Mit Kohle und Kooperation: So gelingt der Breitbandausbau
Vodafone-Deutschland-CEO Hannes Ametsreiter (l.) und Deutsche-Glasfaser-CEO Uwe Nickl
Deutsche Glasfaser
Schon länger war bekannt, dass der Investor EQT bei inexio einsteigen will. Anfang Dezember 2019 meldete der Netzbetreiber dann Vollzug. EQT übernahm die Anteile der Deutschen Beteiligungs AG und von Warburg Pincus. EQT und inexio wollen bis 2030 insgesamt zwei Millionen Haushalte über einen direkten Glasfaseranschluss erreichen und mindestens die Hälfte davon als Kunden gewinnen. „Aktuell kalkulieren wir mit einer Investitionssumme von rund fünf Milliarden Euro“, sagt David Zimmer, Gründer und Geschäftsführer von inexio. „inexio wird eine zentrale Rolle beim Aufbau der Gigabit-Infrastruktur in Deutschland spielen. Das unternehmerische Wachstum wird sich in den nächsten Jahren noch einmal beschleunigen“, erklärt Matthias Fackler, Partner & Head of Infrastructure Continental Europe bei EQT.
Vodafone-Deutschland-CEO Hannes Ametsreiter (l.) und Deutsche-Glasfaser-CEO Uwe Nickl
Deutsche Glasfaser
Passend zum Einstieg des Finanzinvestors verkündete inexio den Baubeginn für Gigabit-Anschlüsse im Landkreis Birkenfeld. Knapp 2300 Adressen sollen mit Glasfaser erschlossen werden. Neben den geförderten Adressen werden auch die Hauseigentümer entlang der Trasse ein Angebot für einen Glasfaseranschluss erhalten. „Somit profitieren am Ende rund 7000 Adressen im Landkreis Birkenfeld vom Glasfaserausbau und springen ins Gigabit-Zeitalter“, sagt Anja Genetsch, Abteilungsleiterin kommunaler Projektvertrieb bei inexio. Außerdem unterzeichnete inexio einen Vertrag zum Breitbandausbau mit dem Landkreis Bad Dürkheim. Hier sollen rund 11 000 Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten. Zusammen mit dem eigenwirtschaftlichen Ausbau profitieren insgesamt 18 000 Haushalte von dem Vorhaben. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2020 beginnen.
Kooperationen für Privathaushalte
Die Deutsche Glasfaser und Vodafone dehnen ihre bereits bestehende Kooperation für die Breitbandversorgung von Gewerbegebieten auf Privathaushalte aus. Der Plan: Deutsche Glasfaser baut passive FTTH-Netze, die mit der aktiven Technik von Vodafone ergänzt und vom Düsseldorfer Telekommunikationsunternehmen betrieben werden. Erste Gespräche mit Kommunen laufen bereits, sodass Anfang 2020 in Hessen die ersten gemeinsamen Netze gebaut werden sollen. Die Deutsche Glasfaser übernimmt die Verlegung des Glasfasernetzes bis in die Häuser. Nach erfolgreicher Vorvermarktung und Ausbau wird Vodafone das Netz mieten, in kompletter Eigenregie betreiben und den Kunden Internetzugänge anbieten.
Eine ähnliche Kooperation ging die Deutsche Glasfaser auch mit HTP im oberbayerischen Markt Indersdorf mit der Tele Columbus Gruppe ein. Dort übernahm der münsterländische FTTH-Spezialist die passive Infrastruktur von Tele Columbus, während das Berliner Unternehmen unter der Marke Pyur weiterhin die Internetzugänge vermarktet. Für die Bürger des Markts Indersdorf ändert sich demnach nichts. „Sie bleiben bei ihrem gewohnten Anbieter auf der besten verfügbaren Infrastruktur und profitieren von künftiger Netzerweiterung, wo erforderlich“, stellt Uwe Nickl, CEO von Deutsche Glasfaser, einen weiteren Netzausbau in Aussicht.
