Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Wenn der Steuerzahler hilft

Während sich Stadt­bewohner aussu­chen können, von wem sie ihren Inter­net­zugang beziehen, ist in länd­lichen Regionen zumeist nur ein Netz­betreiber unter­wegs, der häufig mangels Wirt­schaft­lich­keit kein Inter­esse daran hat, sein Netz aufzu­rüsten.
Von Marc Hankmann

Das poli­tische Ziel lautet flächen­deckende Gigabit-Versor­gung. Man kann sich streiten, was konkret mit flächen­deckend gemeint ist, auf jeden Fall nicht die Vernach­läs­sigung länd­lich geprägter Regionen. Da lange Stre­cken mit wenig Kunden­poten­zial für Netz­betreiber kaum attraktiv sind, pumpt der Staat Geld in den Glas­faser­ausbau. Schließ­lich ist er dazu verpflichtet, gleiche Lebens­bedin­gungen zu schaffen. Also muss der Steu­erzahler herhalten.

So fließt das Geld etwa nach Gang­kofen. Mit über zwölf Millionen Euro Inves­titi­ons­kosten handelt es sich um eines der größten Einzel­för­der­pro­jekte im länd­lichen Raum in Bayern. Aus München kamen 3,8 Millionen Euro, den Rest steu­erte Berlin bei. Um 1500 Anschlüsse zu reali­sieren, mussten knapp 830 Kilo­meter an Glas­faser verlegt werden. Seit 2014 hat der Frei­staat über 3000 Förder­bescheide über­geben. Rechts im Bild stehen zwei Männer mit Nase-Mund-Maske, sie halten ein Glasfaserkabel in den Händen. Links von Ihnen ist ein weiterer Mann auf einem Bildschirm zu sehen, an den symbolisch das Kabel weitergereicht wird Gunter Schwab, Geschäftsleiter Förderprojekte Deutsche Glasfaser (l.), Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (Mitte) und Jürgen Schuster, Geschäftsführer von Corwese, bei der Vertragsunterzeichnung für den Breitbandausbau im Norden der Stadt
Foto: Jens-Holger Ziegler/Stadt Augsburg
Einen weiteren gibt es für die länd­lich geprägten Stadt­rand­lagen Augs­burgs, die sich nörd­liche der Auto­bahn A 8 befinden. Für rund 80 Haus­halte und zwölf Unter­nehmen wird die Deut­sche Glas­faser ein FTTH-Netz bauen. Bis September 2023 sollen die Bauar­beiten abge­schlossen sein, dann stehen symme­tri­sche Band­breiten von 1 GBit/s oder mehr zur Verfü­gung. Der Bund sowie Bayern fördern das Projekt mit rund 1,97 Millionen Euro. Die Stadt Augs­burg steuert einen Eigen­anteil in Höhe von rund 0,5 Millionen Euro bei.

Glas­faser bringt digi­tale Zukunft für Schulen

Auf die finalen Förder­bescheide aus Berlin und Stutt­gart wartet man im südlich von Tübingen gele­gene Mössingen noch. Hier soll NetCom BW für zwei Gewer­bege­biete mit 65 Unter­nehmen ein FTTB-Netz errichten. Wo einst nicht einmal 30 MBit/s zur Verfü­gung standen, soll es in Zukunft Gigabit geben. Die Stadt Mössingen plant mit einer Inves­titi­ons­summe von 1 Million Euro, wobei 90 Prozent vom Bund und dem Land Baden-Würt­tem­berg gestemmt werden sollen. Wenn es die Witte­rung zulässt, will NetComBW im kommenden März mit dem Aufbau der passiven Infra­struktur beginnen – bis dahin sollten die Bescheide also besser vorliegen.

