Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Highspeed-Internet für Stadt und Land

Mitwitz, Hosen­feld oder Dörfles-Esbach klingen nicht nach großer, weiter Welt. Die können sich die Bewohner aber demnächst über Glas­faser­anschlüsse digital in die eigenen vier Wände holen. Dass Netz­betreiber im Glas­faser­ausbau die großen Städte auslassen würden, stimmt auch nicht.
Von Marc Hankmann

Die drei genannten Gemeinden werden von GlasfaserPlus, dem Joint Venture zwischen der Deut­schen Telekom und dem Investor IFM, erschlossen. Darüber hinaus kündigte GlasfaserPlus in den vergan­genen Wochen weitere Ausbau­pro­jekte unter anderem in Anklam, Bebra, Brilon oder Rothen­burg ob der Tauber an. Insge­samt sollen über 60000 Haus­halte einen FTTH-Anschluss erhalten. Das größte Bauvor­haben soll in Bad Kissingen mit 8340 Haus­halten statt­finden. In den meisten Fällen müssen sie sich aber noch gedulden, denn der Baustart erfolgt über­wie­gend erst 2024 oder 2025.

Auch die Telekom selbst kündigte weitere Glas­faser­netze an. In Nürtingen und Vater­stetten sollen bis 2025 jeweils 13.000 Haus­halte ange­schlossen werden. In Magde­burg Fermers­leben und Stadt­feld-Ost will der TK-Konzern 15.000 und in Alsdorf bei Aachen sogar 23.000 Haus­halte mit Glas­faser versorgen. Das sind andere Größen­ord­nungen als die der GlasfaserPlus, die etwa in Pommers­felden für 1300 Haus­halte ein Glas­faser­netz bauen will. Aber auch hier ist die Freude über High­speed-Internet groß. "Dank der Bezu­schus­sung durch den Frei­staat Bayern mit 90 Prozent der förder­fähigen Ausgaben kann die Kommune den nun geplanten Glas­faser­ausbau mit einem über­schau­baren finan­ziellen Aufwand leisten", sagt Gerd Dallner, Erster Bürger­meister von Pommers­felden. Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen Telekom Deutschland (links) und Volkmar Klaußner, Geschäftsführer der Stadtwerke Nürtingen, besiegeln die Kooperation für den Glasfaserausbau Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen Telekom Deutschland (links) und Volkmar Klaußner, Geschäftsführer der Stadtwerke Nürtingen, besiegeln die Kooperation für den Glasfaserausbau
Foto: Stadt Nürtingen
Auch der Erzge­birgs­kreis profi­tiert von der Förde­rung. Der Frei­staat Sachsen finan­ziert hier den Glas­faser­ausbau mit 43,4 Millionen Euro. Das Geld fließt in drei von sechs Ausbau­cluster. Zusammen mit der Förde­rung durch den Bund in Höhe von knapp 74,8 Millionen Euro steht damit die Finan­zie­rung der ersten drei Ausbau­cluster im Land­kreis. Ab dem Herbst 2023 wird envia TEL den Ausbau in den drei Clus­tern parallel beginnen. Insge­samt werden dadurch 29.000 Haus­halte einen Glas­faser­anschluss erhalten. Für die übrigen drei Cluster stehen die Entschei­dungen zu den Förder­bescheiden noch aus, envia TEL rechnet aber damit, dass auch hier noch in diesem Jahr die Bagger anrollen können.

Regio­nale Netz­betreiber gehen in die Gemeinden

Ähnlich wie envia TEL sind viele andere Netz­betreiber regional unter­wegs. So etwa die Thüringer Netkom, die in Kranich­feld und Klett­bach eigen­wirt­schaft­lich rund 8 Millionen Euro für den Glas­faser­ausbau inves­tiert. Damit werden bis 2026 2800 Haus­halte ange­schlossen. In Eckern­förde hat die TNG bereits mit dem Bau ihres Glas­faser­netzes begonnen. Bereits in diesem Sommer sollen die ersten Kunden ihren neuen Anschluss nutzen können. Ab April 2023 will die goetel alle 15 Orte von Haunetal verglasen - voraus­gesetzt die Vorver­mark­tung läuft erfolg­reich.

