Handy im Ausland

EU-Einigung: Auslands-Roaming soll ab Juli günstiger werden

EU-Kommission will sinkende Preise und neue Tarif-Möglichkeiten
Von Steffen Herget

Handy-Nutzung im Urlaub soll billiger werden Handy-Nutzung im Urlaub soll billiger werden
Bild: Vodafone
Die Europäische Kommission hat neue Roaming-Regelungen beschlossen, die in mehreren Stufen bereits ab diesem Sommer gelten sollen. Ziel der Kommission rund um Vizepräsidentin Neelie Kroes ist es dabei, für niedrigere Preis und mehr Wettbewerb zu sorgen. "Die Kunden haben es satt, durch hohe Roaming-Kosten abgezockt zu werden", so Kroes. Die neue Regulierung besteht dabei aus zwei Teilen. Einerseits werden neue Tarif-Obergrenzen für die Handy-Nutzung im Ausland beschlossen, die bis 2017 peu à peu sinken sollen. Festgelegt wurden die Kosten nun bis einschließlich 2014. Andererseits können die Handy-Nutzer künftig separate Tairfe von ausländischen Providern buchen, die dann bei Grenzantritt automatisch aktiviert werden.

Handy-Nutzung im Urlaub soll billiger werden Handy-Nutzung im Urlaub soll billiger werden
Bild: Vodafone
Die neuen Preise für ein- und abgehende Gespräche, SMS und mobile Daten sollen ab dem 1. Juli dieses Jahres gelten. Jährlich sinken nach dem Willen der EU-Kommission dann die Kosten für die Handy-Nutzung im Ausland. Im Fokus steht angesichts des andauernden Smartphone-Booms vor allem die mobile Internetnutzung, die derzeit mangels Regulierung noch teilweise sehr teuer ist. Hier gilt ab Sommer ein Höchstpreis von netto 70 Cent pro MB, die Abrechnung erfolgt in KB-Schritten. Über 45 Cent im kommenden Jahr sinkt der Maximalpreis zu 2014 auf nur noch 20 Cent pro MB. Hinzu kommt jedoch noch die landespezifische Mehrwertsteuer. Wir haben den "deutschen" regulierten Euro-Tarif für Sie in einer Tabelle zusammengefasst. Der Beschluss bewegt sich dabei zwischen den bereits im Februar diskutierten Vorschlägen von EU-Kommission und Industrie-Ausschuss.

Der neue Euro-Tarif nach dem Beschluss der EU-Kommission

Euro-Tarif seit 01.07.2011 ab 01.07.2012 ab 01.07.2013 ab 01.07.2014
Abgehende
Gespräche
41,65
(netto: 35)
34,51
(netto: 29)
28,59
(netto: 24)
22,61
(netto: 19)
Ankommende
Gespräche
13,09
(netto: 11)
9,52
(netto: 8)
8,33
(netto: 7)
5,95
(netto: 5)
SMS 13,09
(netto: 11)
10,71
(netto: 9)
9,52
(netto: 8)
7,14
(netto: 6)
Mobile Daten - 83,30
(netto: 70)
53,55
(netto: 45)
23,80
(netto: 20)
Preise in Cent pro Minute, SMS oder MB.

Passende Tarife für jedes Land möglich

Die Fixierung der neuen Höchstpreise ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Wie bereits im Vorfeld von Neelie Kroes geplant, bekommen Kunden ab dem 1. Juli 2014 zudem die Möglichkeit, separate Roaming-Verträge neben ihrem heimischen Mobilfunk-Vertrag abschließen zu können. Dabei können sie ihre Mobilfunknummer behalten und für das EU-Ausland somit separate Verträge mit lokalen Anbietern abschließen. So wäre es möglich, für einen Aufenthalt in Spanien den einen und für einen Urlaub in Frankreich einen anderen Roaming-Anbieter auswählen zu können. Bei Grenzübertritt soll sich das Handy dann automatisch in das Netz des jeweils gewählten Roaming-Betreibers einbuchen. Tarife und Datenpakete können Reisende allerdings auch direkt vor Ort über ihr Smartphone buchen, ein Abschluss im Vorfeld ist nicht nötig. Auch Mobilfunk-Discounter werden zur Verfügung stehen, denn die EU bietet auch diesen ab Sommer die Möglichkeit, zu festgelegten Preisen auf ausländische Netze zuzugreifen.

Der Roaming-Anbieter kann seinen Sitz auch in einem ganz anderen Land haben, so dass ein deutscher Kunde anlässlich eines Urlaubs in Belgien auch das Angebot eines polnischen Roaming-Anbieters wählen könnte - denn grundsätzlich sollen alle Anbieter auf alle Netze in allen EU-Staaten per festgelegter Großhandelspreise Zugang erhalten. Mit diesen Regelungen will die Kommission die Probleme mit den (zu) hohen Roaming-Preisen an der Wurzel fassen.

Änderung ist noch nicht rechtskräftig

Das Europäische Parlament und der EU-Rat müssen den von der Kommission beschlossenen Regelungen allerdings noch zustimmen. Allgemein erwartet wird eine positive Entscheidung durch das Parlament für den Mai und durch den Rat im Juni. Dann könnten die neuen Regelungen ab Juni rechtskräftig sein und die günstigeren Roaming-Preise ab 1. Juli gelten.

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