Auch der Breit­band­ausbau im Land­kreises Nord­west­meck­len­burg wird geför­dert. Der dortige Netz­betreiber WEMACOM konnte bereits 11.000 Anschlüsse ans Netz nehmen. Derzeit nutzen über 2700 Kunden das neue Glas­faser­netz. „Unser Ziel ist es, bis zum 31. März 2022 einen Groß­teil der Glas­faser­anschlüsse, die in der Planungs­phase beauf­tragt wurden, ans Netz zu nehmen“, erklärt WEMCAOM-Geschäfts­führer Volker Buck. Drei Männer stehen vor einer Hauswand, der linke hält ein kleines Plakat in Händen, der mittlere übergibt einen als Geschenk verpackten Router an den Mann ganz rechts Landrat Tino Schomann (l.) und WEMAG-Vorstand Thomas Murche kamen am 23. November 2021 ins Kreismedienzentrum in Grevesmühlen, um symbolisch den Router für das Glasfaserinternet an Zentrumsleiter Gabor Hartung zu übergeben
Foto: WEMAG/SKRmedia
Warum der Breit­band­ausbau gerade in länd­lichen Regionen wichtig ist, zeigt ein Beispiel aus dem Land­kreis Nord­west­meck­len­burg. „Wir verfolgen in Nord­west­meck­len­burg ein dezen­trales Medi­enkon­zept – das heißt, jede Schule hat ihr eigenes pädago­gisches Netz­werk“, erklärt Gabor Hartung, Leiter des Kreis­medi­enzen­trums, das sich um den Support und die Admi­nis­tra­tion vieler dieser Netz­werke kümmert.

„Mit dem schnellen Glas­faser­anschluss ist dies natür­lich in einer viel besseren Qualität und Quan­tität möglich“, sagt Hartung. 34 von 42 Schulen sind bereits ans Glas­faser­netz ange­schlossen.

Eigen­wirt­schaft­licher Ausbau für Haus­halte und Unter­nehmen

Natür­lich exis­tieren auch viele Ausbau­pro­jekte, die eigen­wirt­schaft­lich, also ohne Steu­ergelder, finan­ziert werden. So baut zum Beispiel 1&1 Versatel im zwischen Karls­ruhe und Rastatt gele­genen Malsch für die dort ansäs­sigen Unter­nehmen ein Glas­faser­netz mit Band­breiten bis 100 GBit/s aus. Nörd­lich von Karls­ruhe schloss Voda­fone in zwei Gewer­bege­bieten in Ubstadt-Weiher den Bau der passiven Netz­infra­struktur ab.

Derzeit werden die aktiven Netz­ele­mente in Betrieb genommen und das Glas­faser­netz an den über­regio­nalen Back­bone von Voda­fone ange­schlossen. Anfang 2022 sollen die rund 80 Unter­nehmen dann mit Gigabit-Speed im Internet surfen können. Ein Mann und eine Frau stehen auf einem Bürgersteig und schauen auf ein Paper, das beide mit einer Hand am Rand festhalten Bürgermeister Tony Löffler und Tanja Marek, Leiterin politische Kommunikation Baden-Württemberg bei Vodafone, informieren sich vor Ort über den Bau des Glasfasernetzes in Ubstadt-Weiher
Foto: Vodafone
In der Kern­stadt von Bad Camberg sowie in den Orts­teilen Schwi­ckers­hausen und Dombach können sich die Bewohner für einen Glas­faser­anschluss der Deut­schen GigaNetz entscheiden. Die Vorver­mark­tung läuft bis Anfang April. Wie viele Haus­halte der 14.000 Einwohner großen Stadt im Taunus sich für einen Vertrag mit der GigaNetz entscheiden müssen, damit gebaut wird, lässt der Netz­betreiber im Unklaren. Wenn alles gut läuft, sollen im Sommer 2022 die Bagger anrollen. Die Deut­sche GigaNetz rechnet mit einer Bauzeit von ein bis zwei Jahren.

Für insge­samt 8850 Haus­halte in Detmold, Frie­soythe und Molbergen kündigte die Glas­faser Nord­west, das Joint Venture von Deut­sche Telekom und EWE, unlängst den Bau von FTTH-Netzen an. Die Telekom selbst baut seit 2020 ein Glas­faser­netz im Land­kreis Hild­burg­hausen für 3600 Haus­halte. Man liege im Plan, teilt die Telekom mit.

In Moosinning und Seefeld planen die Telekom eben­falls den Bau von FTTH-Netzen. Voraus­set­zung ist eine Vorver­mark­tungs­quote von 40 Prozent.

Gerüchten zufolge könnte der Post-Chef Telekom-Aufsichts­rats­chef werden. Details zu dem Thema lesen Sie in einer weiteren News.

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