In Diemel­stadt ist das der Fall gewesen, weshalb goetel hier nun in die Baupla­nung geht. Glei­ches macht die Deut­sche Giga­netz in Lauffen am Neckar und Geisen­heim. Des Weiteren kündigte der Netz­betreiber Koope­rati­ons­ver­ein­barungen mit Altöt­tingen, Messel, Saal­feld, Calbe (Saale), Moss­burg und Eilen­burg an. Solche Verein­barungen schloss auch der baye­rische Netz­betreiber Leonet mit den Gemeinden Senden im Land­kreis Neu-Ulm, Unter­neu­kir­chen und Kastl (Land­kreis Altöt­ting) und Viech­tach (Land­kreis Regen) für über 6000 Haus­halte ab. Jörg Bauer (Bürgermeister Kranichfeld, li.), Franziska Hildebrandt (Bürgermeisterin Klettbach) und Thüringer-Netkom-Geschäftsführer Hendrik Westendorff unterzeichnen die Vereinbarung für den Glasfaserausbau in beiden Gemeinden Jörg Bauer (Bürgermeister Kranichfeld, li.), Franziska Hildebrandt (Bürgermeisterin Klettbach) und Thüringer-Netkom-Geschäftsführer Hendrik Westendorff unterzeichnen die Vereinbarung für den Glasfaserausbau in beiden Gemeinden
Foto: TEAG Thüringer Energie AG
In Flüg­gen­dorf feierte die GlobalConnect zusammen mit Vertre­tern der Gemeinde den offi­ziellen Spaten­stich für den Glas­faser­ausbau, während die Bagger der GVG Glas­faser in Rocken­berg bereits die ersten Gräben ausheben. Das Unter­nehmen kündigte zudem den Vermark­tungs­start in Spei­cher an. In Schön­gei­sing ist er bereits erfolg­reich abge­schlossen worden, sodass hier noch im März 2023 die Tief­bau­arbeiten starten sollen.

Auch in Poppen­richt stehen die ersten Bauab­sper­rungen. Hier verlegt die Deut­sche Giga Access Glas­faser. "Sobald die Bauge­neh­migungen seitens der Gemeinde Sulz­bach-Rosen­berg vorliegen, können auch dort die geplanten Bauar­beiten beginnen und die Bürge­rinnen und Bürger zeitnah mit Hoch­geschwin­dig­keits­internet versorgt werden", sagt Rainer Piroth, CTO der Deut­schen Giga Access.

Neue Glas­faser­anschlüsse in Köln und Wies­baden

Der Eindruck, dass Glas­faser nur auf dem Land gebaut wird, stimmt jedoch nicht ganz. Viele Netz­betreiber meiden zwar die großen Städte, da hier der Wett­bewerb zu DSL und Kabel­internet größer ist als auf dem teils unter­ver­sorgten Land, aber auch in den Metro­polen wird gebaut. NetCologne etwa kündige an, bis 2024 in 22 Kölner Stadt­teilen weitere 50.000 Wohn- und Geschäfts­ein­heiten mit Glas­faser versorgen zu wollen, darunter 18.000 Haus­halte, die von der Stadt im Zuge der Weiße-Flecken-Förde­rung erschlossen werden.

Bereits heute können 72 Prozent der Kölner Bewohner und Unter­nehmen einen Glas­faser­anschluss von NetCologne buchen. "Wir wollen, dass in naher Zukunft alle Kölne­rinnen und Kölner mit schnellem Internet die Vorteile der Digi­tali­sie­rung für sich nutzen können", sagt Timo von Lepel, Geschäfts­führer von NetCologne. In Wies­baden will dies Voda­fone immerhin für 15.000 Haus­halte. Zusammen mit dem Investor Meri­diam baut der TK-Konzern mit Sitz in Düssel­dorf in der hessi­schen Landes­haupt­stadt bis Ende 2024 Glas­faser­anschlüsse.

In einer weiteren Meldung geht es um das Thema: Bauschäden durch Deut­sche Glas­faser - hier melden.

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