FTTH-Ausbau: Telekom-Joint-Ventures drücken aufs Tempo
Nachdem bereits die Deutsche GigaNetz ihr Ausbautempo erhöhen will, schaltet jetzt auch GlasfaserPlus den Turbo ein. Mitte Juni 2023 startete das Joint Venture in 31 Kommunen die Vorregistrierung für einen Glasfaseranschluss. Knapp 100.000 Haushalte können sich für einen kostenlosen FTTH-Anschluss registrieren. Eine Vorbereitung in diesen Ausmaßen hat es bislang im Glasfaserausbau noch nicht gegeben. Darüber hinaus kündigte das Joint Venture weitere Ausbauprojekte für 2024 in Bad Liebenstein, Havelberg und Bachrfeld-Immelborn an. In Weißenthurm wurde indes der offizielle Spatenstich für den Glasfaserausbau gefeiert. Davon sollen in der Gemeinde im Landkreis Mayen-Koblenz 4350 Haushalte profitieren.
Für den Glasfaserausbau in Kassel und der Nachbarkommune Vellmar kooperiert die Deutsche Telekom mit der Städtischen Werke Netz + Service GmbH (NSG)
Foto: Städtische Werke Netz + Service GmbH/Bernd Schoelzchen
Das zweite Joint Venture der Telekom, die Glasfaser Nordwest, hat mit dem Netzausbau in Munster begonnen. Durch den Ausbau erhalten 2900 Haushalte in der schleswig-holsteinischen Stadt einen FTTH-Anschluss. Darüber hinaus erweitert das Joint Venture zwischen Telekom und EWE das Ausbauvolumen in Quakenbrück und in Nordhorn. Mit dem Ausbau des Glasfasernetzes im Südosten und Südwesten von Quakenbrück verdoppelt sich die Zahl der Glasfaseranschlüsse auf mehr als 6000. In Nordhorn kommen über 1800 Haushalte hinzu, sodass das Ausbauvolumen hier auf rund 16.500 Haushalte ansteigt.
Die Telekom selbst will den eigenen Joint Ventures in nichts nachstehen. Die Bonner bauen in Maintal für 14.400 Haushalte Glasfaseranschlüsse. Derzeit rollen die Bagger durch den Stadtteil Bischofsheim. Gleiches passiert in Wuppertal-Elberfeld. Bis Mitte 2024 baut die Telekom hier für 8900 Haushalte ein Glasfasernetz. Dafür werden 130 Kilometer Glasfaser verlegt und 38 Verteiler aufgestellt. In Kassel und Vellmar kooperiert die Telekom mit der Städtischen Werke Netz + Service GmbH (NSG). In den kommenden zehn Jahren werden über 142.000 Haushalte ans neue FTTH-Netz angebunden. Den Ausbau für die rund 40.000 Gebäude hat die NSG bereits begonnen. Das Netz wird ab 2024 sukzessive auch für die Telekom nutzbar sein.
DNS:Net erschließt die Altmark
Die Deutsche GigaNetz lässt ihrer anfangs erwähnten Ankündigung Taten folgen. Im Ruhrgebiet haben die Kommunen Kamen, Bönen und Bergkamen eine Kooperationsvereinbarung mit dem Hamburger Netzbetreiber unterschrieben. Dabei wird die Deutsche GigaNetz mit dem Telekommunikationsunternehmen HeLi Net und den GSW Gemeinschaftsstadtwerken zusammenarbeiten. Auch Herdecke, ebenfalls im Ruhgebiet liegend, sowie in Lehrte nahe Hannover, in Mainz und im oberbayerischen Piding hat die Deutsche GigaNetz Kooperationen mit den Kommunen für den Bau von FTTH-Anschlüssen unterschrieben.
Der Arendseer Bürgermeister Norman Klebe überzeugte sich vor Ort vom Baufortschritt. Hier baut DNS:NET für 2000 Haushalte ein FTTH-Netz.
Foto: DNS:NET
Allein können Deutsche GigaNetz und Telekom, auch zusammen mit ihren Joint Ventures, den Glasfaserausbau in Deutschland nicht stemmen. Dafür braucht es die vielen regionalen, mittelständischen Netzbetreiber, wie etwa die DNS:NET. Der Netzbetreiber schloss unlängst die letzten Arbeiten für 46 Kilometer Tiefbau im Luftkurort Arendsee im Altmarkkreis Salzwedel ab. Die FTTH-Anschlüsse für 2000 Haushalte rücken immer näher. Zudem übergab der Zweckverband Altmark einen technischen Standort, den sogenannten PoP (Point of Presence), an DNS:NET. Der Netzbetreiber wird in den kommenden Wochen über den PoP 750 Hausanschlüsse in elf Ortschaften mit Highspeed-Internet versorgen.
Ausbauvorhaben von UGG, Plusnet, Deutsche Giga Access und M-net
Weitere Glasfaserprojekte starteten zum Beispiel in Hausach im Schwarzwald oder in Bad Honnef. Hausach erhält ein flächendeckendes Glasfasernetz von Unsere grüne Glasfaser. In Bad Honnef feierte Plusnet zusammen mit Vertretern der Stadt im Gewerbegebiet Rottbitze den offiziellen Startschuss. Hier erhalten 56 Unternehmen einen Glasfaseranschluss. Ein weiterer Spatenstich erfolgte südwestlich von Mainz in Horrweiler und Wolfsheim. Dort baut die Deutsche Giga Access in Kooperation mit Westconnect und BBV Deutschland ein Glasfasernetz. Die Bauarbeiten sollen bis Jahresende abgeschlossen sein.
Auch in Bad Karlshafen im Landkreis Kassel stehen die Bauarbeiten für ein Glasfasernetz kurz bevor. Der Netzbetreiber Goetel kündigte an, in der letzten Juniwoche die Bagger anrollen zu lassen. Außerdem wird Goetel Lichtenhagen und Ludolfshausen im Landkreis Göttingen sowie alle 15 Ortsteile von Waldkappel im Werra-Meißner-Kreis mit Glasfaser erschließen. Gleiches hat der bayerische Netzbetreiber Leonet in Aschau am Inn vor. Der Kooperationsvertrag mit der Gemeinde im Landkreis Mühldorf sieht vor, dass auf einer Trasse mit 29 Kilometern Länge Glasfaser verlegt wird. Dadurch erhalten 500 Haushalte einen FTTH-Anschluss.
Vertreter von M-net, der miecom-Netzservice und der Gemeinden Holzheim, Glött und Markt Aislingen unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung für den Glasfaserausbau
Foto: M-net
Ein wichtiger Baustein für den Glasfaserausbau sind auch die zahlreichen Stadtwerke bzw. deren Telekommunikationstöchter. Dazu zählt auch die M-net. Das Tochterunternehmen der Münchener Stadtwerke erweitert gemeinsam mit dem regionalen Netzbetreiber miecom-Netzservice die Glasfasernetze in den Gemeinden Holzheim und Glött sowie im Markt Aislingen im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau. Davon profitieren 1900 Haushalte. Die Bauarbeiten für den FTTH-Ausbau sollen im zweiten Quartal 2023 starten und werden voraussichtlich zwei Jahre in Anspruch nehmen.