Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Niedersachsen auf Kooperationskurs

Nieder­sachsen ist aus der Co-Finan­zie­rung der Bundes­breit­band­för­derung ausge­stiegen. Mit der Deut­schen Glas­faser und der Glas­faser Nord­west wurden daraufhin Koope­rati­ons­ver­ein­barung getroffen, die den Ausbau voran­treiben sollen. Nun kommt auch die Deut­sche GigaNetz hinzu.
Von Marc Hankmann

Während sich die nieder­säch­sische Landes­regie­rung in den Koope­rati­ons­ver­ein­barungen für Entbü­rokra­tisie­rung bei Geneh­migungs­ver­fahren, eine schlanke Regu­lie­rung und fairen Wett­bewerb einsetzt, sagen die Netz­betreiber im Gegenzug den eigen­wirt­schaft­lichen Bau von Glas­faser­netzen zu und sichern der Regie­rung Trans­parenz bei ihren Projekten zu.

Glas­faser Nord­west ist nach eigenen Angaben in 27 von 45 nieder­säch­sischen Land­kreisen und kreis­freien Städten aktiv. Das Joint Venture von Deut­scher Telekom und EWE hat bereits 400.000 Glas­faser­anschlüsse gebaut und will in Nieder­sachsen weitere 400.000 Anschlüsse reali­sieren. Die Deut­sche Glas­faser will bis 2027 insge­samt 950.000 Glas­faser­anschlüsse errichten. Davon sind 450.000 bereits fertig und aktuell 110.000 im Bau. Wollen den eigenwirtschaftlichen Ausbau mit der Vereinbarung vorantreiben (v. l. n. r.): Arnold Diekmann und Andreas Mayer, die beiden Geschäftsführer der Glasfaser Nordwest, sowie Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies Wollen den eigenwirtschaftlichen Ausbau mit der Vereinbarung vorantreiben (v. l. n. r.): Arnold Diekmann und Andreas Mayer, die beiden Geschäftsführer der Glasfaser Nordwest, sowie Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies
Foto: Glasfaser Nordwest
Die Deut­sche GigaNetz steht in Nieder­sachsen indes noch ziem­lich am Anfang. „In Lehrte findet derzeit bereits unsere erste Vermark­tung statt“, erklärt Norbert Peters, Regio­nal­leiter Nord der Deut­schen GigaNetz. „Mit Bad Ganders­heim, Rinteln und fünf Städten im Land­kreis Goslar haben wir jüngst Koope­rati­ons­ver­träge geschlossen.“ Wie viele Anschlüsse die GigaNetz errichten wird, teilte sie nicht mit.

Aber auch mit dem Enga­gement dieser drei Netz­betreiber stellt sich die Frage, ob es Nieder­sachsen bis 2030 gelingen wird, jedem Haus­halt einen Glas­faser­anschluss bereit­zustellen. Die Netz­betreiber wollen eigen­wirt­schaft­lich ausbauen, d. h., die Haus­halte, die auf die Förde­rung aus Hannover ange­wiesen sind, werden zunächst einmal weiter warten müssen.

Derweil lässt Glas­faser Nord­west weiter die Bagger anrollen. In den vergan­genen Wochen aber vornehm­lich in Nord­rhein-West­falen. In Bad Salzu­flen wurde das Glas­faser­pro­jekt um 5600 auf mehr als 8800 Haus­halte erwei­tert. Auch in Detmold kommen 6100 Haus­halte hinzu, sodass die Glas­faser Nord­west dort für insge­samt 17.600 Haus­halte Glas­faser­anschlüsse bauen will. Noch größer ist das Ausbau­vor­haben in Pader­born, von dem 35.000 Haus­halte profi­tieren sollen. Jüngst nahm Glas­faser Nord­west auch Pader­born Schloss Neuhaus West und Pader­born Ost mit insge­samt 6000 Haus­halten hinzu.

Kabel­netz­betreiber setzen vermehrt auf Glas­faser

Eben­falls in NRW ist Voda­fone aktiv, genauer gesagt tief im Westen: In Gronau errichtet Deutsch­lands größter Kabel­netz­betreiber zusammen mit den Stadt­werken Gronau in 15 Ausbau-Clus­tern ein Glas­faser­netz für rund 22.000 Haus­halte. Die ersten Kunden sind bereits akti­viert. In sechs Clus­tern ist der Tiefbau abge­schlossen, in weiteren vier Gebieten haben die Baumaß­nahmen begonnen. Und in den letzten fünf Clus­tern findet derzeit die Vorver­mark­tung bis Mitte November statt.

Bis Ende 2025 soll die gesamte Infra­struk­tur­maß­nahme abge­schlossen sein. Auch die Nummer Zwei im Kabel­netz­markt, Tele Columbus, kann Glas­faser. Unter der Marke PŸUR baut Tele Columbus zusammen mit der Halber­städter Wohnungs­gesell­schaft mbH (HaWoGe) und der Wohnungs­bau­genos­sen­schaft Halber­stadt für 6700 Haus­halte FTTH-Anschlüsse. NetCologne und Westconnect wollen in Kerpen-Horrem für 35000 Privathaushalte und 3000 Unternehmen FTTH-Anschlüsse bauen NetCologne und Westconnect wollen in Kerpen-Horrem für 35000 Privathaushalte und 3000 Unternehmen FTTH-Anschlüsse bauen
Foto: NetCologne
Auch NetCologne, Toch­ter­gesell­schaft der Stadt­werke Köln, betreibt Kabel­netze. Doch auch NetCologne setzt auf Glas­faser. In Bonn-Lesse­nich und Duis­dorf-Nord, dem ersten von insge­samt drei Ausbau-Clus­tern, hat der Netz­betreiber zusammen mit West­con­nect den Bau eines Glas­faser­netzes gestartet. Insge­samt wird sich das FTTH-Netz über acht Bonner Stadt­teile erstre­cken und 50.000 Menschen mit High­speed-Internet versorgen. Ein weiteres Gemein­schafts­pro­jekt zwischen NetCologne und West­con­nect startet derweil in Kerpen-Horrem. Dort bauen beide ein FTTH-Netz für 35.000 Privat­haus­halte und 3000 Unter­nehmen.

Mieter können entscheiden, ob sie nach dem 30. Juni 2024 weiterhin Kabel-TV beziehen wollen. Voda­fone will natür­lich so viele Mieter wie möglich als Kunden behalten.

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