EU-Jahresbericht 2011: Noch immer überzogene Roaming-Entgelte
Neelie Kroes ist mit dem bislang Erreichten nur teilweise zufrieden
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Die EU-Kommission hat ihren Jahresbericht zur Digitalen Agenda vorgelegt. Neben positiven Entwicklungen hat die EU
dabei auch zahlreiche Problemfelder benannt, an denen sie weiterhin arbeiten will.
Positiv wertet die EU-Kommission, dass rund 95 Prozent aller Europäer
mittlerweile Zugang zu einem Breitband-Anschluss hätten. Im Jahr 2011, vermeldet die EU
zudem, seien 15 Millionen Europäer zum ersten Mal ins Internet gegangen. Mittlerweile seien
68 Prozent der EU-Bewohner regelmäßig online, 170 Millionen nutzten soziale Netzwerke.
Kroes: "Fehlende Investitionen sind Schuss ins eigene Knie"
Neelie Kroes ist mit dem bislang Erreichten nur teilweise zufrieden
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Den starken Anstieg bei der mobilen Datennutzung verzeichnet auch die EU in ihrer Statistik: So sei
die mobile Nutzung des Internets um 62 Prozent gestiegen; insgesamt verzeichnete man
217 Millionen Breitband-Mobilfunkverträge. EU-Vizepräsidentin Neelie Kroes forderte in einem Resümee mehr Anstrengungen aller
Beteiligten, denn noch immer fehlten ausreichend schnelle Breitband-Anschlüsse, entsprechende
Online-Inhalte, ausreichende Forschungsaktivitäten und auch die notwendigen Qualifikationen von
Fachkräften.
Kroes: "Die Europäer hungern nach Digitaltechnologien und mehr Auswahl in diesem Bereich, aber die Regierungen und die Branche halten nicht Schritt. (...) Fehlende Investitionen sind ein Schuss ins eigene Knie. Europa wird von seinen weltweiten Wettbewerbern an den Rand gedrängt, wenn wir die Augen davor verschließen."
25 Prozent der EU-Arbeitnehmer haben keine ITK-Kenntnisse
Laut EU-Bericht verfügt die Hälfte aller europäischen Arbeitnehmer nicht über ausreichende ITK-Fähigkeiten. Fast 25 Prozent hätten gar keine ITK-Kenntnisse. Daher könnten möglicherweise leere Stellen in der ITK-Branche künftig nicht mehr besetzt werden - die EU schätzt die Zahl offener Stellen bis 2015 auf rund 700 000.
Roaming: EU moniert "immer noch überzogene Entgelte"
Auch das Thema Roaming ist der EU noch immer ein wichtiges Anliegen. "Die Telekommunikationsunternehmen berechnen ihren Mobilfunkkunden immer noch überzogene Roaming-Entgelte", moniert die EU-Kommission. Zwar seien "mehr Unternehmen aus den Abzockpraktiken ausgeschert", dennoch seien Roaming-Gespräche "immer noch durchschnittlich dreieinhalbmal so teuer wie Inlandsgespräche". Daher habe man sich auch für die neue Roaming-Verordnung entschlossen, die nun auch Preisobergrenzen für mobile Daten vorgibt (teltarif.de berichtete).