Unbezahlbar

Regierung: Flächendeckender Glasfaserausbau unbezahlbar

Mittlerweile aber bereits 98,3 Prozent der Haushalte mit Breitband versorgt
Aus Berlin berichtet Marc Kessler

Glasfaser Glasfaser: Die Regierung hält einen flächendeckenden Ausbau für unbezahlbar
Foto: Vodafone
Die Bundesregierung hält einen flächendeckenden Ausbau per Glasfaser - zumindest derzeit - für unbezahlbar. Eine Versorgung aller Haushalte mit Glasfaseranschlüssen per FTTH beziehungsweise FTTB würde etwa 70 bis 80 Milliarden Euro kosten, sagte Stefan Kapferer, Staatssekretär im Bundes­wirtschafts­ministerium, auf einem Kongress der Deutschen Breitbandinitiative in Berlin.

Kapferer: Mangelnde Zahlungsbereitschaft schafft Refinanzierungsproblem

Ein breiter Glasfaserausbau sei nur in Regionen realisierbar, die eine entsprechende Anschlussdichte besäßen, sagte Kapferer. Daher eigne sich die Glasfaser vor allem für Ballungsräume und Großstädte. Da die Deutschen nur eine geringe Zahlungsbereitschaft für hochwertige Breitbandanschlüsse zeigten, bestünden folglich auch nur "begrenzte Refinanzierungsmöglichkeiten". Glasfaser Glasfaser: Die Regierung hält einen flächendeckenden Ausbau für unbezahlbar
Foto: Vodafone
Wenn überhaupt, sei eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaseranschlüssen nur ein langfristig erreichbares Ziel, so der Staatssekretär. Auch durch den LTE-Ausbau auf den von der Bundesnetzagentur (BNetzA) in einer Versteigerung vergebenen 800-MHz-Frequenzen (Digitale Dividende) hätten viele "weiße Flecken" bereits geschlossen werden können. Mittlerweile verzeichne man in Deutschland eine Breitbandabdeckung von 98,3 Prozent der Haushalte.

Kabel-Regulierung in der Zukunft nicht ausgeschlossen

Aber auch die Kabelnetzbetreiber seien mittlerweile eine relevante Größe auf dem Breitbandmarkt geworden, jeder zweite geschaltete Breitband-Anschluss werde mittlerweile - bekanntermaßen - via Kabel realisiert. Daher gelte: "Kabel muss in Hinblick auf die Regulierung im Auge behalten werden."

Auf die selbst gestellte, rhetorische Frage "Was tut der Staat?" gab Kapferer die Antwort, man habe die Unternehmensberatung Roland Berger mit der Erstellung eines "Monitoring-Berichts" beauftragt, der auch entsprechende Handlungsempfehlungen (für die Zukunft) geben soll. Der Bericht werde für Ende Oktober erwartet.

Open Access als Zukunftslösung

Generell stehe für das Wirtschaftsministerium aber schon heute fest, dass man die Transparenz in zweierlei Hinsicht verbessern müsse: Einerseits müsse man die Transparenz in punkto Infrastruktur verbessern (welche Infrastruktur ist lokal vorhanden, wie kann sie genutzt werden...), andererseits sei es wichtig, auch einen besseren Überblick über die diversen Fördermöglichkeiten und -Programme zu geben. "Offene Netze", also Open-Access-Lösungen, seien indes Modelle für die Zukunft. Das von der Bundesnetzagentur ins Leben gerufene NGA-Forum sei hierfür ein gutes Beispiel, lobte Stefan Kapferer.

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