Neuausrichtung

Verlust: Microsoft muss Nokia-Übernahme verdauen

Die Übernahme von Nokia führt Microsoft in die Verlustzone. Trotzdem läuft das Geschäft dennoch besser als erwartet - Einzelheiten dazu lesen Sie in unserer Meldung.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Die Übernahme von Nokia führt Microsoft in die Verlustzone. Die Übernahme von Nokia führt Microsoft in die Verlustzone.
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Das zugekaufte Handygeschäft von Nokia lastet schwer auf Microsoft. Im vierten Geschäftsquartal von April bis Juni häufte die Sparte einen operativen Verlust von 692 Millionen Dollar (512 Millionen Euro) an, wie der Konzern gestern am Sitz in Redmond mitteilte. Konzernweit schrumpfte der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Die Übernahme von Nokia führt Microsoft in die Verlustzone. Die Übernahme von Nokia führt Microsoft in die Verlustzone.
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um sieben Prozent auf unterm Strich 4,6 Milliarden Dollar. Im gesamten Geschäftsjahr 2014 konnte Microsoft den Gewinn dank seines Software-Geschäftes jedoch leicht auf 22,1 Milliarden Dollar steigern.

Nokia X

Microsoft hatte die 5,4 Milliarden Euro teure Nokia-Übernahme Ende April abgeschlossen. Ziel des noch vom vormaligen Konzernchef Steve Ballmer eingefädelten Kaufs war es, die Stellung in der mobilen Welt zu festigen. In der vergangenen Woche verkündete der neue Konzernchef Satya Nadella dann, dass im Rahmen der Integration etwa die Hälfte aller 25 000 Nokia-Mitarbeiter gehen müssen. Insgesamt kostet die Neuaufstellung bei Microsoft 18 000 Beschäftigte den Job.

Ausrichtung auf die Cloud

Nadella richtet Microsoft stark aufs Cloud-Computing aus, bei dem Anwendungen in großen Rechenzentren ablaufen, wo auch die Daten zentral gespeichert werden. Dieses Geschäft verdoppelte sich zuletzt. "Ich bin stolz darauf, dass sich unser aggressiver Vorstoß in die Cloud auszahlt", sagte Nadella. Daneben verkauften sich die Bürosoftware Office und das PC-Betriebssystem Windows besser als im Vorjahreszeitraum. Gleiches gilt für die Spielekonsole Xbox und die Surface-Tabletcomputer.

Der Konzernumsatz kletterte insgesamt um 3,5 Milliarden Dollar auf 23,4 Milliarden Dollar. Der Neuzugang Nokia steuerte annähernd 2 Milliarden Dollar zu dem Umsatzsprung bei. Insgesamt konnte Microsoft mehr Geschäft machen als Analysten erwartet hatten; zugleich stiegen jedoch auch die Kosten etwa für die Entwicklung und das Marketing der Produkte. Die Aktie fiel zunächst nachbörslich leicht, drehte dann aber ins Plus.

Marktanteil von Windows Phone wächst

Nokia war lange Marktführer bei Handys, hatte aber bei Smartphones den Anschluss verloren. Apple mit seinen iPhones oder Samsung mit seinen Galaxy-Geräten sind hier wesentlich stärker. Microsoft will Nokia-Smartphones mit seinem eigenen Betriebssystem Windows Phone wieder nach vorne bringen. Zuletzt stiegen hier die Marktanteile. Insofern ist konsequent, dass Microsoft die Nokia-X-Serie gestoppt hat - mit dem Modell Nokia X reagierte der Nokia auf die starke Nachfrage nach Android-Geräten. Die Verkäufe des ersten Android-Modells liefen auch vielversprechend an. Vermutlich war das aber erst recht ein Grund für Microsoft, diesen Ausflug in die Android-Welt gleich wieder zu beenden. Wenn Windows Phone Erfolg haben soll, darf es auch noch gegen Konkurrenz aus dem eigenen Haus antreten müssen. Statt dessen soll das Nokia-X-Konzept auf eine neue Reihe günstiger Lumia-Geräte übertragen werden.

Auch aus dem Geschäft mit einfachen Handys wird Microsoft sich verabschieden, worauf ein Teil der Jobverluste zurückzuführen ist. Insgesamt kostet der Stellenabbau 1,1 bis 1,6 Milliarden Dollar, unter anderem für Abfindungen. Die Summe wird allerdings erst im gerade angebrochenen Geschäftsjahr 2015 verbucht, das im Juni endet.

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