Tonkunst

Klassische Musik bei Streaming-Diensten

Gestreamt wird nicht nur Pop oder andere moderne Richtungen, sondern auch klassische Musik. Aber Audiophile haben anspruchsvolle Hörgewohnheiten. Wir haben daher drei große Dienste getestet und erlebten Überraschungen.
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Google Play Music im Klassik-Check

Google erfreut zunächst durch eine sehr große Auswahl an Werken, die sich mit Spotify messen kann. Fast alle Referenz­aufnahmen wurden gefunden. Fehler oder Lücken zeigten sich nur vereinzelt.

Bei den Metadaten zeigt sich ein Bild wie bei den anderen Diensten. Gerade bei Kompilationen ist oft unklar, wer Solist, Dirigent oder Komponist ist. Nur letzteres lässt sich durch das Anhören des Werks bestimmen. Gelegentlich kapituliert die Datenbank und verzeichnet "verschiedene Interpreten" als ausführende Musiker. Immerhin bietet Google Play Music seinen Nutzern bei manchen Alben die Möglichkeit, die Metadaten zu bearbeiten. Bei den Zeit­angaben wird oftmals unterschieden zwischen Erst­veröffentlichungs­datum, Aufnahme- oder Produktions­datum und dem Datum der Listung bei Play Music (ausgegeben als "Erschienen"). Allerdings versteckt sich manches Aufnahmedatum in der Titelzeile. Google Play Music hat vergleichsweise große Coverbilder. Angezeigt werden nur 250 mal 250 Pixel, hinterlegt sind sie mit 300 mal 300 Pixeln. Weitere Informationen zu den Künstlern wie Biographien sind sehr spärlich.

Suchfunktion und Rubriken

Google Play Music im Browser Pop als Teil des Klassik-Genres: Die Rubrik "Top-Alben" enthält hilfreiche und weniger hilfreiche Überraschungen.
Screenshot: teltarif.de
Auf Suchfunktionen versteht sich Google. Daher fanden wir mit jeder Anfrage schnell die gewünschte Aufnahme. Google hat jedoch wie die anderen Anbieter auch zum Genre "Klassik" keine Untergenres gebildet. Gerade hier wäre dies jedoch angebracht. Zudem hätte Google nach Epochen, Werks­gattungen oder Besetzungen sortieren können. Orientierung bieten die voreingestellten Sortierungen "Neuerscheinungen" sowie - wenig passend - "TOP-Alben" und "TOP-Songs". Ob es sich hier um eine kuratierte Auswahl handelt oder ob der Auswahl echte Klickzahlen zugrunde liegen, erfährt der Nutzer nicht.

Qualität und Referenzaufnahmen

Die Datenrate beträgt bis zu 320 kBit/s. Es gibt keine Angaben zu den niedrigeren Stufen. Die Referenz­aufnahmen wurden fast alle gefunden. Auch bei Google Play Music bestand das Problem, dass man wissen muss, wonach man sucht und wie das Cover des Albums aussieht. Auch Werke eher unbekannterer Künstler sind gelistet, hier wird die Auswahl jedoch deutlich dünner. Wie bei Spotify fehlt auch bei Google Play Music die Einspielung der Brahms-Symphonien unter Simon Rattle. Die Referenz­aufnahme unter Herbert von Karajan ist hingegen vorhanden, allerdings ist anstatt 1978 als Einspielungsjahr 2009 angegeben. Da lebte Karajan seit 20 Jahren nicht mehr. Vom exzentrischen Bruckner-Interpreten Celibidache sind einige Konzert­mitschnitte gelistet, die 6. Symphonie sucht man allerdings, wie bei anderen Streaming-Diensten auch, vergebens. Und Google patzt bei der Listung einer Einspielung von Bruckners 4. Symphonie mit den Berliner Philharmonikern unter Riccardo Muti: Sie ist mit "Sergiu Celibidache" getaggt. Auch seltenere Aufnahmen wie "Ariane et Barbe-Bleue" von Paul Dukas sind vorhanden. Insgesamt besteht Google Play Music unseren Benchmark mit Referenz­aufnahmen leicht besser als Spotify.

Sonstige Funktionen

Es können nur ganze Alben oder Playlisten heruntergeladen werden, nicht einzelne Titel. Wird ein Album der eigenen Musik­sammlung hinzugefügt, erscheint es geräteübergreifend sofort im entsprechenden Ordner. Kurios erscheint, dass trotz eines bestehenden Abonnements Alben und einzelne Titel gekauft werden können. Nutzer sollten hier auf keine falsche Schalt­fläche klicken. Nahtloses Abspielen bietet Google Play Music nicht. Daher ist beim Streamen der Alpensymphonie von Strauss zwischen den Sätzen ein Aussetzer zu hören. Leider ist dies allerdings auch beim Abspielen des herunter­geladenen Albums der Fall. Die Pause dauert zwar nur einen Bruchteil einer Sekunde, stört jedoch den Musikfluss.

Auf der vierten und letzten Seite lesen Sie unseren Eindruck zum jüngsten Dienst: Apple Music.

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