Breitbandausbau

FTTH-Ausbau: Telekom-Joint-Ventures drücken aufs Tempo

Dass die Deut­sche Telekom in Sachen Marke­ting- und Vertriebs­power ihres­glei­chen sucht, ist nicht neu. Aller­dings holt nun GlasfaserPlus, das Joint Venture des Ex-Mono­polisten mit dem austra­lischen Pensi­ons­fonds IFM Inves­tors, zum großen Schlag aus.
Von Marc Hankmann

Nachdem bereits die Deut­sche GigaNetz ihr Ausbau­tempo erhöhen will, schaltet jetzt auch GlasfaserPlus den Turbo ein. Mitte Juni 2023 star­tete das Joint Venture in 31 Kommunen die Vorre­gis­trie­rung für einen Glas­faser­anschluss. Knapp 100.000 Haus­halte können sich für einen kosten­losen FTTH-Anschluss regis­trieren. Eine Vorbe­rei­tung in diesen Ausmaßen hat es bislang im Glas­faser­ausbau noch nicht gegeben. Darüber hinaus kündigte das Joint Venture weitere Ausbau­pro­jekte für 2024 in Bad Lieben­stein, Havel­berg und Bachr­feld-Immel­born an. In Weißen­thurm wurde indes der offi­zielle Spaten­stich für den Glas­faser­ausbau gefeiert. Davon sollen in der Gemeinde im Land­kreis Mayen-Koblenz 4350 Haus­halte profi­tieren. Für den Glasfaserausbau in Kassel und der Nachbarkommune Vellmar kooperiert die Deutsche Telekom mit der Städtischen Werke Netz + Service GmbH (NSG) Für den Glasfaserausbau in Kassel und der Nachbarkommune Vellmar kooperiert die Deutsche Telekom mit der Städtischen Werke Netz + Service GmbH (NSG)
Foto: Städtische Werke Netz + Service GmbH/Bernd Schoelzchen
Das zweite Joint Venture der Telekom, die Glas­faser Nord­west, hat mit dem Netz­ausbau in Munster begonnen. Durch den Ausbau erhalten 2900 Haus­halte in der schleswig-holstei­nischen Stadt einen FTTH-Anschluss. Darüber hinaus erwei­tert das Joint Venture zwischen Telekom und EWE das Ausbau­volumen in Quaken­brück und in Nord­horn. Mit dem Ausbau des Glas­faser­netzes im Südosten und Südwesten von Quaken­brück verdop­pelt sich die Zahl der Glas­faser­anschlüsse auf mehr als 6000. In Nord­horn kommen über 1800 Haus­halte hinzu, sodass das Ausbau­volumen hier auf rund 16.500 Haus­halte ansteigt.

Die Telekom selbst will den eigenen Joint Ventures in nichts nach­stehen. Die Bonner bauen in Maintal für 14.400 Haus­halte Glas­faser­anschlüsse. Derzeit rollen die Bagger durch den Stadt­teil Bischofs­heim. Glei­ches passiert in Wuppertal-Elber­feld. Bis Mitte 2024 baut die Telekom hier für 8900 Haus­halte ein Glas­faser­netz. Dafür werden 130 Kilo­meter Glas­faser verlegt und 38 Verteiler aufge­stellt. In Kassel und Vellmar koope­riert die Telekom mit der Städ­tischen Werke Netz + Service GmbH (NSG). In den kommenden zehn Jahren werden über 142.000 Haus­halte ans neue FTTH-Netz ange­bunden. Den Ausbau für die rund 40.000 Gebäude hat die NSG bereits begonnen. Das Netz wird ab 2024 sukzes­sive auch für die Telekom nutzbar sein.

