Breitbandausbau

Glasfaser: Großprojekte sind die Ausnahme

Bis 2030 soll jeder Haus­halt einen Glas­faser­anschluss besitzen. Ausbau­vor­haben mit über 10.000 Haus­halten stehen viele kleine Projekte mit gerade einmal ein paar hundert Haus­halten gegen­über.
Von Marc Hankmann

Begonnen hat die Telekom auf der Frau­eninsel, bzw. an den Ufern des Chiem­sees, bereits im Jahr 2018. Das tech­nisch anspruchs­volle Projekt wurden dann durch die Coro­napan­demie unter­bro­chen, konnte nun aber beendet werden. Zuletzt wurden noch drei Häuser auf der Frau­eninsel ange­schlossen - passend zum Beginn der Oster­ferien. Seit Anfang April haben die Frem­den­ver­kehrs­betriebe auf der Frau­eninsel wieder geöffnet und die Touristen strömen auf die bekann­teste der drei Inseln im Chiemsee. Für die Bewohner gehören die einst­mals maxi­malen 6 MBit/s endgültig der Vergan­gen­heit an.

In Altdorf nördlich von München feierte die Deutsche Telekom mit Vertretern der Kommune und des Tiefbauers den offiziellen Spatenstich für den Glasfaserausbau In Altdorf nördlich von München feierte die Deutsche Telekom mit Vertretern der Kommune und des Tiefbauers den offiziellen Spatenstich für den Glasfaserausbau
Foto: Deutsche Telekom
Norma­ler­weise errei­chen die Ausbau­pro­jekte der Telekom mehrere tausend Haus­halte, wie etwa in den Berliner Stadt­teilen Marzahn (10.100 Haus­halte und Unter­nehmen) und Reini­cken­dorf (32.000 Haus­halte und Unter­nehmen) – so zumin­dest die Ankün­digung aus Bonn. Konkreter wird die Telekom in Wuppertal-Elber­feld. Dort sollen für den Anschluss von 8900 Haus­halten ab dem dritten Quartal 2023 die Bagger anrollen. Die ersten Haus­halte in Moos­burg und in Eppel­heim sollen dagegen ihre Glas­faser­anschlüsse bereits „in wenigen Wochen“ nutzen können. In Moos­burg baut die Telekom ein Glas­faser­netz für 9000, in Eppel­heim für 8000 Haus­halte. Beide Projekte werden aber voraus­sicht­lich noch bis zum Sommer 2024 andauern. Dagegen hat der Ausbau der Telekom in Altdorf nörd­lich von München gerade erst begonnen. Bis Ende 2025 wollen die Bonner hier 6000 Haus­halte anschließen.

Glas­faser aus allen Himmels­rich­tungen

Ausbau­pro­jekte dieser Größen­ord­nung sind aber die Ausnahme. Im Glas­faser­markt tummeln sich viele kleine und mittel­stän­dische Anbieter. Seit Jahren verglast etwa htp Gemeinden in der Region Hannover. Nun steht der Ausbau in vier Orts­teilen der Gemeinde Holle an. Derne­burg hat die Vermark­tungs­quote von 50 Prozent bereits erreicht, mit 60 Prozent sogar deut­lich über­schritten. Ab dem Sommer 2023 beginnen die Bauar­beiten. Hacken­stedt, Heersum und Luttrum sollen folgen. Noch weiter im Norden, nämlich an der Ostsee, liegt Eckern­förde. Anfang März 2023 hat die TNG Stadt­netz GmbH die Tief­bau­arbeiten für das geplante Glas­faser­netz aufge­nommen. Bereits im kommenden Sommer sollen die ersten Haus­halte ihre neuen Inter­net­anschlüsse nutzen können.

"Moin Zukunft" heißt es in Eckernförde. Das Ostseebad erhält von der TNG ein Glasfasernetz. "Moin Zukunft" heißt es in Eckernförde. Das Ostseebad erhält von der TNG ein Glasfasernetz.
Foto: TNG Stadtnetz GmbH
Im Osten Deutsch­lands sorgt envia TEL für schnelles Internet. Das jüngste Projekt des Netz­betrei­bers aus Mark­klee­berg bei Leipzig startet im ersten Quartal 2024 in Markran­städt. Die Vorver­mark­tung wurde im März 2023 erfolg­reich abge­schlossen. „Kurz vor dem Ende der Vorver­mark­tung wurde die erfor­der­liche Betei­ligungs­quote von 35 Prozent erreicht“, erklärt envia-TEL-Geschäfts­führer Stephan Drescher. Jetzt geht es in die Ausfüh­rungs- und Geneh­migungs­pla­nung. Dagegen ist DNS:NET in Stahns­dorf im Land­kreis Potsdam-Mittel­mark schon weiter: Hier hat der Netz­betreiber in den Orts­teilen Sputen­dorf, Schen­ken­horst und Güter­felde die Haus­anschlüsse akti­viert und liefert zurzeit die Modems aus.

Die NetCom BW ist hingegen im Südwesten der Repu­blik unter­wegs. In Erolz­heim (1240 Haus­halte) und Hirsch­berg an der Berg­straße (2500 Haus­halte) hat der Netz­betreiber die Vorver­mark­tung gestartet. Zudem nahm NetCom BW Ende März 2023 für 256 bis dato unter­ver­sorgte Haus­halte in Mittel­urbach, Hittis­weiler, Mennis­weiler, Ehrens­berg und Bäuerle das Glas­faser­netz in Betrieb. Fährt man von hier zwei Stunden mit dem Auto, kommt man nach Tauf­kir­chen im Süden Münchens. Hier wurde Ende März 2023 der offi­zielle Spaten­stich für den Glas­faser­ausbau gefeiert. Der baye­rische Netz­betreiber Leonet wird 272 unter­ver­sorgte Haus­halte und 35 Gewerbe anschließen. Im Sommer 2024 soll das Projekt abge­schlossen sein. Dann wäre Tauf­kir­chen zu 100 Prozent mit Glas­faser versorgt. Was die Telekom kann, können auch andere.

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