Mit einem Kabelpflug wurden die ländlichen Randgebiete der Gemeinde Senden im Münsterland mit Glasfaser versorgt
Senden
Weitere Ausbauprojekte
Die Deutsche Glasfaser und Vodafone sind aber auch separat im Breitbandausbau aktiv. Mit der Gemeinde Neuenkirchen-Vörden schloss die Deutsche Glasfaser einen Vertrag für den Anschluss von sieben gemeindeeigenen Liegenschaften: Neben den beiden Rathäusern in Neuenkirchen und Vörden sollen auch die Turnhallen und Feuerwehren in den einzelnen Ortsteilen sowie der Bauhof eine neue Infrastruktur erhalten. Im münsterländischen Senden hat die Deutsche Glasfaser dank des Engagements der Gemeindeverwaltung und einer Bürgerinitiative auch die ländlichen Randgebiete erschlossen. Vodafone hingegen baut im Landkreis Aurich ein 560 Kilometer langes Glasfasernetz für 11 500 unterversorgte Haushalte. Die Bauarbeiten sollen in der zweiten Jahreshälfte 2020 starten. Die Kosten betragen 56 Millionen Euro. Des Weiteren schließen die Düsseldorfer Gewerbegebiete in Filderstadt, Sinzig, Remagen, Bremen, Hünfeld und Unterföhring an. Davon werden 735 Unternehmen profitieren.
Natürlich schläft die Konkurrenz nicht. Der Netzbetreiber envia TEL baut in Zwönitz für Unternehmen ein Glasfasernetz. Zwönitz ist einer der 13 Modellkommunen im Bundesprogramm „Smart Cities“. Die Münchener Stadtwerketochter M-net wird 2020 in 13 Ortsteilen von Vilsbiburg für Surf-Geschwindigkeit bis 300 MBit/s sorgen. Dafür werden auch Gelder aus dem bayerischen Förderprogramm eingesetzt. Das kommt auch dem oberbayerischen Weilheim zugute. Das dortige Breitbandnetz wird mit 2,6 Millionen Euro aus der Bundesförderung, rund 620 000 Euro aus der Landesförderung und mit über 3,5 Millionen Euro an Eigenmitteln der Gemeinde gebaut. Zusätzlich stockt der Bund das Projekt mit weiteren 920 000 Euro auf.
Netzbetreiber envia TEL baut in Zwönitz für Unternehmen ein Glasfasernetz auf. Zwönitz ist einer der 13 Modellkommunen im Bundesprogramm „Smart Cities“.
envia TEL
Von kleinen und großen Netzbetreibern
Ein vorweihnachtliches Geschenk macht die Stiegeler IT den Haushalten in Behla und Hausen vor Wald im Kreis Schwarzwald-Baar. Beide Ortsnetze wurden Anfang Dezember 2019 in Betrieb genommen. Die angeschlossenen Haushalte können nun mit bis zu 400 MBit/s im World Wide Web surfen. Und in Eggingen, direkt an der Grenze zur Schweiz, modernisiert Stiegeler das Netz, nachdem das Unternehmen sechs Wochen zuvor die hochrheinNET aus Küssaberg übernommen hatte. Die bisherige Funk-Anbindung soll durch eine direkte Anbindung an den Glasfaser-Backbone von Stiegeler abgelöst werden.
Was die vermeintlich kleinen Unternehmen der Branche können, kann auch der Große: Die Deutsche Telekom verlegt in Aken (Elbe) 46 Kilometer Glasfaser und stellt bis Ende Oktober 2020 41 Verteiler auf, um 1500 unterversorgten Haushalten Internet mit bis zu 50 MBit/s zu liefern. Wo die Telekom sonst noch im Breitbandausbau aktiv ist, kann in ihrem Unternehmensblog nachgelesen werden.