DNS:Net erschließt die Altmark

Die Deut­sche GigaNetz lässt ihrer anfangs erwähnten Ankün­digung Taten folgen. Im Ruhr­gebiet haben die Kommunen Kamen, Bönen und Berg­kamen eine Koope­rati­ons­ver­ein­barung mit dem Hamburger Netz­betreiber unter­schrieben. Dabei wird die Deut­sche GigaNetz mit dem Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen HeLi Net und den GSW Gemein­schafts­stadt­werken zusam­men­arbeiten. Auch Herdecke, eben­falls im Ruhge­biet liegend, sowie in Lehrte nahe Hannover, in Mainz und im ober­baye­rischen Piding hat die Deut­sche GigaNetz Koope­rationen mit den Kommunen für den Bau von FTTH-Anschlüssen unter­schrieben. Der Arendseer Bürgermeister Norman Klebe überzeugte sich vor Ort vom Baufortschritt. Hier baut DNS:NET für 2000 Haushalte ein FTTH-Netz. Der Arendseer Bürgermeister Norman Klebe überzeugte sich vor Ort vom Baufortschritt. Hier baut DNS:NET für 2000 Haushalte ein FTTH-Netz.
Foto: DNS:NET
Allein können Deut­sche GigaNetz und Telekom, auch zusammen mit ihren Joint Ventures, den Glas­faser­ausbau in Deutsch­land nicht stemmen. Dafür braucht es die vielen regio­nalen, mittel­stän­dischen Netz­betreiber, wie etwa die DNS:NET. Der Netz­betreiber schloss unlängst die letzten Arbeiten für 46 Kilo­meter Tiefbau im Luft­kurort Arendsee im Altmark­kreis Salz­wedel ab. Die FTTH-Anschlüsse für 2000 Haus­halte rücken immer näher. Zudem übergab der Zweck­ver­band Altmark einen tech­nischen Standort, den soge­nannten PoP (Point of Presence), an DNS:NET. Der Netz­betreiber wird in den kommenden Wochen über den PoP 750 Haus­anschlüsse in elf Ortschaften mit High­speed-Internet versorgen.

Ausbau­vor­haben von UGG, Plusnet, Deut­sche Giga Access und M-net

Weitere Glas­faser­pro­jekte star­teten zum Beispiel in Hausach im Schwarz­wald oder in Bad Honnef. Hausach erhält ein flächen­deckendes Glas­faser­netz von Unsere grüne Glas­faser. In Bad Honnef feierte Plusnet zusammen mit Vertre­tern der Stadt im Gewer­bege­biet Rott­bitze den offi­ziellen Start­schuss. Hier erhalten 56 Unter­nehmen einen Glas­faser­anschluss. Ein weiterer Spaten­stich erfolgte südwest­lich von Mainz in Horr­weiler und Wolfs­heim. Dort baut die Deut­sche Giga Access in Koope­ration mit West­con­nect und BBV Deutsch­land ein Glas­faser­netz. Die Bauar­beiten sollen bis Jahres­ende abge­schlossen sein.

Auch in Bad Karls­hafen im Land­kreis Kassel stehen die Bauar­beiten für ein Glas­faser­netz kurz bevor. Der Netz­betreiber Goetel kündigte an, in der letzten Juni­woche die Bagger anrollen zu lassen. Außerdem wird Goetel Lich­ten­hagen und Ludolfs­hausen im Land­kreis Göttingen sowie alle 15 Orts­teile von Wald­kappel im Werra-Meißner-Kreis mit Glas­faser erschließen. Glei­ches hat der baye­rische Netz­betreiber Leonet in Aschau am Inn vor. Der Koope­rati­ons­ver­trag mit der Gemeinde im Land­kreis Mühl­dorf sieht vor, dass auf einer Trasse mit 29 Kilo­metern Länge Glas­faser verlegt wird. Dadurch erhalten 500 Haus­halte einen FTTH-Anschluss. Vertreter von M-net, der miecom-Netzservice und der Gemeinden Holzheim, Glött und Markt Aislingen unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung für den Glasfaserausbau Vertreter von M-net, der miecom-Netzservice und der Gemeinden Holzheim, Glött und Markt Aislingen unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung für den Glasfaserausbau
Foto: M-net
Ein wich­tiger Baustein für den Glas­faser­ausbau sind auch die zahl­rei­chen Stadt­werke bzw. deren Tele­kom­muni­kati­ons­töchter. Dazu zählt auch die M-net. Das Toch­ter­unter­nehmen der Münchener Stadt­werke erwei­tert gemeinsam mit dem regio­nalen Netz­betreiber miecom-Netz­ser­vice die Glas­faser­netze in den Gemeinden Holz­heim und Glött sowie im Markt Aislingen im schwä­bischen Land­kreis Dillingen an der Donau. Davon profi­tieren 1900 Haus­halte. Die Bauar­beiten für den FTTH-Ausbau sollen im zweiten Quartal 2023 starten und werden voraus­sicht­lich zwei Jahre in Anspruch nehmen.

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