Glasfaserausbau: Niedersachsen auf Kooperationskurs
Während sich die niedersächsische Landesregierung in den Kooperationsvereinbarungen für Entbürokratisierung bei Genehmigungsverfahren, eine schlanke Regulierung und fairen Wettbewerb einsetzt, sagen die Netzbetreiber im Gegenzug den eigenwirtschaftlichen Bau von Glasfasernetzen zu und sichern der Regierung Transparenz bei ihren Projekten zu.
Glasfaser Nordwest ist nach eigenen Angaben in 27 von 45 niedersächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten aktiv. Das Joint Venture von Deutscher Telekom und EWE hat bereits 400.000 Glasfaseranschlüsse gebaut und will in Niedersachsen weitere 400.000 Anschlüsse realisieren. Die Deutsche Glasfaser will bis 2027 insgesamt 950.000 Glasfaseranschlüsse errichten. Davon sind 450.000 bereits fertig und aktuell 110.000 im Bau.
Wollen den eigenwirtschaftlichen Ausbau mit der Vereinbarung vorantreiben (v. l. n. r.): Arnold Diekmann und Andreas Mayer, die beiden Geschäftsführer der Glasfaser Nordwest, sowie Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies
Foto: Glasfaser Nordwest
Die Deutsche GigaNetz steht in Niedersachsen indes noch ziemlich am Anfang. „In Lehrte findet derzeit bereits unsere erste Vermarktung statt“, erklärt Norbert Peters, Regionalleiter Nord der Deutschen GigaNetz. „Mit Bad Gandersheim, Rinteln und fünf Städten im Landkreis Goslar haben wir jüngst Kooperationsverträge geschlossen.“ Wie viele Anschlüsse die GigaNetz errichten wird, teilte sie nicht mit.
Aber auch mit dem Engagement dieser drei Netzbetreiber stellt sich die Frage, ob es Niedersachsen bis 2030 gelingen wird, jedem Haushalt einen Glasfaseranschluss bereitzustellen. Die Netzbetreiber wollen eigenwirtschaftlich ausbauen, d. h., die Haushalte, die auf die Förderung aus Hannover angewiesen sind, werden zunächst einmal weiter warten müssen.
Derweil lässt Glasfaser Nordwest weiter die Bagger anrollen. In den vergangenen Wochen aber vornehmlich in Nordrhein-Westfalen. In Bad Salzuflen wurde das Glasfaserprojekt um 5600 auf mehr als 8800 Haushalte erweitert. Auch in Detmold kommen 6100 Haushalte hinzu, sodass die Glasfaser Nordwest dort für insgesamt 17.600 Haushalte Glasfaseranschlüsse bauen will. Noch größer ist das Ausbauvorhaben in Paderborn, von dem 35.000 Haushalte profitieren sollen. Jüngst nahm Glasfaser Nordwest auch Paderborn Schloss Neuhaus West und Paderborn Ost mit insgesamt 6000 Haushalten hinzu.
Kabelnetzbetreiber setzen vermehrt auf Glasfaser
Ebenfalls in NRW ist Vodafone aktiv, genauer gesagt tief im Westen: In Gronau errichtet Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber zusammen mit den Stadtwerken Gronau in 15 Ausbau-Clustern ein Glasfasernetz für rund 22.000 Haushalte. Die ersten Kunden sind bereits aktiviert. In sechs Clustern ist der Tiefbau abgeschlossen, in weiteren vier Gebieten haben die Baumaßnahmen begonnen. Und in den letzten fünf Clustern findet derzeit die Vorvermarktung bis Mitte November statt.
Bis Ende 2025 soll die gesamte Infrastrukturmaßnahme abgeschlossen sein. Auch die Nummer Zwei im Kabelnetzmarkt, Tele Columbus, kann Glasfaser. Unter der Marke PŸUR baut Tele Columbus zusammen mit der Halberstädter Wohnungsgesellschaft mbH (HaWoGe) und der Wohnungsbaugenossenschaft Halberstadt für 6700 Haushalte FTTH-Anschlüsse.
NetCologne und Westconnect wollen in Kerpen-Horrem für 35000 Privathaushalte und 3000 Unternehmen FTTH-Anschlüsse bauen
Foto: NetCologne
Auch NetCologne, Tochtergesellschaft der Stadtwerke Köln, betreibt Kabelnetze. Doch auch NetCologne setzt auf Glasfaser. In Bonn-Lessenich und Duisdorf-Nord, dem ersten von insgesamt drei Ausbau-Clustern, hat der Netzbetreiber zusammen mit Westconnect den Bau eines Glasfasernetzes gestartet. Insgesamt wird sich das FTTH-Netz über acht Bonner Stadtteile erstrecken und 50.000 Menschen mit Highspeed-Internet versorgen. Ein weiteres Gemeinschaftsprojekt zwischen NetCologne und Westconnect startet derweil in Kerpen-Horrem. Dort bauen beide ein FTTH-Netz für 35.000 Privathaushalte und 3000 Unternehmen.
Mieter können entscheiden, ob sie nach dem 30. Juni 2024 weiterhin Kabel-TV beziehen wollen. Vodafone will natürlich so viele Mieter wie möglich als Kunden behalten.