung kein Wort verloren. Schließ­lich machte sich der Vorar­beiter ans Werk. Der in mir aufstei­gende Unmut verflog – zunächst.

blauer Mehrspartenanschluss am Boden mit schwarzem und orangenem Kabel Endlich geschafft: die Glasfaser (orange) am Mehrspartenanschluss im Hauswirtschaftsraum.
Foto: MH Media
Am Nach­mittag hatte der Mitar­beiter den Mehr­spar­ten­anschluss frei­gelegt – zumin­dest einen Teil davon. Leider war nicht ersicht­lich, welcher Zugang nun zu wählen sei, durch den die Glas­faser in den Haus­wirt­schafts­raum geführt werden kann. Der Mitar­beiter klopfte im Haus­wirt­schafts­raum, ich horchte am Bauloch draußen, ich klopfte im Raum, der Mitar­beiter lauschte – so ging es ein paar Mal hin und her. Bis er sich entschloss, den Mehr­spar­ten­anschluss etwas weiter frei­zulegen und dann auf die Telekom-Leitung stieß. Von da an war es kein Problem mehr. Zum Feier­abend schaute die Glas­faser in unserem Haus­wirt­schafts­raum aus dem Boden.

Der Anschluss, die Akti­vie­rung…

Einein­halb Monate später kam dann ein neuer Kommu­nika­tions­tech­niker, der in unserem Haus­wirt­schafts­raum die Geräte für den GF-TA/NT montierte und sie mit der Glas­faser verband. Ledig­lich die Verbin­dung per LAN-Kabel zwischen dem Netz­werk­abschluss und dem Router musste ich über­nehmen. Als ich den Tech­niker nach etwa­igen Zugangs­daten fragte, hob er nur die Hände. „Da halten wir uns raus“, sagte er.

Letzt­end­lich brauchte ich die Daten auch nicht. Nach dem Anschluss meines Routers konnte ich im Internet surfen – mit maximal 70 MBit/s, wie erste Messungen ergaben. Nach etwas Googeln schal­tete ich den Ener­gie­spar­modus für die LAN-Ports am Router aus, der die Band­breite auf 100 MBit/s dros­selte. Schon brausten die Daten mit 300 MBit/s auf meinen Rechner. Webseiten bauten sich in einem Rutsch auf, ohne dass etwas nach­geladen werden muss oder ich warten muss, bis ich scrollen kann.

…und die Über­raschung

Eine Über­raschung gabs dann doch noch. Im Vorver­trag mit der Deut­schen Glas­faser hatte ich die Portie­rung unserer Fest­netz­nummer ange­geben. Für die Portie­rung schickte mir die Deut­sche Glas­faser die entspre­chenden Daten zu, die ich im Router eingeben muss. Aber: Die Telekom nimmt die Portie­rung erst vor, wenn der Vertrag mit ihr ausge­laufen ist. Das dauert noch ein halbes Jahr. Der Betrieb des Telekom-Tele­fon­anschlusses ohne DSL des Bonner TK-Konzerns ist nicht möglich.

zwei senkrechte Balken mit Download und Upload beschriftet Nicht gerade die Bandbreite, die bei Glasfaser erwartet wird. Schuld war der Energiesparmodus für die LAN-Ports des Routers.
Screenshot: MH Media
Um über die Telekom-Fest­netz­nummer weiterhin erreichbar zu sein, habe ich im Telekom-Kunden­portal eine Weiter­lei­tung auf die Rufnummer einge­richtet, die uns die Deut­sche Glas­faser zuge­wiesen hatte. So kann man uns weiterhin unter unserer bekannten Fest­netz­nummer errei­chen, aber wir tele­fonieren mit der neuen Rufnummer heraus. Die neue Rufnummer hat mir die Deut­sche Glas­faser eben­falls per Post mitge­teilt. Die Zugangs­daten musste ich aber an der Hotline erfragen.

Insge­samt lief also nicht alles perfekt, aber im Nach­hinein doch besser, als ich es in meinem Umfeld gehört und selbst erwartet hatte. Ich frage mich aller­dings, wie es gelaufen wäre, wenn ich im hohen Renten­alter wäre, nicht im Home­office arbeiten würde oder mich Technik und Router-Einstel­lungen nicht inter­essieren würden? Sie haben auch einen Glas­faser­anschluss, aber bei Ihnen lief einiges anders? Schreiben Sie einen Kommentar unter diesem Artikel ins Forum. Ich bin gespannt auf Ihre Erfah­rungen.

Der größte Kabelnetz­betreiber Voda­fone kündigte unlängst an, 500.000 Haus­halte für Gigabit-Geschwin­dig­keiten fit zu machen. Die Düssel­dorfer sind aber nicht die einzigen mit Kabel­netzen. Auch die Telekom versorgt Haus­halte über die Kabel­buchse mit TV und Internet. Sie schließt nun zu Voda­fone auf.

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